Grosskonzerne

Brauerei Haldengut

Haldenstrasse 69

"Ende gut, Haldengut", so lautete 1968 der Slogan zum 125sten Geburtstag der Brauerei Haldengut. Die Geschichte endete aber nicht so haldengut: Im Sommer 2002 wurde das Bier brauen eingestellt und nach Chur verlegt. Heineken Switzerland hatte nun das Sagen.


Gründungsdatum
1843


Adresse
Heineken Switzerland
Haldenstr. 69
8401 Winterthur
vor 1898: Brauerei Haldengut Foto: winbib (Signatur 030293)

Im Winter 1842/43 nahm Ferdinand Ernst (1819-1875) den Braubetrieb Haldenberg (früher Haldenacker) auf. 1850 spöttelt Johann Conrad Troll in seiner "Geschichte der Stadt Winterthur", der klassizistische Gründerbau von Leonhard Zeugheer stehe "wie eine Satire auf den Weinbau mitten in unserem Weinberg". 1851 ändert der Firmenname in "Brauerei Haldengut". Als Ernst 1875 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, übernahm der württembergische Gersten- und Malzhändler Johann Georg Schoellhorn (1837-1890) die Schulden. Zusammen mit dem Sohn von Ferdinand Ernst, Hans Ernst (1853-1907) stieg er ins Geschäft ein.

Sein Sohn und Nachfolger Fritz Schoellhorn (1863-1933) war ein Patriarch alter Schule und wurde von seinen Arbeitern mit "Herr Oberst" angesprochen. Während 45 Jahren bis zu seinem Tode leitete er die Vereinigten Schweizer Brauereien (Tivoli, Genf; Bavaria, St. Gallen und Haldengut, Winterthur). In dritter Generation wurde Haldengut durch Georg (1891-1973) und Kurt Schoellhorn (1894-1966) geleitet. Seit 1928 sassen sie im Verwaltungsrat und übernahmen an 1933 als Präsident und kaufmännischer Delegierter (Georg) und Vizepräsident und technischer Delegierter (Kurt) die neue Verantwortung. 1950 trat Jürg Schoellhorn (1921-1998), Sohn von Georg Schoellhorn, als Sekretär des Verwaltungsrates in die Brauerei ein und wurde 1965 Delegierter des Verwaltungsrates.

1962 wurde die Bierauslieferungen mit den traditionellen Pferdefuhrwerken eingestellt. 1968 anlässlich der 125-Jahr-Feier, wurde der Slogan "ENDE GUT - HALDENGUT" kreiert. 1979 wurde die Brauerei Falken aus Baden übernommen. 1989 wurde ein Schulterschluss mit Calanda Bräu in Chur durchgeführt, dem 1990 die Gründung der Tochtergesellschaft Calanda Haldengut folgte. Der Zusammenarbeitsvertrag mit der Churer Brauerei Calanda brachte Haldengut in eine Abhängigkeit, die sich nicht mehr korrigieren liess. 1993 stand Haldengut das Wasser bis zum Halse, das Unternehmen musste verkauft werden. Es ging an den Niederländischen Braukonzern Heineken.

Mittlerweile war mit Jürg Schoellhorns Sohn Andreas (1954) die fünfte Generation wieder ins Unternehmen zurückgekehrt. Bald wurde klar, dass Calanda-Haldengut über kurz oder lang nicht beide Standorte -Chur und Winterthur- als Brauerei halten konnte. Da die Anlagen in Chur die moderneren waren fiel der Entscheid zuungunsten Winterthurs aus. Seit Juni 2002 gibt es zwar immer noch Haldengut Bier, aber es wird in Chur und nicht mehr in Winterthur gebraut. Das Fabrikareal an der Rychenbergstrasse wird verkleinert. Die Grundstücke und Gebäulichkeiten oberhalb der Rychenbergstrasse werden verkauft. Sie werden in Wohnbauten umgebaut oder müssen Neubauten Platz machen.

Die restlichen Liegenschaften, südlich der Rychenbergstrasse dienen weiterhin für die Verwaltung von Heineken Switzerland und als Logistikzentrum. 2006 arbeiten 220 Beschäftigte in Winterthur. Statt eine Brauerei wird ein Kundenservicecenter betrieben. In der Galerie präsentieren sich Fotos von Andreas Schoellhorn, Nachfahre der Gründer- und Besitzerfamilie. Nebst Archivaufnahmen aus der "guten, alten Zeit" zeigen diese Bilder die letzten Aufnahmen des Fabrikareals, das zum Teil 2008/09 Neu- und Umbauten weichen musste. Zu beachten ist dazu auch unter "Dokumente" der Landbote-Artikel "Künstlerische Spurensuche im Haldengut" vom 23.12.2008. Zu diesem Thema gibt es es auch einen Aufsatz im Winterthurer Jahrbuch 2009. Wir danken Herrn Schoellhorn sehr herzlich für das zur Verfügung stellen dieser einzigartigen Fotos.

Heineken Switzerland Heineken ist seit 1984 in der Schweiz präsent und übernahm Ende 1993 die Brauerei Haldengut in Winterthur sowie die Calanda Bräu in Chur. Heineken Switzerland ist eine Tochtergesellschaft der in mehr als 170 Ländern präsenten Heineken-Gruppe. Im Jahr 2002 verkaufte die Gruppe, welche die Nummer eins in Europa ist, insgesamt 108.9 Millionen hl Bier. Zudem ist Heineken die internationalste Marke der Welt. Neben der internationalen Premiummarke Heineken sowie den internationalen Brands Amstel und Murphy's produziert und vermarktet Heineken zahlreiche regionale Marken und Spezialitäten, in der Schweiz z.B. die traditionellen Marken Haldengut und Calanda sowie die Spezialitäten Original Ittinger Klosterbräu, Desperados und Erdinger. Weitere Etappen vom Ende in Winterthur Nachdem 2008 Heineken die Brauerei Eichhof in Luzern übernommen hat zügelten weitere Einheiten des Managements nach Luzern. Winterthur verliert weitere Stellen. Als "frohe" Weihnachtsbotschaft wurde am 24.12.2009 publik, dass das noch übrig gebliebene Haldengut-Areal dem Kanton Zürich verkauft worden ist. Dieser will damit sein Areal für Erweiterungen des Kantonsspitals arrondieren. Heineken bleibt als Mieter noch 10 bis 20 Jahre in den Liegenschaften.

Medienmitteilung des Kantons Zürich vom 23.12.2009, Kauf des Haldengut-Areals

Regierungsrat beschliesst Kauf des Haldengut-Areals in Winterthur Mit dem Kauf des 16'000 m2 grossen Haldengut-Areals erhält der Kanton Zürich für das Kantonsspital Winterthur eine strategische Raumreserve, die knapp einem Drittel der heutigen Fläche des Spitalareals entspricht. Die Heineken Switzerland AG war bereit, beide Parzellen dem Kanton zu verkaufen, sofern die noch benötigten Arealteile für die Dauer von bis zu 20 Jahren weiter genutzt werden können. Die Nutzung wird in Form eines Baurechts geregelt. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

Das Areal wird nördlich von der Brauerstrasse und östlich von der Haldenstrasse begrenzt. Nur durch die Brauerstrasse getrennt, betreibt die Heineken Switzerland AG auf einer Fläche von 15’968 m2 ein Getränkelager und verschiedene administrative Tätigkeiten. Rund ein Viertel des verbleibenden Haldengut-Areals wird von Heineken nicht mehr benötigt, für den Rest besteht weiterhin Eigenbedarf. Heineken war bereit, das Haldengut-Areal dem Kanton zu verkaufen, sofern die noch benötigten Arealteile für die Dauer von bis zu 20 Jahren weiter genutzt werden können.

Diese Nutzung ist in Form eines Baurechts geregelt. Durch die Genehmigung dieses Geschäfts erhält der Kanton für das Kantonsspital Winterthur eine strategische Raumreserve, die knapp einem Drittel der heutigen Fläche des Spitalareals entspricht. Das heutige Areal des Kantonsspitals bietet langfristig nur noch eingeschränkte Möglichkeiten für Erweiterungsbauten, die logistisch sinnvoll in den Betrieb eingegliedert und bei laufendem Betrieb bebaut werden können. Es fehlen Ausweich- und Provisoriumsflächen.

Bibliografie

    Haldengut, Brauerei (Calanda-Haldengut; Heineken)

    • Einträge 1991–2010

      Salmonellen an Jahreseinladung: NZZ 1991/72 S. 54, 73 S. 53, 76 S. 54. - Tages-Anzeiger 1991/76.
      Speisehaus. Umbau: Landbote 1992/289 m.Abb.
      Calanda-Haldengut. 1. Geschäftsjahr: Landbote 1992/29. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1992/29.
      1. Generalversammlung: Landbote 1992/47.
      Aller Anfang ist Haldengut: Pfeffer & Salz 1992/10 von Willy Näf, m.Abb.
      Calanda Aktien: Finanz+Wirtschaft 1992/ . - Landbote 1992/259, 274, 292, 1994/21. - Winterthurer Woche 1992/46 Interview Thomann. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1992/292. - Bilanz 1993/1 S.82 2. von Oliver Prange.
      Operative Leitung mit Andreas Schoellhorn, und Bilanz 1992: Landbote 1993/28, 32. - NZZ 1993/32. - Zürcher Oberländer 1993/32. - Weinländer Zeitung 1993/16. - Finanz+Wirtschaft 1993/11. - Bilanz 1994/2.
      Uebernahme durch Heineken; Rücktritt Verwaltungsratspräsident; Rechtsschritte von Eichhof: Landbote 1993/297-299, 1994/4. - NZZ 1993/299 S.25. - Zürcher Oberländer 1999/298. - Tages-Anzeiger 1993/298. - Winterthurer Woche 1993/52.
      Neuer Direktor: Finanz+Wirtschaft 1993/101, 102, 1994/3 [Winterthurer Dok.1994/1 3 Bl.]
      Winterthurer Woche 1994/6. - Landbote 1994/32, 33 Vorgeschichte, 38, 44 , 88. - Bilanz 1994/2,3.
      Aktien. Angebot an Aktionäre; Insidergeschäfte ?; Aktienkauf: Landbote 1994/50, 58, 63, 72.
      Reduktion Verwaltungsrat: Landbote 1994/79.
      Konzentration au Getränke: Landbote 1994/196.
      Generalversammlung: Landbote 1994/98. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1994/97. - Thomann AG von Management übernommen: Landbote 1994/106.
      Immobilien. An SISKA: Landbote 1994/205.
      Heineken, 1. Jahr: Landbote 1995/96.
      Stellenabbau: Landbote 1994/229.
      Neues Logo: Landbote 1996/68 1Abb.
      Gewinne durch Feldschlösschen-Verluste: Winterthurer Arbeiterzeitung 1997/35.
      Zukunft: Landbote 1997/193 Interview Willem Hosang.
      Verkauf Mineralwassersektor (Passugger): Landbote 1998/45.
      Albani, neues Bier: Landbote 1998/180. - Weinländer Zeitung 1998/139.
      Heineken in Chur gebraut: Landbote 1998/286.
      Letzte GV im Haldengut: Landbote 1999/122. - Tages-Anzeiger 1999/123.
      Haldenzwickel, neues Bier: Landbote 1999/122.
      Wird "Heineken-Switzerland": Winterthurer Dok. 2001/ . - Stadtanzeiger 2001/18 m.Abb.
      Schliessung Brauerei: Andelfinger Zeitung 2001/135.
      Sozialplan: Landbote 2001/278 1Abb. - Stadtblatt 2001/48. - Leserbrief: Landbote 2001/278 von Hugo Buchs.
      Vor der Schliessung: NZZ 2002/65 S. 49 1Abb.
      Produktionsstandort nach Chur: NZZ 2002/124 S. 47.
      Willem A. Hosang, Direktor Heineken. Rücktritt: Landbote 2002/182 Interview, 1Abb. --Pferdegespann: Tages-Anzeiger 2003/44 1Abb.
      Heineken, Spur von Genf nach Chur: NZZ 2004/118 S. B 4 von Heinz Bitterli.
      Neuer Verwaltungsratspräsident: Landbote 2004/160.
      Haldengut. Regional, Calanda national: Landbote 2004/226 Interview Boudewijn van Rompu, m.Abb.
      Festbier: Landbote 2005/22.
      Einheimische Gerste, Pilotprojekt: Landbote 2005/103 1Abb., 173 1Abb. - NZZ 2005/103 S.59.
      Haldengut-Bier. Rückgang: Landbote 2007/26 m.Abb.
      Standort, Veränderungen seit 1993: Landbote 2007/174 m.Abb.
      Haldengut-Bier. Auslaufmodell? Landbote 2007/248 Interview Toni Schneider, 1Abb.
      Pferdefuhrwerk: Landbote 2008/111 m.Abb.
      Firmensitz. Nach Übernahme von Eichhof Zentrale nach Luzern, Stellenabbau: Landbote 2008/161, 253 m.Abb. - NZZ 2008/253 S. 51.
      Bewilligung zur Übernahme: Landbote 2008/195.
      Teil Mitarbeiter nach Luzern: Landbote 2009/112 m.Abb.

    Haldengut, Brauerei. Geschichte

    • Einträge ab 2011

      Erzinger, Matthias: "Ich bin stolz. Stolz auf das Bier in mir". In: Winterthurer Jahrbuch 2019 (2018). S. 134-138. m. Abb.
      Widmer, Urs: Brauerei Haldengut. In: Dokumentation Urs Widmer, Firmen A-Z, Diverse Themen A-Z 3 S.
      Widmer, Urs: Vom Kommen und Gehen der Industrie in Winterthur. Die Brauerei Haldengut. In: Dokumentation Urs Widmer, Firmen A-Z, Diverse Themen A-Z 2 S.
      Zeitungsartikel NZZ «Winterthurer Prominenz unfreiwillig im Bett» und Landbote «Winterthurs Prominente leiden unter Durchfall», 1991, in: Doku Landbote 5/8.

      Einträge 1991–2010

      150 Jahre Haldengut: Winterthurer Jahrbuch 1994 von Heinz Ruprecht, m.Abb.
      Braumeister Emil Weiss: Landbote 1999/255 1Abb.
      Stadtblatt 2002/44 von Luzia Hug, m.Abb.
      Letzter Schoellhorn verlässt Unternehmen: Tages-Anzeiger 2004/73 1Abb.

    Haldengut, Brauerei. Bauten

    • Einträge 1991–2010

      Sonderbauvorschriften Fabrikareal: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1993/44 m.Plänen. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1993/91. - Landbote 1994/8.
      Siedlung Rütihofstrasse. Bauvorschriften: Landbote 1997/120.
      Bau von 240 Wohnungen: Landbote 2004/217 m.Abb. - NZZ 2004/223 S. 57 1Abb.
      Überbauung östlicher Teil, 5 MFH durch Karl Steiner AG.: Landbote 2004/277.
      Bewilligung; Rekurse: Landbote 2005/99, 132 m.Abb., 2006/99 1Abb.. - NZZ 2004/222 S. 57 1Abb., 2005/99 S. 57.
      Sudhaus. Neunutzung? Landbote 2007/86 von Ulrich Scheibler, 1Abb.
      Rekurs. Einigung; Abbruch; Sprengung: Landbote 2007/103 m.Abb. --. Haldengut-Areal. Das Haldengut, von der Brauerei zum "Areal": Winterthurer Jahrbuch 2009 von Andreas Schoellhorn, m.Abb.
      Verkauf an Kanton: Landbote 2009/299 m.Abb. - NZZ 2009/299 S. 18.
      Umbau Brauerei, Restaurierung Bilder Ess-Saal: Landbote 2010/141 von Stefan Busz, m.Abb.
      Ein Areal, das gescheitert ist: Landbote 2010/173 von Ulrich Scheibler, 1Abb.

    Haldengut, Brauerei. Bauten. Chalet-Siedlung Rütihofstrasse

    • Einträge 1991–2010

      Bauvorschriften: Landbote 1997/120.
      Keine Sonnenkollektoren: Tages-Anzeiger 2007/280 [Winterthurer Dok.2007/45], Landbote 2007/280 1Abb. siehe auch Sonderbauvorschriften
      Jetzt erlaubt: Landbote 2008/139 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
24.02.2022