Öffentliche Bauten

Alterszentrum Neumarkt

Neumarkt 6

Am Gebäude des Alterszentrums Neumarkt zeichnet sich die Sozialgeschichte der Stadt Winterthur nach. Das Gebäude war über die Jahrhunderte hinweg Spital, Armenhaus, Waisenhaus, Fremdenasyl, Gefängnis und Altersheim in einem oder nach und nach. Die Geschichte ist auch ein Blick auf den sozialen Wandel, der aufzeigt, wie in den letzten 800 Jahren mit Menschen am Rand der Gesellschaft umgegangen wurde.


Baujahr
1806


Adresse
Alterszentrum Neumarkt
Neumarkt 6
8400 Winterthur
1866: Neumarkt, Bürgerspital Foto: winbib (Signatur 023180_O)
Der ehemalige Spitalkomplex (gelbes Gebäude links) wuchs aus einem 1523 aufgelösten Frauenkloster heraus, wobei der "obere Spital" (heute "altes Stadthaus" an der Marktgasse) 1788/89 im Louis-XIV-Stil erbaut und das "untere Spital" 1806-1814 im Biedermannstil durch Salomon Sulzer entstanden ist. Früher wurden sie getrennt betrieben, heute bilden sie eine Einheit, die 1964 durch den Abbruch des alten Bezirksgebäudes (Ecke Neumarkt/Steinberggasse) um einen Anbau erweitert worden ist.

Bis zur Eröffnung des Einwohnerspitales am Fuss des Lindberges im Jahre 1876 blieb das untere Spital der Ort, an dem Operationen durchgeführt und wo Kranke behandelt wurden. Die ärztliche Aufsicht oblag dem Stadtarzt, der auch operierte. Der Nachbarschaft von Bezirksgericht und -gefängnis wird man wohl nicht nachtrauern. Früher war das "obere Spital" den gutgestellten Winterthurern vorbehalten, während im "unteren Spital", dem sogenannten Pfrundhaus, minderbemittelte Bürger Aufnahme fanden. Neben alten Leuten waren im Pfrundhaus auch Waisenkinder untergebracht, eine nicht gerade glückliche Lösung. Doch mussten die Kinder schon dankbar sein, wenigstens ein Dach über dem Kopf und genug zu essen zu haben. Erst im 19. Jhdt. setzte sich die Ansicht durch, das Zusammenwohnen der Pfründer mit den Kindern sei für letztere nicht das Beste.

Man teilte ihnen vorerst einen eigenen Flügel im Haus zu. 1835 erfolgte der Umzug in ein eigenes Heim am Untertor, womit eine neue Ära im Waisenwesen eingeleitet worden ist. Nach 1876 wurde das ehemalige Spital zum Alters- und Pflegeheim. 1998 wurde der wenig bewährte Ersatz-Anbau von 1964 abgebrochen und nach langem hin und her durch einen modernen Neubau ersetzt. Die Architekten Stutz und Bolt trugen dafür die Verantwortung. Darin sind verschiedene Wohnformen möglich. 64 der 71 Bewohnerinnen und Bewohner leben verteilt auf drei Wohngruppen in einer familienähnlichen Gemeinschaft zusammen. Jeder Gruppe steht ein ganzes, rollstuhlgängiges Stockwerk mit einem grosszügigen Wohnraum zur Verfügung.

Zusätzlich gibt es Ferienzimmer, die für eine bestimmte Zeit benützt werden können von Personen, die das Leben im Alterszentrum kennen lernen möchten oder Erholung und Entspannung suchen. 2002 wurde der wenig bewährte Ersatz-Anbau von 1964 abgebrochen und nach langem hin und her durch einen modernen Neubau ersetzt. Die Architekten Stutz und Bolt trugen dafür die Verantwortung. Darin sind verschiedene Wohnformen möglich. 64 der 71 Bewohnerinnen und Bewohner leben verteilt auf drei Wohngruppen in einer familienähnlichen Gemeinschaft zusammen. Jeder Gruppe steht ein ganzes, rollstuhlgängiges Stockwerk mit einem grosszügigen Wohnraum zur Verfügung. Zusätzlich gibt es Ferienzimmer, die für eine bestimmte Zeit benützt werden können von Personen, die das Leben im Alterszentrum kennen lernen möchten oder Erholung und Entspannung.

Für ergänzende Informationen verweisen wir auf das Buch: Der "Neumarkt" - Schauplatz der Winterthurer Sozialgeschichte von Frauke Sassnick Spohn. Zu beziehen beim Departement Soziales, Alter und Pflege, Postfach, 8402 Winterthur (ISBN 3-9522542-0-7, 36 Franken).

Bibliografie

    Altersheim Neumarkt

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Altersheim Neumarkt. In: Dokumentation Urs Widmer, Bauwerke und Häuser A-Sch. 5 S. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Neubau; Kritik Heimatschutz: Landbote 1991/32, 1993/250 1Abb., 1994/20, 58 1Abb., 126, 1995/15, 66 1Abb., 107, 133 Leserbrief, 144. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1991/38 1Abb., 248 1Abb., 1995/66, 144. - Weinländer Zeitung 1995/34. - Schweizer Ingenieur und Architekt 1991/8 S.169. - Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1993/112 m.Plänen, 1994/27+28 m.Plänen. - NZZ 1994/20 S.57. - Transparent 1995/1 m.Abb.
      Rekurs; neues Projekt: Landbote 1995/193, 251, 1996/172, 176 1Abb., 282 1Abb.
      Verzögerung wegen 2.Rekurs: Landbote 1997/43.
      Neuer Plan, vier Stockwerke: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1997/55 m.Plänen. - Landbote 1997/144, 219. - NZZ 1997/145 S.52.
      Auswärtige Wohngruppen während Umbau: Landbote 1998/115, 137, 1999 .
      Abbruch: Landbote 1998/264 1Abb. - Weinländer Zeitung 1998/132.- Kunst am Bau: Landbote 2000/222 Christopher T. Hunziker, 1Abb. - Leserbrief: Landbote 2000/271 von Walter Leu, 2001/1 Bauen im histor. Kontext, von Ulrich Scheibler, 1Abb., 5 Leserbriefe. - Ein gelungener Kompromiss: Tages-Anzeiger 2000/302 m.Abb. - NZZ 2000/294 S. 49, 2001/42 S. 47 1Abb.
      Bezug: Landbote 2000/293. - NZZ 2000/294 S. 49. - Weinländer Zeitung 2000/145.
      Winterthurer Jahrbuch 2001 S. 171 1Abb.
      Alterswohnungen: Landbote 1995/280 m.Abb.
      Alterszentrum: Landbote 1999/230 1Abb. - Stadtblatt 1999/40 1Abb.
      Cafeteria: Weinländer Zeitung 2001/24 1Abb. - Landbote 2001/46 Eröffnung, 2002/211 1Abb.
      Kunst am Bau, Christopher T. Hunziker: Weinländer Zeitung 2002/4.
      Res sacra miser: Landbote 2002/152 von Werner Weber, m.Abb.
      Aussenwohngruppe: Stadtblatt 2002/38 m.Abb.
      Restaurant. Kein Erfolg: Tages-Anzeiger 2004/125.
      Alterszentrum: Werk, Bauen+Wohnen 2004/1 Wohnformen im Alter, von Inge Beckel und Michael Hanak, m.Abb.
      Restaurant. Verpachtung an Brühlgut-Stiftung: Landbote 2008/54


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023