Anlässe, Brauchtum und Feste

Winterthurer Fasnacht

Die Winterthurer Fasnacht hat in den letzten Jahrzehnten Höhen und Tiefen erlebt. Neben der Strassenfasnacht gab es einst in den Sälen des Volkshauses, des Casinos und des «Wartmann» grosse Maskenbälle, und die Wirtschaften der Altstadt wetteiferten um die beste Dekoration. Doch dann ging es abwärts, bis unter der Leitung des FAKOWI die Winterthurer Fasnacht auf neue Beine gestellt wurde. Auch der seit 2007 vergebene Orden «Eularius Lapidarius» geht auf die Fasnacht zurück.


Gründungsdatum
14.01.1929


Winterthurer Fasnacht in den 1950er-Jahren Foto: winbib, Hermann Guhl (Signatur 150617_D)

Die Fasnacht bis ins 19. Jahrhundert

Winterthur war im 15. und 16. Jahrhundert eine «Fasnachtshochburg». Grössere und kleinere Fasnachtszüge aus Konstanz, Stein am Rhein, Frauenfeld, Rapperswil und Schaffhausen besuchten die Stadt. Sie wurden vom Schultheiss und Vertretern des Kleinen und des Grossen Rats begrüsst, auf Kosten der Stadt verköstigt und bei Musik und Tanz unterhalten. Die Winterthurer besuchten ihrerseits die befreundeten Städte und Orte mit Fasnachtszügen von 150 bis 300 Personen. Sie führten auch eigene Fasnachtsanlässe durch. Im Rahmen der reformatorischen Sittenmandate wurden 1672 diese Züge sowie das fasnächtliche Treiben untersagt. Trotzdem lebte die Fasnacht in Winterthur weiter. Im 18. Jahrhundert stellte ein «Vorstand» einen Fasnachtsumzug zusammen, das übrige Treiben wurde aber dem Zufall überlassen.

Die Fasnacht im 20. Jahrhundert

Ab 1928 gab es eine organisierte Fasnacht, und am 14. Januar 1929 wurde ein erstes, aus prominenten Persönlichkeiten bestehendes Fasnachtskomitee gegründet. Dieses löste sich nach einer Krise in den 1930er-Jahren allerdings wieder auf. Erst mit der Gründung der Fasnacht-Gesellschaft Winterthur am 11. Januar 1939 erhielt die Winterthurer Fasnacht Kontinuität. Die Gesellschaft umfasst heute rund 350 Mitglieder; der Vorstand ist das Fasnachtskomitee Winterthur (FAKOWI).

Die Fasnacht heute

Die Winterthurer Fasnacht wird jeweils im Januar mit dem Hammenschmaus eingeleitet, einem gesellschaftlichen Anlass mit Bühnenprogramm. Am Freitag des Fasnachts-Wochenendes wird im Graben der Narrenbaum aufgestellt. Der Stadtpräsident übergibt dem Zunftmeister den Stadtschlüssel, womit das FAKOWI die Stadtherrschaft für die Fasnachtstage übernimmt. Der Samstagabend gehört den Guggenmusiken. Zwischen zwanzig und dreissig Guggenformationen, die zu Teil von weit her anreisen, präsentieren sich in der Altstadt mit einem Umzug und der Altstadt-Dudlätä. Am Sonntagnachmittag zieht der grosse Fasnachtsumzug durch die Innenstadt, dem am Montag jeweils der Kinderumzug folgt. Den theatralischen Abschluss des Fasnachtsanlasses bildet am Montagabend das Böög-Verbrennen auf der Zeughauswiese.
Seit einigen Jahrzehnten wird auch der 11.11. mit Guggenkonzerten in der Altstadt gefeiert.

Eularius Lapidarius

Im Jahr 2007 wurde erstmals an der Fasnacht der Orden «Eularius Lapidarius» vergeben. Damit wird laut Satzung ein Winterthurer (oder eine Winterthurerin) ausgezeichnet, «welcher sich besonders verdient um eine Sache in der Stadt Winterthur gemacht hat». Seit 2012 findet die Ordensverleihung an der Eröffnungsveranstaltung der Winti-Mäss im November statt und hat sich so von der Fasnacht gelöst, doch laut Homepage «bleibt der fasnächtliche Gedanke im Hintergrund erhalten». 2021 ging der Orden an Bettina Stefanini.

Bibliografie

    Winterthur. Fasnacht

    • Einträge ab 2011

      Hohler, Samuel: Böög 2012 ante portas! Winterthur: Fasnacht macht Spass - zum Beispiel auch beim Bauen des Böögg. In: Winterthurer Zeitung ; Nr. 8 Jg. 11 (2012), S. 1 u. 3.
      Briner, Karin; Geiser, Regula: Zeit der Tabubrüche. In: Coucou, Nr. 15 (2014). S. 26. m.Abb.
      Rückblick auf 75 närrische Jahre. In: Winterthurer Stadtanzeiger, Nr. 37 (2014). S. 28. m. Abb.
      Garcia, Tobias: Im Bann der Fasnacht. In: Coucou, Nr. 85 (2020). S. 8-14. m.Abb.
      Eröffnungsrede Hammerschmaus 1997, Ablauf Narrengala 1998, Beizenführer, Flyer, Geschichtliches der Fasnachts-gesellschaft Winterthur, 25 Jahre Kyburg Geischter, , Verschiedene Schnitzelbänkreden, Pressemappe des Narren-Siegel Töss, Geschichte zum Namen der Narrenzunft Teuchel, Heftchen «Narren-Siegel» Töss von 1997 – 2001, Korrespondenzen, Pressemitteilungen, Zeitungsartikel, Fastnachtsplaketten, 1995-2004, in: Doku Landbote 14/7.

      Einträge 1991–2010

      Abnahme der Fasnachtsbeizen: Winterthurer Woche 1992/11.
      Zus.gehen von Fakowi und Guggechnäuel: Landbote 1993/40. - Neuerungen: Landbote 1995/40. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/41.
      Zwischen Tradition und Reform: Tages-Anzeiger 1996/33 [Winterthurer Dok 1996/15].
      Narrenzunft Teuchel: Landbote 1996/35. - Weinländer Zeitung 1996/18 1Abb.
      Streit Löliball, Rücktritte: Landbote 1996/144, 234, 250. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1996/213. - Winterthurer Woche 1996/41. - Weinländer Zeitung 1996/117, 125. - Tages-Anzeiger 1996/250 von Roger Keller, m.Abb. [Winterthurer Dok.1996/32].
      1997. Start nach Schwierigkeiten: Stadtblatt 1997/23.
      Neuer Haldengut-Böögg: Winterthurer Woche 1998/8 m.Abb.
      Guggenmusik Kyburg Geischter: Landbote 1998/186 1Abb.
      Eröffnung mit Narrenbaum: Weinländer Zeitung 1999/17 1Abb., 18 m.Abb.
      Narrenzunft Veltheim. 25 Jahre: Weinländer Zeitung 2000/122. - 30 Jahre: Stadtanzeiger 2004/46 + Nachwuchssorgen.
      Beizenfasnacht verschwindet: Tages-Anzeiger 2001/42.
      Guggen Blächschmelzer und Eulachschränzer. 25 Jahre: Landbote 2001/52.
      Haldengut-Böögg. Für 10 Jahre gesichert: Landbote 2001/301 1Abb., 2002/31.
      Guggenmusik Nautilus: Stadtanzeiger 2002/1 1Abb.
      Kyburg-Geischter. 30 Jahre: Stadtanzeiger 2002/2 1Abb.
      Peter Rüesch, Leiter Narren-Siegel Töss: Landbote 2002/36 1Abb.
      Brühlgut-Stiftung: Landbote 2003/55 1Abb.
      Übergriffe: Landbote 2003/59.
      Schutz: Landbote 2004/9.
      Hölloch-Hexen. 25 Jahre: Stadtanzeiger 2004/3 1Abb.
      Narrenspiegel. Erscheint nicht mehr: Stadtanzeiger 2005/51.
      Winterthurer Narrli, Maskotte: Winterthurer Zeitung 2006/8 1Abb.
      1. Eularius Lapidarius Orden: Landbote 2007/17 1Abb.-- Kyburggeister Winterthur. 30 Jahre: Winterthurer Zeitung 2007/45 m.Abb.
      Falken-Bier anstatt Haldengut: Stadtanzeiger 2007/46 1Abb.
      Neuerungen: Winterthurer Zeitung 2008/5 m.Abb.
      Gugge Rhythmasia. 30 Jahre: Stadtanzeiger 2009/44 m.Abb.

    Eulachschnörri, Fasnachtszeitung

    • Einträge 1991–2010

      Ende: Stadtanzeiger 2003/6. - Landbote 2003/29


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
01.03.2023