Wer schon einmal bei der Chöpfi war, kann nachvollziehen, wie der Flurname zustande kam. Seltsame Steinknauer ragen wie Köpfe aus dem umliegenden Sandstein und scheinen in die Ferne zu blicken. Sie haben wohl schon viele Besucher:innen fasziniert. Dass die eigenartige Gesteinsformation hier so schön zu sehen ist, ist ein Glücksfall. Hätte der eiszeitliche Gletscher den Wolfensberg weniger stark abgehobelt, wäre sie unter anderen Gesteinsschichten verborgen geblieben. Hätte die Erosionskraft des Gletschers nur wenig länger gewirkt, wäre die Chöpfi für immer verloren gegangen. Nach dem Rückzug des Gletschers lag das Sandsteinpaket der Chöpfi an der Oberfläche. Während Schmelzwasser und Regen den weicheren Sandstein auszuwaschen vermochten, blieben die härteren, durch Kalk stärker zementierten «Köpfe» stehen. Die Frage nach dem Grund der Entstehung der harten Knauer stellte die Wissenschaft lange Zeit vor ein Rätsel.
Im Februar 2022 berichtete der Landbote, dass eine spektakuläre neue Erkenntnis die Entstehung der Chöpfi erklären könnte. Der neuen Theorie zufolge hat sie mit dem Einschlag eines Meteoriten im süddeutschen Nördlinger Ries zu tun. Vor knapp 15 Mio. Jahren prallte ein rund 1km grosser Asteroid mit einer Geschwindigkeit von über 70'000km/h beim heutigen Nördlingen DE auf die Hochfläche der Schwäbischen Alb. Dadurch wurde ein starkes Erdbeben ausgelöst, das die Umgebung über 200km weit bis nach Winterthur und darüber hinaus erschütterte. Zu jener Zeit waren im Raum Winterthur die Sedimentschichten der Oberen Süsswassermolasse eben erst abgelagert worden. Sie waren noch sehr jung und dadurch noch nicht zu Stein verfestigt.
Bei der heutigen Chöpfi lag eine Schicht aus wasserundurchlässigem Ton unter einer stark grundwasserhaltigen Sandschicht. Darüber lag eine trockene Sandschicht. Durch den Druck der Erdbebenwellen verflüssigte sich das Sand-Wasser-Gemisch der unteren Schicht und stieg blasenartig in die obere, trockene Sandschicht auf. Dort blieb es stecken und der Kalk, der vorher im Wasser gelöst gewesen war, zementierte die «Blasen» im Lauf der Jahrtausende zu den harten Knauern, die heute als «Köpfe» aus dem Boden ragen. Diese neue Theorie scheint tatsächlich die seltsame Geologie der Chöpfi logisch zu erklären. Um sie allerdings zu bestätigen, ist weitere Forschung nötig. Damit dürfte die Chöpfi, die heute bereits kommunales geologisches Landschaftsschutzobjekt ist, für die Wissenschaft noch interessanter werden.