Aus dem Bildarchiv

Grüsse vom Wurstmahl

Für das traditionelle Wurstmahl des Stadtsängervereins 1903 liess sich einer der Stadtsänger etwas Spezielles einfallen: eine eigens zu diesem Anlass gedruckte Grusskarte.


Grusskarte vom Wurstmahl des Stadtsängervereins, 1903.
Bild: winbib (Signatur: Musikvereine Winterthur-17_18)

Das Wurstmahl des Stadtsängervereins war eine Tradition und fand alljährlich im Januar statt. Die Beteiligung war jeweils ziemlich rege, und man traf sich im grossen Saal des Casinos, dort wo der Stadtsängerverein jeweils auch seine Proben abhielt oder zu Abendunterhaltungen lud.

Zum Wurstmahl 1903 liess sich einer der Stadtsänger etwas Spezielles einfallen: «Eine freundliche Überraschung bereitete unser Mitglied, Herr Buchbinder Sulzer jedem Teilnehmer durch Widmung einer speziellen Wurstmahlpostkarte. Die Karten mit ihren tanzenden und musizierenden Säulein wurden mit Dank acceptirt & am gleichen Abend noch an Frau & Kind, Freunde und Bekannte adressirt», heisst es im Protokollbuch des Vereins.

Fröhlich tanzende Schweinchen als Grusskartensujet für ein Wurstmahl? – Heute, wo die vegetarische Lebensweise zum guten Ton gehört, mutet das etwas seltsam an. Immerhin findet sich auf der Karte die handschriftliche Bemerkung «Neiau! nei! gel?», doch von grossem Entsetzen ist da nicht viel zu spüren. Der Verzehr von Fleisch und Wurst wurde damals kaum hinterfragt, doch alltäglich war er nicht. Bessere Fleischstücke gab es nur an Feiertagen, und man ass vom Tier nicht nur Braten und Filet, sondern mehr oder weniger alles zwischen Kopf und Schwanz, wie Kochbücher aus dem 19. Jahrhundert bezeugen. Da finden sich Rezepte für die Zubereitung von gedünsteten Schweineschwänzchen, Kalbskopf in Specksauce, Ochsenzunge oder gebackenes Kalbseuter.


Bibliografie


Autor/In:
Regula Geiser
Letzte
Bearbeitung:
12.02.2025