Bildung und Soziales

Kantonsspital Winterthur (KSW)

Brauerstrasse 15

Das Kantonsspital Winterthur (KSW) ist ein modernes Akutspital. Im Rahmen des öffentlichen Auftrages ist es für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung im nördlichen Teil des Kantons Zürich verantwortlich. Die eigentlichen Urspünge des heutigen Kantonsspital reichen weit zurück. Schon 1287 wird das Sondersiechenhaus zu Sankt Georgen in mittelalterlichen Urkunden als erstes Winterthurer Spital erwähnt.


Gründungsdatum
1876


Adresse
Kantonsspital Winterthur
Brauerstrasse 15
8400 Winterthur
1908: Kantonsspital, Hauptgebäudel mit Wiese und Kindern. Koloriert. Mit handschriftlichem Text Foto: winbib (Signatur Kantonsspital_22)

Die Ursprünge des heutigen Kantonsspitals gehen zurück ins Jahr 1287. In mittelalterlichen Urkunden wird das Sondersiechenhaus, gegründet von Herzog Rudolf von Österreich mit Sitz auf der Kyburg und Bürgern von Winterthur als erstes Winterthurer Spital erwähnt. Das Hospiz diente ausschliesslich der Unterbringung Aussätziger, auch Sondersiechen genannt. Der Aussatz, die Lepra, war damals in Europa eine gefürchtete, häufige Krankheit. 1306 wird erstmals die Armen- und Krankenanstalt am Neumarkt als Stiftung der damaligen Bürgerschaft erwähnt. Das Armen- und Krankenspital befand sich am früheren Rindermarkt, heute Neumarkt, und wurde zuerst Heiliggeist-Spital genannt.

In späterer Zeit wurde es als "unteres Spital" bezeichnet , im Gegensatz zum "oberen", das in der Nähe der Stadtkirche an der heutigen Marktgasse 27 stand. Über 200 Jahre waren diese beiden Anstalten in Betrieb und dienten ihrem mannigfachen Zweck: Alters- und Sozialfürsorge, Krankenbehandlung, Waisenhaus und Unterkunft für unbemittelte Durchreisende. Nach dem Neubau des Einwohnerspitals wurde die Anstalt am Neumarkt zu einem Altersheim, das bis in die heutigen Tage besteht. Die "Spitalgasse" erinnert noch an die alten Zeiten. Am 21. Dez. 1873 wurde an einer politischen Gemeindeversammlung der Beschluss gefasst, am südwestlichen Fusse des Lindberges eine neue Anstalt zu errichten. Ein entsprechender Bauplan wurde von Architekt Kaspar Emil Studer (Lehrer am hiesigen Technikum) vorgelegt, der den 1. Preis des Wettbewerbs von 800 Franken gewonnen hatte. Von einer privaten Sammlung wurden total 250'000 Franken, von der politischen und Bürgergemeinde 341'730 Franken für den Neubau zur Verfügung gestellt. In der kurzen Zeit von 18 Monaten wurde das neue Einwohnerspital mit 90 Betten fertiggestellt und am 15. Nov. 1876 eröffnet. Dieser 15. Nov. 1876 war für Winterthur und Umgebung ein markanter Tag, als damit ein modernes, für die damalige Zeit grosszügiges Akutspital geschaffen worden war.

Vom ärztlichen wie sozialen Gesichtspunkt aus war dies ein gewaltiger Fortschritt, der die bis ins Mittelalter reichenden Spitalverhältnisse grundlegend veränderte. Zu berüchsichtigen ist dabei, dass die Stadt nach heutigen Begriffen damals noch recht klein war: Die Einwohnerzahl betrug zirka 10'000 Personen. Die Kantonsbevölkerung zählte 266'000 Seelen. Am 1. Januar 1886 wurde das Einwohnerspital vom Staat übernommen. Die heutige Spitallandschaft wurde nicht in einem Wurf geschaffen. In seinen baulichen Grundzügen war das KSW in den Jahren 1948 bis 1958 erstellt worden, 1968 kam das Hochhaus hinzu, 1972 der Polikliniktrakt, 1987 der Verbindungstrakt zwischen Betten- und Hochhaus und 1995 - als erstes Element der Gesamtsanierung - der Osttrakt.


Die meisten Liegenschaften haben also ein für Spitalverhältnisse beachtliches Alter; nur sorgfältiger Unterhalt hat in der Vergangenheit einen Betrieb ohne Unterbruch erlaubt. Nachdem es sich abzuzeichnen begann, dass verschiedene Häuser die Grenze ihrer wirtschaftlichen Nutzung erreicht hatten, beschloss 1988 der Regierungsrat eine Sanierung sämtlicher Spitalliegenschaften. Die Ziele waren eine bauliche und technische Anpassung an die veränderten betrieblichen Bedürfnisse, das Bereitstellen neuer Räume und allenfalls Raumreserven sowie das Verdichten und Zusammenführen verstreuter Klinikteile. Diese Gesamtsanierung hat Veränderungen an nicht weniger als 13 Liegenschaften zum Inhalt.

Unter der Federführung des Hochbauamtes formierten sich Bauausschüsse und Arbeitsgruppen, die die Bedürfnisse des Spitals mit den finanziellen und technischen Möglichkeiten unter einen gemeinsamen Hut brachten. Die ungünstige Wirtschaftslage, die auch eine Verknappung der öffentlichen Mittel zur Folge hatte, führte zu einer massiven Verzögerung bei der Realisierung der Sanierungsarbeiten. Dieser Unterbruch hat vor allem im Bettenhaus und im Behandlungstrakt ein unverhältnismässiges Ansteigen von Unterhaltsarbeiten zur Folge, wenn Betrieb und Sicherheit gewährleistet bleiben sollen. 2006 ist man am Ziel. Die Neu- und Umbauten sind beendet und die neuen Räume können mit grossen organisatorischen Umstellungen in Betrieb genommen werden. Die Produktivität, die bereits in den vergangenen Jahren beachtlich gesteigert werden konnte, wird nochmals erhöht werden können. Der Betriebsbeitrag, den Kanton, Stadt und Gemeinden berappen konnte bereits um 7.2 % auf 82.3 Millionen Franken gesenkt werden.

Die Zahl der stationär behandelten Patientinnen und Patienten nahm 2005 um 2.5 % auf 19385 zu. Der KSW ist mittlerweile (Stand 2021) der drittgrösste Arbeitgeber in der Stadt Winterthur.

Ersatzneubau Bettenhochhaus «didymos»
Auf den ersten Blick sieht man dem Bettenhochaus das Alter nicht an. Unlängst sind die Zimmer auf der Geburtsabteilung grosszügig und freundlich renoviert worden, neue Behandlungszimmer wurden eingerichtet. Und doch: Die laufenden Erneuerungen können nichts daran ändern, dass das markante Bettenhochhaus des KSW bald 50-jährig ist. Zwar funktioniert noch alles tadellos. Um die hohe Qualität aufrechtzuerhalten, müssten aber Haustechnik, elektrische und sanitäre Installationen von Grund auf saniert werden. Das bestehende Bettenhochhaus zu sanieren, das hat eine umfassende Analyse gezeigt, ist nicht zweckmässig. Der Aufwand wäre dafür viel zu gross und an der heute nicht mehr optimalen Gebäudestruktur würde sich nichts ändern.

Das neue Gebäude —weniger hoch, dafür mit grösserem Grundriss— bietet enorme Vorteile: Die Abläufe werden erleichtert, die Qualität von Behandlung und Pflege der Patienten kann gesteigert werden. Das kommt auch den Mitarbeiten zugute, denen das KSW eine moderne Infrastruktur und attraktive Arbeitsplätze bieten kann. Zudem wird die Wirtschaftlichkeit verbessert, auch was den Unterhalt des Gebäudes betrifft; dank besserer Isolation und neuer Gebäudetechnik kann viel Energie gespart werden. Es sind im neuen Gebäude überwiegen Einbettzimmer vorgesehen. Damit erhält das KSW gesamthaft einen zeitgemässen Zimmermix. Mit dem Neubau erfährt der Park rund um das KSW eine Aufwertung. Ursprünglich war das Kantonsspital als Klinik in einem Park erbaut worden.

Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, wurden über die Jahre verschiedene Erweiterungen vorgenommen. Dadurch wurde die Grünfläche erheblich reduziert, unter anderem durch den Bau der Poliklinik, des Verbindungstraktes und des Bettenprovisoriums. Nun wird der Ersatzbau geschickt auf dem Areal vor dem Hochhaus platziert, das heute als Parkplatz genutzt wird. Der gleichzeitige Bau einer Tiefgarage ermöglicht es, das KSW wieder in eine grosszügige Parkanlage einzubetten. Das neue Projekt wurde 2009 mit dem Wettbewerb gestartet. Daraus ging das Projekt «didymos» der Planergemeinschaft Rapp Arcoplan und Butscher, Architekten aus Basel, als Sieger hervor. Das Projekt sieht zwei Gebäude vor: einen Bettentrakt mit zehn Etagen und einen siebengeschossigen Eingangstrakt, der den Neubau mit den bestehenden Gebäuden verbindet. Der Spitalbetrieb wird während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten.

Die Bauarbeiten am KSW werden bis 2022 dauern, so lange wird das Bettenhochhaus weiter genutzt. In der ersten Phase ab 2015 wird der Neubau für die Radio-Onkologie realisiert, ab 2017 erfolgt der Bau des Betten- und des Eingangstraktes. Diese Gebäude werden voraussichtlich im Februar 2022 in Betrieb genommen. Nach der Eröffnung des neuen Bettenhausen wird das alte Hochhaus sukzessive zurückgebaut werden. Der dadurch freiwerdende Platz wird für den neuen Haupteingang des Spitals genutzt werden. (Text, leicht gekürzt, aus LIVE 15, dem Magazin des KSW)


Bibliografie

    Kantonsspital Winterthur

    • Einträge ab 2011

      Buschor, Christine: Die Freude am Radiomachen. In: Winterthurer Stadtanzeiger, Nr. 10, Jg. 88 (2013), S. 31. m.Abb.
      Kantonsspital - Damals und Heute. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 5, 13. Jg. (2014). m. Abb. S. 9.
      Sedioli, Claudia: 100 Jahre am Kantonsspital. In: Winterthurer Jahrbuch, 2018. S. 144-149. m.Abb.
      Felix, Christian: Nur gesund sein ist schöner. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 4 (2022). S. 3. m.Abb.
      Künzi, Andreas: Ein Gesundheitsbau für die Stadt und die Menschen. In: Winterthurer Jahrbuch 2022. S. 20-23. m. Abb.
      Felix, Christian: Bagger zerbröseln Hochhaus. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 4 (2023). S. 7. m.Abb.
      RA-B Architekten (Hrsg.): Kantonsspital Winterthur. Ersatzneubau. Münchenstein, Basel, 2022. 107 S., ill.

      Einträge 1991–2010

      Leistungen, Gesundheitsreform: Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/257.
      Betriebs-Feuerwehr. 30 Jahre: Bazillus 1996/7.
      Patienten-Befragung: Landbote 1996/277. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1996/249.
      Radio, mit Pater Ursmar Wunderlin: Landbote 1996/284 1Abb.
      Spitzenmedizin: Tages-Anzeiger 1999/55 von Ernst Wohlwend.
      Aufwertung: Landbote 1999/79.
      Sparen: Landbote 1999/85.
      Spitalzuteilung Turbenthal: Tössthaler 1999/100, 106. - Landbote 1999/204.
      Unternehmerische Freiheit: Landbote 2000/26.
      Erhöhte Wirtschaftlichkeit; Personal am Anschlag: Tages-Anzeiger 2000/60.
      Radio: Landbote 2000/83 m.Abb.
      Verselbständigung; Projektphase: NZZ 2000/222 S. 49. - Landbote 2002/32 Spitalrat.
      125 Jahre, von Hans Lerchmüller: Bazillus 2001/1, 2 Physikalische Therapie, Geschichte, 3,4, 125 Jahre Grossbaustelle, 6 Energie, m.Abb., 7 Krankenpflege, m.Abb., 11 Telefon, m.Abb. - Tages-Anzeiger 2001/11.8. Als die Pfleger noch Wärter waren, 1Abb. [Winterthurer Dok.2001/20].
      Pilotprojekt Fallbetreuer, von Wincare und KSW: Bazillus 2000/2. - Tages-Anzeiger 2001/184 1Abb.
      Mangelernährung: NZZ 2002/132 S. 42. Seelsorge: Landbote 2002/299.
      Verselbstständigung: Landbote 2002/145, 165 Interview Jacques Steiner, 246, 2003/14, 49 1Abb.
      Grossküche: Landbote 2002/177 1Abb.
      Sparmassnahmen: Tages-Anzeiger 2002/235-- Datenschutz: Landbote 2003/61.
      Telefon. Schnurlos-Telefone für Personal: Landbote 2003/236 1Abb.
      Erster Winterthurer Asthmatag: Landbote 2003/261.
      Rarmed-kompatibles EDV-System, Pilotprojekt: Landbote 2003/279 1Abb.
      Sparen: Tages-Anzeiger 2004/134.
      Spitalradio. Stadtblatt 2003/30. - 25 Jahre: Winterthurer Zeitung 2004/24 1Abb. - Landbote 2004/221 1Abb.
      Küche. Elektronischer Essenserfassung: Landbote 2004/191 1Abb.
      Abschiedsraum: Pfarreibulletin St. Peter und Paul 2004/76.
      Epidemie Novovirus: Landbote 2004/280, 287, 291, 2005/5 1Abb. - Tages-Anzeiger 2004/280, 281.
      Zentralsterilisation: Landbote 2005/140.
      Rauchverbot: Landbote 2005/202.
      Gesetz: Protokoll desZürcher Kantonsrates 2005 S. 8791 ff. Antrag.
      Verselbstständigung: Landbote 2006/89.
      Spitalrat. Zusammenarbeit mit Klinik Lindberg: Landbote 2006/278 m.Abb.
      50 Jahre Krankenschwester am Kantonsspital: Winterthurer Jahrbuch 2007 Schwester Sara ist immer im Dienst, von Christian Lanz, m.Abb.
      Wasserqualität: Landbote 2007/242.
      Rücktritt Verwaltungs-Direktor Jacques Steiner: Landbote 2008/88 Interview, 1Abb.
      Qualität: Landbote 2008/233 Interview Verwaltungsdirektor Rolf Zehnder, 1Abb.
      Kunstwerke: Landbote 2009/2 1Abb.
      Dresscode: Landbote 2009/164


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023