Wissenschaft

Johann Georg Sulzer

Theologe und Philosoph, 1720–1779

Johann Georg Sulzer war Theologe, Philosoph der Aufklärung sowie Professor der Mathematik. Im Alter von 16 Jahren kam er in die Vormundschaft eines Predigers in Zürich, wo er am Carolinum seine Ausbildung genoss. Ab 1747 verbrachte Johann Georg Sulzer den grossteil seines Lebens in Deutschland (vor allem in Berlin), wo er im Februar 1779 verstarb.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
16.10.1720

Gestorben
27.02.1779


Johann Georg Sulzer wurde am 16. Oktober 1720 als 25. Kind des Ratsherrn Heinrich Sulzer in Winterthur geboren. Verstorben ist er am Johann Georg Sulzer am 27. Februar 1779 in Berlin. Seine Ausbildung genoss er am Carolinum in Zürich mit Schwerpunkt Theologie, wobei er sich aber auch für Mathematik, Philosophie, Kunst und Botanik interessierte. 1741 beendete er seine Studien in Zürich mit der Ordination. Nach Tätigkeit in den Jahren 1741 und 1742 als Vikar in Maschwanden arbeitete Johann Georg Sulzer als Lehrer. So war er 1742 Hauslehrer auf Schloss Widen an der Thur und 1743-1747 Privatlehrer der Kinder eines reichen Kaufmanns in Magdeburg. Vom 1747 bis 1763 war er Professor der Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1765 Professor der Philosophie an der Ritterakademie in Berlin und ab 1776 Direktor der philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften ebenda. 1753 kam die erste Tochter Johann Georg Sulzers Elisabeth Sophie Auguste zur Welt, die 1771 den berühmten Maler Anton Graff heiratete. Nach langjähriger Vorbereitungszeit erschien 1771 und 1774 sein Hauptwerk „Allgemeine Theorie der schönen Künste“ als Lexikon in vier Bänden. In diesem Werk behandelt Johann Georg Sulzer in rund 900 Artikeln detailliert Grundbegriffe und Einzelfragen der Ästhetik und stellt dadurch die erste Enzyklopädie in deutscher Sprache dar, die eine Systematisierung aller Erkenntnisse hinsichtlich der Ästhetik anstrebte. Dieses Monumentalwerk stellt dadurch den Erkenntnisstand der deutschen Hochaufklärung komprimiert dar und zählt zu den wichtigsten lexikalischen Publikationen der Aufklärung dar.

Trotz der Kritik welche von jüngeren Gelehrten und Dichtern geübt wurde (u.a. Johann Wolfgang von Goethe), fand das Werk bis ins 19. Jahrhundert eine grosse Verbreitung und begründete seine Stellung als Hauptvertreter der deutschen Ästhetik im späten 18. Jahrhundert. Im Werk schreibt Sulzer, dass die Aufgabe der Kunst darin besteht, in der möglichst "lebhaften Rührung der Gemüther" und der "Erhöhung des Geistes und Herzens". Johann Georg Sulzer erstellte neben dem beschriebenen Werk weitere Schriften, wie beispielsweise den „Versuch einiger vernünftiger Gedanken von der Auferziehung und Unterweisung der Kinder“ (1745) oder „Gedanken über den Ursprung der Wissenschaften und schönen Künste“ (1762). Von seinen Zeitgenossen wurde Johann Georg Sulzer auf Grund seiner universalen Interessen, seines Strebens nach Harmonie und Glück wie auch seiner liebenswürdigen Art "der Weltweise" genannt. Sein Geburtshaus, an dem eine Gedenktafel an ihn erinnert, steht am Obertor 31 „Haus zum Widder“. Im 20. Jahrhundert war in diesem Haus Jahrzehnte lang die kantonale Eichstätte untergebracht. Das Haus „Zum schwarzen Widder“ ist bereits 1648 auf der Planvedute ersichtlich. Es befand sich bis 1881 im Besitz der Familie Sulzer. Das heute, viergeschossige, niedrige Zeilenhaus weist über dem modernen Ladengeschoss eine gotische Fassadengestaltung mit fein profilierten Zwillings- und Reihenfenstern auf. Im Dachstuhl und in der Wandstruktur hat sich Bausubstanz aus dem 16. Und 17. Jhdt. erhalten.

Bibliografie

    Sulzer, Johann Georg, 1720-1779, Aesthetiker

    • Einträge 1991–2010

      In: Rudolf Wolf. Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Bd 3. Zürich, 1860. S. 291-326.
      In: Joachim Kruse. Johann Heinrich Lips, 1758-1817, ein Zürcher Kupferstecher zwischen Lavater und Goethe. Coburg, 1989.
      Alexander Jegge. Theorie der schönen Kunst:"Erzählweisen des Phantastischen bei Füssli und Wieland". Basel, 1990. - Liz.arbeit Univ. Basel.
      Landschaft (zeichnende Künste), von J. G. S., in: Garten und Wildnis, Landschaft im 18. Jh. Hrsg. Hansjörg und Ulf Küster, München, 1997, S.216-228.
      Die Berliner Popularphilosophie, Mendelsohn und Sulzer, von Helmut Holzhey. Konzept und Klassifikation der Wissenschaften bei J. G. S, von Hans Erich Bödeker, in: Schweizer im Berlin des 18. Jhs. Hrsg. Martin Fontius und Helmut Holzhey. Berlin, 1996.
      In: Christoph Dejung. Philosophie aus der Schweiz. Hrsg. Pro Helvetia. Zürich, 1993


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022