Kunst und Kultur

Julius Rieter

Landschaftsmaler (1830–1897)

Julius Rieter (1830–1897) war Landschaftsmaler und malte unter anderem auch verschiedene Sujets von Winterthur.


Sterbeort:
Zürich

Geburtsort
Winterthur

Geboren
05.06.1830

Gestorben
08.05.1897


1856 zeichnete Juilus Rieter die Holligen-Fabrik wo er mit seinen Eltern lebte.  
Bild: Burgerbibliothek Bern (Signatur Gr.A.1055)

Persönlicher Werdegang

Julius Rieter war der zweite von drei Söhnen des Winterthurer Ehepaars Hein­rich Rieter (1797–1862) und Erminia Brunner. Der Vater war im Seiden­stoff­han­del tätig. Seine Kindheit verbrachte Julius Rieter in Winterthur, wo er auch das Gymnasium besuchte. Die Familie wohnte im Altstadthaus «Zum Neuegg» . Es bestanden enge Kontakte zu seinem Grossvater Salomon Brunner und seinem Onkel Jakob Ziegler-Sulzberger, die beide künstlerisch tätig waren. Um 1848 zog die gesamte Familie geschäftlich bedingt nach Bern und lebte in der Nähe der Hollingen-Fabrik. 

Autodidaktisch zum Landschaftsmaler

Heinrich, der älteste Sohn, hatte bereits eine kaufmännische Laufbahn angetreten; seinen Brüdern Julius und Carl stand die Berufswahl noch bevor. Beide entschieden sich für eine Künstlerlaufbahn, wobei jedoch nur Carl Rieter (1834–1857) eine traditionelle Künstlerausbildung durchlief, die ihn schliesslich an die Kunstakademie Düsseldorf führte. Der Werdegang von Julius Rieter hingegen ist nur spärlich dokumentiert. Die Nähe zum malenden Grossvater Salomon Brunner und seine innere Veranlagung mögen ihn ermutigt haben, ein Leben als Künstler zu wagen. Die dafür notwendigen Kenntnisse erwarb er sich mehrheitlich autodidaktisch.

1849 malte Julius Rieter in der Gegend von Meiringen die ersten Landschaften. Seine Umgebung wurde zu seiner Inspirationsquelle. Landschaftsmotive lagen im Trend seiner Zeit. Zwischen Carl und Julius bestand ein enger Kontakt. So besuchte Julius seinen Bruder während dessen Studienaufenthalten in Genf und Düsseldorf und verbrachte ebenfalls einige Zeit dort, um sich weiterzubilden. Gemeinsam erhielten sie die Zulassung für die Teilnahme an den TURNUS-Ausstellungen von 1854. Auf diese Weise wurden ihre Werke in Luzern, Winterthur, Schaffhausen und St. Gallen einem grösseren Publikum gezeigt. Doch Carl Rieter erkrankte im Alter von nur 22-Jahren an Typhus und verstarb kurze Zeit später.

Julius Rieter und Winterthur

Ende 1861 zogen Julius Rieters Eltern nach Winterthur zurück, da der Vater das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen hatte aufgeben müssen. Als er 1862 überraschend verstarb, stand die Mutter vor einer ungewissen Zukunft. Sie erhielt aber Unterstützung durch den Industriellen Heinrich Rieter-Ziegler (1814–1889) und konnte sich am Rande des Fabrikareals in Töss im ehemaligen Amtshaus niederlassen. Dort wohnte zeitweise auch Julius Rieter. Sein Arbeitsschwerpunkt verlagerte sich nach Winterthur, wo er über seinen Onkel Jakob Ziegler-Sulzberger schnell Anschluss an die lokale Kunstszene und Aufnahme in den Kunstverein fand. Gemeinsam nahmen Julius Rieter und sein Onkel an den TURNUS-Ausstellungen von 1863 in Basel, St. Gallen und Konstanz teil.

Während seiner Winterthurer Zeit malte Julius Rieter immer wieder Landschaften und Szenen aus Töss und der Altstadt und deren Umgebung, darunter unter anderem auch eine Ansicht von Töss aus dem Jahr 1866, den Holderplatz, die Kapelle St. Georgen, die Kirche Töss und auch das Amtshaus der ehemaligen Klosteranlage in Töss. 

Umzug nach Hausen und Wallisellen

Im Zuge einer anstehenden Fabrikerweiterung mussten Julius Rieter und seine Mutter die Wohnung im Tösser Amtshaus verlassen. Sie übersiedelten 1867 nach Hausen am Albis, wo Julius als selbständiger Künstler beruflich seine beste Zeit erlebte. Inspirierend war wohl auch der Kontakt zu den hier ansässigen Verwandten mütterlicherseits aus dem Umfeld der Kaltwasserkuranstalt Albisbrunn.

In den 1880er-Jahren verlegten Julius Rieter und seine Mutter ihren Wohnsitz nach Wallisellen. Vielleicht gab es dort nähere Beziehungen zu den Familien der Seidenindustriellen Guggenbühl und Zwicky im Neugut. Die Gemälde aus dieser Schaffenszeit bestätigen, dass der Künstler sein Handwerk weiterhin gut beherrscht hat.


Anfangs Oktober 1887 verstarb Mutter Erminia Rieter-Brunner im Alter von 83 Jahren in Wallisellen. Zehn Jahre später endete auch der Lebensfaden ihres Sohnes: Julius Rieter verstarb am 8. Mai 1897 im Alter von 67 Jahren. Sein Gesundheitszustand hatte zuvor den Eintritt in das Krankenasyl Neumünster in Zürich erfordert. Der Künstler wurde auf dem Friedhof Rehalp in Zürich beigesetzt.


Benutzte und weiterführende Literatur

Heinz Hinrikson: Julius Rieter, 1830–1897. Landschaftsmalter. Vorläufige Übersicht der Öl-Gemälde im Besitz von Museen und Sammlungen, 2023 (Sammlung Winterthur, Signatur VTQ_1473/13).
Heinz Hinrikson: Die Initialen JR, in: reformiert. Beilage Töss, 30.09.2022.
Angelika Maasz: Mit Julius auf Burg- und Ruinentour, in: Der Landbote, 27.03.2017.
Schweizerisches Künstler-Lexikon, Bd. 2, S.629: Julius Rieter, 1908 
Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur auf das Jahr 1873, S.52.

 


Autor/In:
Heinz Hinrikson-Wepfer
Letzte
Bearbeitung:
19.01.2024