Wohnhäuser

Das Untervogthaus Seen (Bibliothek Seen)

Rössligasse 11

An der Rössligasse 7-11 steht ein zweigeschossiger Bau, der als "Untervogthaus" bezeichnet wird. Im 16. und 17. Jhdt. fiel fünfmal das Amt des Untervogtes der Grafschaft Kyburg auf Bewohner dieses Hauses (Rössligasse 11). Heute sind dort das Restaurant Rössli, die Bibliothek und die Ludothek untergebracht. Da das Betreibungsamt den Standort aufgab, gab es genügend Raum, um die gut gehende Bibliothek 2011 zu erweitern und zu erneuern.


1992: Rössligasse 11, Bibliothek Seen, mit Brunnen Foto: winbib, Denkmalpflege Winterthur (Signatur FotSch_015f-229)

Der für Seen bedeutenste Untervogt war zweifellos Hans Hofmann, denn er stellte anno 1648 an die Obrigkeit von Zürich das Gesuch zur Erbauung einer eigenen Kirche. Die Seener waren dann zumal noch nach Oberwinterthur "kirchengenössig". Der auf der Kyburg von 1646 bis 1652 residierende Landvogt Hans Heinrich Waser befürwortete diese Eingabe, worauf am 11. November 1649 die Einweihung der Kirche stattfand. Die Einwohnerschaft von Seen ehrte den wohlgesinnten Landvogt durch das Aufstellen eines Gedenksteines im Chor der Kirche und später wurde in Seen auch eine neue Strasse nach seinem Namen genannt (Landvogt-Waser-Strasse).

Weil auch der Untervogt Hans Hofmann durch das anbringen seines Wappens und seiner Initialen H(ans) U(ntervogt) auf einer unteren Ecke dieses Gedenksteines geehrt wurde, war er -der am 15. Februar 1589 noch in der Kirche Oberwinterthur getauft wurde- auch bereit, im Jahre 1652 als Mitstifter des Taufsteines in der neuerbauten Kirche in Erscheinung zu treten. Davon zeugt heute noch das Hofmann Wappen auf dem Taufstein, das von folgenden Worten umfasst wird: HANNS HOFMANN UNDERVOGT DER G(RAFSCHAFT) K(YBURG) ZU SECHEN. Nach 43-jähriger Amtszeit erkrankte Untervogt Hans Hofmann und verstarb am 11. September 1668.

Im Boden des noch heute sehenswerten Raumes des Untervogthauses (Gotisches Gewölbe als Decke, dicke Mauern mit vergittertem Fenster, doppelte Türe mit noch funktionierenden alten Schlössern) ist ein Ziegelstein eingelassen, auf dem die Buchstaben LST und die Jahrzahl 1668 (Todesjahr von Hans Hofmann) eingekratzt sind. Sein Sohn Hans Ulrich Hofmann (1631-1689) wurde zum Nachfolger seines Vaters ernannt und war der letzte Untervogt aus dem Geschlechte Hofmanns. Ein Enkel des letzten Untervogtes, der 1670 geborene Hans Ulrich Hofmann, bezog 1694 die Mühle zu Seen. Weil auch er dem bedeutenden Seener Geschlecht angehörte, ehrten ihn die Seener mit einem Gedenkstein, der der heute in der Nähe der ehemaligen Mühle aufgestellt ist. Zuvor stand er mehr oder weniger unbeachtet im Schatten eines Baumes unmittelbar neben dem Pfarrhaus an der Tösstalstrasse 266. Sein Sohn Hans Ulrich Hofmann (1631-1689) wurde zum Nachfolger seines Vaters ernannt und war der letzte Untervogt aus dem Geschlechte Hofmanns. Ein Enkel des letzten Untervogtes, der 1670 geborene Hans Ulrich Hofmann, bezog 1694 die Mühle zu Seen. Weil auch er dem bedeutenden Seener Geschlecht angehörte, ehrten ihn die Seener mit einem Gedenkstein, der wohl einmal in der Nähe der Mühle aufgestellt war. Heute liegt er mehr oder weniger unbeachtet im Schatten eines Baumes unmittelbar neben dem Pfarrhaus an der Tösstalstrasse 266.

Bibliothek Seen

Im westlichen Teil des Gebäudes des ehemaligen Untervogthauses wurden 2011 die Räume für die Bedürfnisse der Bibliothek Seen umfassend umgebaut und neu eingerichtet. Die Fläche, die durch den Wegzug des Friedensrichter- und des Beitreibungsamts frei geworden war, steht nun der Bibliothek und Ludothek ebenfalls zur Verfügung. Auch die Aussenfassade wurde denkmalgerecht restauriert. Die Bibliothek, die zuvor privat geführt worden war, wurde 1972 von der Stadt übernommen. 1980 zog sie von der Tösstalstrasse an die Rössligasse 11. Nach dem Jahrhundertwechsel nahmen die Ausleihe-Zahlen stetig zu. So verzeichnete die Bibliothek 2008 bei einem Bestand von 17‘000 Medien eine Ausleihfrequenz von 91‘626. Die viel zu kleine Bibliothek verlangte dringen nach einer Sanierung. Der ganze westliche Gebäudeteil wurde den neuen Bedürfnissen angepasst. Im Obergeschoss konnte zudem eine geräumige 6-Zimmerwohnung eingebaut werden.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023