KMU und Gewerbe

Adler-Apotheke

1839 eröffnete Caesar Heinrich Steiner (1812-1894) die Adler-Apotheke im Haus zum Maulbeerbaum an der Ecke Untertor/Bahnhofplatz. Sie war die dritte Apotheke in Winterthur nach der Mohren-Apotheke (1772) und der Rathausapotheke (1825).


Gründungsdatum
1839


Adresse
Adler-Apotheke
Untertor 39
8400 Winterthur
Die Adler-Apotheke im Haus zum Maulbeerbaum, 1913 Foto: winbib (Signatur 061071)

Caesar Heinrich Steiner (1812-1894) gründete 1839 im Hause zum Maulbeerbaum am Bahnhofplatz eine Apotheke. Er machte bald darauf durch seine fundierten Kenntnisse von sich Reden. In der Folge wurde er 1840 zum kantonalen Revisor ernannt. Er hatte mit diesem Mandat die anderen Apotheken zu beaufsichtigen. Mit seinem Auftreten und auch als neuer Konkurrent schaffte er sich nicht viele Freunde. 1874 verkaufte Caesar Heinrich Steiner die Apotheke an Eduard Gamper-Laubi (1845-1912), der die Umbenennung in «Adler-Apotheke» vornahm.

1911 übernahm dessen Sohn Dr. Max Gamper-Widmer (1874-1962) das Unternehmen. In der damaligen Zeit wurden die Medikamente zu einem Teil durch den Apotheker nach den Rezepten der Ärzte individuell hergestellt. Max Gamper hatte seine eigene Marke «Domaga» (DOktor MAx GAmper). Der Schwiegersohn von Max Gamper, Dr. Ernst Baeschlin-Gamper (1906-1992) übernahm 1942 die Apotheke und 1967 zusammen mit seiner Ehefrau Marlies Baeschlin-Gamper ( 1909-2005) auch das Haus. Ernst Baeschlin gründete eine eigene Produktion von Augenmedikamenten unter dem Namen «Dispersa», die Herstellung erfolgte im Haus zum Maulbeerbaum. Später wurde die Produktion ausgesiedelt, vorerst ins Mattenbachquartier und später in einen Neubau nach Hettlingen. Der Betrieb wurde dann später durch die Novartis übernommen. 

1972 kauften die Apotheker Baeschlin-Gamper auch das Nachbarhaus «Zum Schwarzen Adler». Mit einem grösseren Umbau wurden die Räume der Apotheke verbessert und den Bedürfnissen angepasst. Vor allem die Verlegung des Treppenhauses ermöglichte starke räumliche Verbesserungen. Nach 139-jähriger Familientradition, eine Apotheke zu führen, war ab 1978 niemand mehr da, der das Geschäft weiterführen wollte oder konnte. Die Apotheke wurde an Dr. Urs Reinhard verpachtet und 1990 verkauft. Seit 2009 ist Florian Meier Inhaber der Apotheke. Die beiden Häuser sind nach wie vor im Besitz der Nachkommen von Marlies und Ernst Baeschlin-Gamper.

Die Häuser «Zum Maulbeerbaum» und «Zum schwarzen Adler»

Die Fachwerkfassade des Hauses «Zum schwarzen Adler», Untertor 39 (auch «Zur alten Post») mit dem eingebauten Erker geht auf das 17. Jh. zurück und ist damit deutlich älter als der «Maulbeerbaum». Dieser wurde um 1785 anstelle des ehemaligen städtischen Werkhauses errichtet und lehnt sich an die heute noch im Gebäude ablesbare Stadtmauer und an den Turm des Untertores an. Der aus kleinstädtischen Strukturen hervorstechende Bau geht auf Johann Caspar Steiner zurück, der lange in Bergamo im Seidenhandel tätig war und sich in seiner Heimatstadt einen repräsentativen Alterssitz mit kleinem Garten vor der Stadtmauer schuf. Nach dem Tod Steiners wurde das Gebäude 1815 an die Familie Steiner-Biedermann verkauft. Der Bau des Bahnhofs 1860 und der Abbruch des Untertors 1867 werteten die Lage auf und führten zu grosszügigen Neubauprojekten. Realisiert wurde jedoch einzig eine moderate Modernisierung durch die Architekten Rittmeyer & Furrer, welche die Apotheke von Max Gamper mit einer Arztpraxis und Wohnungen verbanden. Erst der Kauf der Nachbarliegenschaft «Zum Schwarzen Adler» 1973 führte zu einem grundlegenden Umbau mit einer Anpassung der Hausgrundrisse. Dafür wurde allerdings die alte Innenausstattung geopfert.

Benutzte und weiterführende Literatur

Siegenthaler-Baeschlin, Dieter: Das Herbar des Winterthurer Apothekers Dr. Caesar Heinrich Steiner 1812-1894, Winterthur 2015.
Siegenthaler-Baeschlin, Dieter: Die Häuser zum Maulbeerbaum & zum Schwarzen Adler in Winterthur, Winterthur 2010.
Gantenbein, Urs Leo: Schwitzkur und Angstschweiss. Praktische Medizin in Winterthur seit 1300 (327. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur), Winterthur 1997.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
18.02.2022