Stadtkreise und Quartiere

Breite-Vogelsang-Quartier

Die Breite kann auch die Oberstadt von Winterthur genannt werden. Schon früh erscheint in Urkunden der Flurname „Breite“ als Bezeichnung der höher gelegenen Ebene südlich über der Altstadt. Heute ist diese „Oberstadt“ dicht überbaut. Aber trotzdem fliesst das Grün aus dem Eschenberg-Wald hinab bis zur Altstadt-Grenze. Die grosszügigen Parkanlagen auf diesem Hügelsporn sind dafür verantwortlich.


um 1925: Breitestrasse, Gutwiese, rechts Gutstrasse Foto: winbib (Signatur 050775)
Der Eschenberghang war in frühester Zeit landwirtschaftlich genutztes Wies- und Ackerland. Ab dem 18. Jhdt. entstanden die ersten Landsitze von gut gestellten Familien, die der Innenstadt entflohen. Es entstanden der Landsitz „Gut“ (erbaut 1767, später mit EFH überbaut, Quartier am Ende der heutigen Gutstrasse), der Landsitz „Büel“ (erbaut 1849), die Villa Ernst zum „Frohberg“ (erbaut 1865), der „Schanzengarten“ (erbaut 1871), die Villa „Sulzer-Grossmann“ (1894 an der Wylandstrasse erbaut, 1939 abgetragen) und das Landhaus zum „Sonnenberg“ (erbaut 1903). Zwischen 1860 und 1870 siedelten sich auch im Vogelsang die ersten Wohnhäuser für Arbeiter an.


Auf dem Land von städtischen Pachthöfen entstanden 12 Wohnblocks, die die Gesellschaft zur Erstellung billiger Wohnungen baute. 1890 liess die Stadtverwaltung ein Projekt ausarbeiten, für eine Verbindung von der Lagerhausstrasse zum Reitweg. Damit war der definitive Startschuss gegeben, für weitere, auch einfachere Überbauungen auf der Breite. Die Idee ein Nachbarverein Breite zu gründen entstand am Biertisch im Bruderhaus. Am 1.Februar 1894 fand die Gründung statt. Erster Präsident wurde Förster Jakob Gut. In den ersten Jahren stand das Gesellige im Vordergrund. Reiselust und Unterhaltungsabende prägten das Jahresprogramm. Quartierfragen standen aber auch und bald viel mehr auf der Traktandenliste.

Ergänzung der Feuerwehrausrüstung und die Strassenbeleuchtung (im Breitequartier gab es damals vier Gaslaternen) gaben zu reden. Vier Jahre später bestanden Bestrebungen der Vogelsang Bewohner ebenfalls einen Nachbarverein zu gründen. In Gesprächen kam eine Einigung zu Stande. 20 Vogelsang Bewohner entschlossen sich zum Beitritt des Breite-Vereins. Am 12. Februar 1898 fand die erste gemeinsame Generalversammlung im Restaurant Vogelsang statt. Dabei wurde der neue Name „Quartierverein Breite-Vogelsang“ beschlossen. 1910 erhielt er noch den Zusatz „und Umgebung“. Von nun an standen die Quartierfragen im Mittelpunkt. Trottoir-Ergänzungen, Schulhausbau auf dem Heiligberg (1912 bezogen), Kinderspielplätze, Bedürfnisanstalt, Briefmarkenverkauf und anderes waren die Diskussionspunkte.

1913 leuchtete im Breitequartier erstmals das elektrische Licht und ab 1927 die Strassenteerung waren Themen zu denen sich der Verein stark engagierte. Weitere folgten: ab 1921 Verlängerung und Ausbau der Breitestrasse, Erweiterung des Güterbahnhofes und der Umbau der Storchenbrücke. Nach dem die Bautätigkeit kein Ende nahm, kam als neues Thema die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr zur Sprache. 1932 nahm sich ein Initiativkomitee diese Sache an. Schliesslich gelang es, unter der Zusicherung einer Defizitgarantie der Stadt, den Autocarhalter Oettli-Ahl zur Übernahme eines regelmässigen Kursbetriebes zu gewinnen. Ab dem 17. Dezember 1933 erschloss der Autobusbetrieb das Breitequartier. 27 Jahre hielt diese private Lösung an. Sie wurde dann ab dem 4. Dezember 1960 von den Winterthurer Verkehrsbetrieben übernommen.

In der neueren Zeit waren es die Verkehrsverhältnisse auf der zur Durchgangsstrasse gewordenen Breitestrasse das Hauptthema. Der Lärm und die Abgase der fast ununterbrochenen Verkehrslawine war nicht nur für die direkten Anwohner der Strasse, sondern für die ganze Breite-Bevölkerung ein grosses Ärgernis geworden. Die Ablehnung eines Projektierungskredites für einen Breitetunnel in einer Volksabstimmung im Jahre 1983 war eine kalte Dusche gewesen. Die später eingeführte Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 km/h war ein ganz kleiner Trost.

Bibliografie

    Siedlung Vogelsang

    • Einträge ab 2011

      Felix, Christian: Blick auf die Züge und die weite Welt. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 38 (2021). S. 5. m.Abb.
      Flieger, Katharina: Siedlung Vogelsang - neues Leben am Hang. In: Winterthurer Jahrbuch 2022. S. 6-13. m.Abb.

    Pünten Vogelsang

    • Einträge ab 2011

      Konflikte, Pressemitteilung, Zeitungsartikel, Fotos, Pünteninitiative, Korrespondenzen, 1995-1997, Doku Landbote 9/5.

      Einträge 1991–2010

      Volksinitiative zur Erhaltung: Landbote 1991/247, 1992/93, 110, 232, 262, 1994/11, 203. - Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1992/18, 65.
      Ablehnung durch Gem.rat: Landbote 1995/139.
      Referendum; Annahme: Landbote 1995/142, 252. - Transparent 1995/2 m.Abb. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/262.
      Sanierung: Landbote 1997/89 m.Abb.
      Protest gegen Kündigung: Landbote 1997/184.
      Keine Sanierung: Landbote 1997/226 1Abb.
      Überbauung durch Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft GWG: Landbote 2009/175 m.Abb., 2010/154 Stopp 1Abb.

    Quartierverein Breite-Vogelsang

    • Einträge ab 2011

      125 Jahre Quartierverein Breite-Vogelsang. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 193-194.
      Niederhäuser, Peter: 125 Jahre Quartierverein Breite-Vogelsang und Umgebung. Festschrift zum Jubiläum. Winterthur, 2019. S. 80, ill.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 1994/138 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
10.02.2023