Verkehr und Infrastruktur

Graben

Der Graben war als Teil des Stadtgrabens im 12. und 13. Jhdt. der östliche Abschluss der Stadt. Als im 13. Jhdt. die obere Vorstadt „vor dem oberen Tor“ ausgebaut und befestigt wurde, blieb der alte Stadtgraben zwischen Holdertor und Nägelitürli als zweite Verteidigungslinie erhalten. Zur Erschliessung der Häuserzeile auf der Ostseite erstellte man eine Strasse, die fortan „Oberer Graben“ genannt wurde.


1867: Sicht in den Graben von Norden her, mit dem Stadttor Foto: winbib (Signatur BildSch_003-012)

Das Stadttor „Oberer Bogen“ wie auch der Graben hatte mit der Osterweiterung des Obertors und der Neustadt seine eigentliche Funktion verloren. Eine Umgestaltung war damit angezeigt. Um 1500 wurde der hohe Turm abgetragen und durch eine Zunftstube mit Treppengiebel, Dachreiter und Uhr ersetzt. An die Stelle der Zugbrücke trat eine feste Brücke. Im mit Gras bewachsenen Graben, der nur in Kriegszeiten mit Wasser gefüllt wurde, weideten die städtischen Hirsche. Im Jahre 1800 wurde der Graben mit Schutt aufgefüllt. 1835 bis 1836 legte man die Grabengasse so an, wie sie sich in den Grundzügen noch heute zeigt.

In der Mitte eine doppelte Platanenallee mit einer Promenade und zwei Springbrunnen an den beiden Enden. 1871 fiel dann mit dem „unteren Bogen“ auch der „obere Bogen“ dem Zeitgeist der Mobilität zum Opfer. Die Nadelöhre wurden als Hindernisse betrachtet. Der Graben hat dadurch an wesentlichen Punkten Halt und Gliederung verloren. Der überbreite Strassenraum an der Ausmündung der Marktgasse wirkte unbeholfen und formlos, währen die leider strapazierte Allee dem südlichen Teilstück doch Mass und Gestalt verlieh. Trotzdem blieb dieser wenig befriedigende Zustand rund 100 Jahre bestehen. Der Autoverkehr hatte sich dieser Achse bedient, ja sogar eine Buslinie hat sich eine Zeitlang dieses Durchgangs bedient. Auf der Mittelinsel der Allee waren Parkplätze markiert!

In zwei sehr umstrittenen Volksabstimmungen im Februar 1973 und im Juni 1980 beschloss der Souverän, dass das Altstadtgebiet und somit natürlich auch der Graben autofrei werden sollen. Im Oktober 1979 wurden die heute noch gültigen Verkehrsbeschränkungen im Graben in Kraft gesetzt. Im August 1982 wurde dem Gemeinderat ein Projekt vorgelegt, das anschliessend realisiert werden konnte. Im Zentrum dieses Realisierungsplans stand die lange doppelreihige Platanenbaumallee. Sie soll auch ermöglichen, dass in diesem chaussierten Mittelteil Gartenwirtschaften eingerichtet werden können.

Dass diese Planung erfolgreich war, beweist der heutige lebendige Betrieb, welcher den ganzen Tag über in diesem Altstadtbereich herrscht. Niemand möchte diese Begegnungszone mehr missen, auch die Geschäftsinhaber nicht, die damals um ihre Existenz fürchteten. Anzufügen wäre noch, dass an der gleichen Gemeinderatssitzung vom 27.09.1982 als Ergänzung zum Strassenraum Graben auch noch die Ausebnung des Obertors beschlossen wurde.

IG Graben

Die Interessengemeinschaft der Geschäftsleute am Graben (IGG) wurde auf Initiative des Sportgeschäftbesitzers Otto Egli 1955 gegründet und er war deren erster Präsident bis 1981. 1982 folgte Hans Bischofberger, Optiker und ab 1989 stand Bruno Diezi, Modehausinhaber diesem Gremium vor. 2005 anlässlich des 50 Jahres-Jubiläums waren 40 Geschäfte angeschlossen. Mit vielen Aktionen werben sie gemeinsam für ihr „Champs-Elysées, wie der damalige Präsident Bruno Diezi sein Strassenzug am Jubiläumsapero nannte. Eine der ersten Ideen war eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung, die 1958 realisiert wurde. Sieben Jahre später wurden die kleinen Sterne durch grosse ersetzt und diese leuchten immer noch jedes Jahr zur Weihnachtszeit.

Die Stimmberechtigten beschlossen 1973 eine autofreie Altstadt und damit ein Durchfahrverbot im Graben. Die Geschäftsinhaber wollten die 40 Parkplätze unter den Bäumen im Graben nicht ersatzlos hergeben. Mit dem Projekt „U“ zusammen mit der City-Vereinigung „Junge Altstadt“ wollte man 800 bis 900 Parkplätze unter dem Graben, dem Neumarkt und der Stadthausstrasse bauen lassen. Das Projekt verschwand ebenso in der Schublade wie die Studie 1978 für ein Warenhaus am Graben mit 5300 Quadratmetern Verkaufsfläche auf mehreren Etagen. 1986 hielt die Fernwärme Einzug im Graben. Nach dem Einbau der Leitungen im Strassenkoffer wurde die Gasse neu gestaltet und erhielt das heutige Aussehen.

Bibliografie

    Graben

    • Einträge ab 2011

      Hausmann, Roger: Im Graben weht ein Hauch von Provence. In: Winterthur Magazin. Nr. 2 (2012), S. 42. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Sandsteinblöcke: Landbote 1998/163 1Abb.
      Strasse: Landbote 2000/179 m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023