Natur und Pärke

Flora Futura Park (AXA Park)

Römerstrasse 17

Die Gebäudegruppen der AXA sind von einer historischen Parkanlage umgeben. Weil sich das Areal baulich stark veränderte, wurde der Park mehrfach umgestaltet. 2025 eröffnete die AXA anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums den «Flora Futura Park». Die rund 16'000 Quadratmeter grosse Anlage ist öffentlich zugänglich und trägt zur Förderung der Biodiversität bei.


Baujahr
1856

Neueröffnung
2025


Adresse
Römerstrasse 17
8400 Winterthur

Die Gebrüder Mertens waren in den 1930er-Jahren für die Gartengestaltung zuständig. Sie orientierten sich einerseits an der etablierte Tradition der Architekturgärten, die sich durch ihre strenge Gliederung und Ordnung auszeichnen. Andererseits übernahmen sie aber auch Einflüsse des in England populären «Wild Gardening», bei der die Bepflanzung so angelegt wurde, dass sie natürlichen Landschaftsbildern entsprach. 
Foto: winbib (Signatur Unfallversicherung 10_02)

Ein Teil vom Winterthurer Villengürtel

Im 19. Jahrhundert erlebte Winterthur seine industrielle Blütezeit. Mit dem wachsenden Wohlstand und dem Zuzug wohlhabender Fabrikantenfamilien entstand rund um die Altstadt ein regelrechter Villengürtel mit Landschaftsgärten und Parkanlagen. Im Osten dominierten die Villen Lindengut und Wehntal das Bild. Die Villa Wehntal liess der Kaufmann Salomon Volkart 1856 errichten. Gleichzeitig entstand ein historistischer Landschaftsgarten mit geschwungenen Wegen, kleinteiliger Gliederung, einem Brunnen, einem kleinen Waldteich sowie exotischen Bäumen und Pflanzen.

1928 übernahm die Winterthur Lebensversicherungs-Gesellschaft (heute AXA) die Villa Wehntal und das benachbarte Wirtshaus Freihof. Sie liess beide Gebäude abbrechen, um Platz für ihren neuen Hauptsitz zu schaffen. Zwischen 1929 und 1931 entstand das L-förmige Verwaltungsgebäude mit Turm nach Plänen des Winterthurer Architekten Lebrecht Völki. Die Gartenarchitekten Gebrüder Mertens aus Zürich planten parallel dazu die Aussenanlagen und bezogen den historischen Baumbestand so weit wie möglich in die Gestaltung ein.

Tradition trifft auf «verrückte Wege»

Der ursprüngliche Park war zurückhaltend bepflanzt. Nur wenige Bäume fanden Platz, dafür richtete das Unternehmen eine eigene Gärtnerei ein, die Blumenrabatten, Sträucher und Rasenflächen pflegte. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb sie in Betrieb, bevor sie dem Ausbau der General-Guisan-Strasse weichen musste.

Die Gestaltung orientierte sich am Neuen Bauen und an den damals modernen Tendenzen des «Wild Gardenings». Dennoch hielten die Mertens-Brüder an der formalen Tradition des Architekturgartens fest. Gerade Wege und klare Linien prägten das Bild. Für die Wege verwendeten sie jedoch unregelmässig geformte Platten. Dieser Stil entspricht dem «crazy paving» und ist ein Merkmal von Wild Gardening. So trafen neue Tendenzen des Wild Gardenings auf die etablierten Formen des Architekturgartens aufeinander.

Während des Zweiten Weltkriegs verwandelte sich der Park im Rahmen der «Anbauschlacht» in einen Kartoffelacker. Gleichzeitig erweiterte die AXA ihren Hauptsitz, was eine erneute Umgestaltung nötig machte. Der Winterthurer Gartengestalter Fritz Haggenmacher legte dazu neue Pläne vor. Er wollte die Mertens-Elemente vollständig ablösen und geschwungene Wege einführen. Realisiert wurden allerdings nur jene seiner Vorschläge, die sich direkt auf das Neubauareal bezogen.

Verwaltungsgebäude «Leben» und Personalrestaurant

Zwischen 1961 und 1964 wuchs das Areal weiter. Möglich machte dies der Abriss mehrerer Gebäude, darunter die Villa Sträuli-Link und ein ehemaliges Pfarrhaus. Die Adlerstrasse, die bisher das neue und alte Areal getrennt hatte, verschwand 1959 von der Stadtkarte. Wenige Jahre später begann der Bau des Personalrestaurants. Auch der Park erfuhr in diesem Zuge Anpassungen. Der Gartengestalter Ernst Meili entwarf ein langes Wasserbecken, das die neuen Gebäude gestalterisch miteinander verbindet.

1970 platzierte man hinter dem Wasserbecken die Eisenplastik «Komposition» des Winterthurer Künstlers Silvio Mattioli. Sie trat in einen spannungsvollen Dialog mit dem Wasserbecken. In der Folge blieb der Charakter des Parks weitgehend erhalten – geprägt von den Mertens-Brüdern.

Gesamtrenovation 1997–1998

In den 1990er-Jahren modernisierte die AXA ihren Hauptsitz umfassend. Auch der Aussenraum wurde neu gestaltet. Für das Bauprojekt arbeiteten die Winterthurer Architekten Bednar & Albisetti mit dem Gartenbauunternehmen Winkler & Richard AG zusammen. Die grösste bauliche Veränderung betraf den Haupteingang: Weil das Gebäudeinnere eine Etage tiefer zu liegen kam, führte man eine abschüssige Rampe ein, eingefasst mit monumentalen Granitquadern. Zusätzlich flankiert heute ein neues Wasserbecken den Eingang.  Dort steht seit 1999 das pinkfarbene Kunstwerk «Öl» von Franz West. Die Bepflanzung erfolgt seither hauptsächlich mit heimischen Arten.

Flora-Futura-Park

Zum 150-Jahr-Jubiläum im Jahr 2025 schenkte die AXA der Stadt Winterthur einen neu gestalteten Park. Dabei verband das Projekt gartendenkmalpflegerische Grundsätze mit aktuellen Ansprüchen an Biodiversität und Nachhaltigkeit. Die 16'000 Quadratmeter grosse Anlage bietet heute bewusst gestaltete Ökosysteme und damit neue Lebensräume für viele einheimische Tier- und Pflanzenarten – darunter Grünspechte, Igel und Hauhechel-Bläulinge.

Informationstafeln mit QR-Codes machen den Park zu einem Lernort: Besucher:innen erfahren mehr über die Bedeutung der Biodiversität und erhalten Einblicke in die Geschichte des Areals.


Benutzte Archivalien und weiterführende Literatur

Archivalien
Stadtarchiv Winterthur: Dossier Städtische Denkmalpflege (Signatur A145/9)

Literatur
Hirsekorn, Till: Der Neue Park beim Stadtzentrum, in: Der Landbote, 24.05.2025.
Bachmann, Delia: Biodiversität in Winterthur: Die Axa schenkt der Stadt zwei Mikrowälder und vier begrünte Bushäuschen, in: Der Landbote, 23.04.2024.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
08.06.2025