Wirtschaft und Gastronomie

Johann Jakob Bühler

Industrieller, 1776–1834

Johann Jakob Bühler war der Stammvater und Gründer der Spinnereien-Dynastie Bühler. Er zählte zu den ersten Grossindustriellen im Zürcher Oberland.


Geburtsort
Freudwil bei Uster

Geboren
20.11.1776

Gestorben
26.06.1834


Vom Handwerker zum Fabrikherr

Johann Jakob Bühler wurde am 20. November 1772 in Uster als Sohn eines Korbmachers geboren. Er selbst lernte das Handwerk eines Wagners und arbeitete später als Zimmermann. Er gehörte zu einer Gruppe von Pionieren mit handwerklichem Hintergrund, die im beginnenden 19. Jahrhundert schnell das Potenzial von Spinnereifabriken erkannten. Johann Jakob Bühler betrieb bald eine eigene «mechanische Werkstatt» und stellte Maschinenteile zu produzieren. Nebenbei fertigte er Klarinetten und Flöten an, sowie eine Orgel, die lange im Schulhaus Kollbrunn im Einsatz stand. Nachdem sein Vater 1812 gestorben war, kam es zu einer Erbteilung zwischen ihm und seinem Bruder Hans Heinrich Bühler. Johann Jakob Bühler investierte das Erbe in seinen Betrieb und nahm zusätzlich ein Darlehen für den Ausbau seiner Werkstätte zu einer Spindelfabrik auf, die damals noch mit Pferdekraft angetrieben wurde. Damit gehörte er zu den ersten Schweizern, der im Zuge der Kontinentalsperre in die Maschinenteilproduktion für die erst im Entstehen begriffene Textilindustrie einstieg.

Seine erste dreistöckige Fabrik in Kempt verkaufte er in den 1820er-Jahren dem Konsortium Homberger, Schmid & Co. 1829 errichtete er in Oberkemptthal gemeinsam mit dem Stadtzürcher Martin Bosshart eine weitere Spinnerei und er besass auch Anteile an der Spinnerei Wolf in Hutzikon-Turbenthal. Damit gehörte Johann Jakob Bühler zu den frühen Industriellen im Zürcher Oberland.

Durchbruch mit Fabrik im Tösstal

1832 eröffnete Johann Jakob Bühler seine «obere Fabrik» in Kollbrunn und 1837 folgte die «untere Fabrik». Damit konzentrierte er seine Produktion auf den neuen Standort und zog sich gänzlich aus den beiden alten Spinnereien in Illnau-Kemptthal und Turbenthal zurück. Dank umfangreicher Darlehen konnte Bühler seine Fabrikanlage innert weniger Jahren massiv ausbauen. So entstand in Kollbrunn eine der grössten Spinnereien der Schweiz. Um 1850 arbeiteten rund 400 Menschen in der Fabrik.

Auch der Kanton Zürich erkannte das Potenzial des neuen Industriezweigs und forcierte den Ausbau der Tösstalstrasse sowie die Errichtung der Tösstalbahn im Jahr 1875. Damit war der bequeme Güterverkehr sichergestellt und die Fabrik florierte. Johann Jakob Bühler sorgte dafür, dass seine vier Söhne schon bald in der Fabrik Fuss fassten. 1834 starb Johann Jakob Bühler und seine Söhne traten das Erbe an und führten die Spinnerei als Familienbetrieb weiter.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
30.10.2023