KMU und Gewerbe

Der Landbote

"Der Landbote" ist die Zeitung von Winterthur und Umgebung. Wer über das Geschehen in der Stadt und seiner Agglomeration umfassend informiert sein will, hat diese Tageszeitung, die in einer Auflage von fast 40 000 Exemplaren erscheint, abonniert.


Gründungsdatum
1836


Adresse
Der Landbote Tagblatt für die Region Winterthur
Technoparkstrasse 5
8401 Winterthur
1913: Personal des Landboten, Geschäftsausflug im Mai 1913 Foto: winbib (Signatur FotSch_001-101)

«Der Landbote» ist eine Zeitung mit einer langen Geschichte und Tradition. Er ist nach der «Neuen Zürcher Zeitung» die zweitälteste Zeitung im Kanton Zürich. Zum ersten Mal erschien der Landbote 1836, anfänglich als Wochenblatt. Das war kurz nach der vom Staat gewährten Pressefreiheit . Der Name der Zeitung war bewusst gewählt, denn er wurde schnell zum Sprachrohr der Landschaft gegen die Vorherrschaft der Stadtzürcher. Die von ihm verbreiteten Ideen der direkten Demokratie fassten rasch Fuss und führten unter anderem 1869 zur Revision der Kantonsverfassung und zum Übergang der bisher liberalen Regierung in demokratische Hände. 1867 wurde er zum Organ der Demokratischen Partei. Diese Rolle spielte der Landbote bis zur Fusion der Demokraten mit ihren ehemaligen Gegnern zur Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP).

1857 zur Tageszeitung geworden, wurde er fast 150 Jahre lang im Herzen der Winterthurer Altstadt geschrieben und gedruckt. Seit 1886 ist der «Landbote» und die dazugehörige Druckerei im Besitze der Familie Ziegler und deren Nachkommen, was sich auch im Firmennamen «Ziegler Druck- und Verlags-AG» niederschlägt. Seit 1971 erscheint der «Landbote» als parteipolitisch unabhängige Zeitung. 1982 wurden im Grüzefeld ein neues Druckereigebäude eröffnet und eine moderne Rollenoffset-Anlage in Betrieb genommen, auf der die mittlerweile fast 20'000 täglichen «Landbote»-Exemplare gedruckt wurden. Die Redaktion verblieb hingegen am Kirchplatz im Zentrum des Stadtgeschehens. 2005 ist für den «Landboten» in zweierlei Hinsicht ein bedeutungsvolles Jahr. Zum einen wird die Zeitung seit dem Frühjahr2005 in Zürich gedruckt; dies dank eines Kooperationsabkommens der Ziegler Druck- und Verlags-AG mit der Zürcher Tamedia. Zum anderen wurden sein Erscheinungsbild und sein Auftritt in den letzten sechs Monaten einer grundlegenden Erneuerung unterzogen. Das Zürcher Verlagshaus Tamedia (Tagesanzeiger) übernimmt den „Landboten“. Die Zeitung verliert damit nach 177 Jahren ihre Eigenständigkeit. Hinter diesen Schlagzeilen vom 28. August 2013 steht die Tatsache, dass die Tamedia AG die Mehrheit der Ziegler Druck- und Verlags-AG mit 90,5 Prozent der Aktien übernommen hat. Die Eigentümerfamilie gibt das Unternehmen mit den Zeitungstiteln „Der Landbote“ und dem „Stadtanzeiger“ sowie der Druckerei in der Grüze aus der Hand.

Die Tamedia versichert, dass sich für den Landboten nichts verändere, hingegen ist für die Druckerei alles offen. Dass diese direkte Anbindung der Zeitung und der Druckerei an die Stadt damit verloren geht, wird allgemein bedauert. Auch die Druckerei schliesst Was Auguren prophezeit haben, wurde im Februar 2015 bekannt. Die Zürcher Mediengruppe Tamedia teilte mit, dass der Betrieb von Ziegler Druck in der Grüze auf Ende 2015 eingestellt wird. Dort werden unter anderem die «Schweizer Familie» und die «Weltwoche» gedruckt. Der Akzidenzdruck wird eingestellt, Digital- und Bogenoffsetdruck werden verkauft. 73 Mitarbeitende verlieren ihren Job. Bereits bei der Übernahme von Ziegler Druck im Januar 2014 durch Tamedia sei bekannt gewesen, dass die Situation der Druckerei äusserst schwierig sei. Tamedia habe in den letzten Monaten verschiedenste Szenarien durchgespielt.

Aber auch die Verlagerung von passenden Druckaufträgen von Tamedia-Zeitschriften konnte die Ertragslage nicht nachhaltig verbessern. Bereits seit mehreren Jahren wird die «Schweizer Familie» bei Ziegler Druck produziert, im Gegenzug der «Landbote» dafür im Tamedia-Druckzentrum in Zürich. Abbruch der Druckerei und Neuanfang Im Herbst 2018 wurde der grössere Teil der ehemaligen Druckerei Ziegler abgebrochen. Neue Besitzer realisieren ein neues und für die Region ein zusätzliches Einkaufszentrum. Welche Firmen sich einmieten werden, ist noch unbekannt. Zu beobachten war, dass Namen von genannten Ladengeschäften inzwischen anderswo untergekommen sind.

In der bereits aufgeschalteten Website steht zu lesen: „Die Liegenschaft Rudolph-Diesel-Straße 20-22 ist ein Einzelhandelszentrum, das moderne Flächen über zwei Etagen zur Verfügung stellt. Die zeitgemäße Architektursprache des Fachmarkt-Centers dient nicht nur der gesteigerten Attraktivität, sie suggeriert gleichzeitig Modernität der Verkaufsflächen und damit ihrer gewerblichen Mieter.“ Neuer Winterthurer Standort Ab 4. März 2019 bricht „Der Landbote“ die Zelte auch in der Altstadt ab. Das legendäre Haus am Garnmarkt ist verkauft und wird neuen Nutzungen zugeführt. Die Redaktion des Landboten muss umziehen.

Der neue Standort der Redaktion, des Verlags und des Anzeigeverkaufs befindet sich neu im Sulzerareal an der Technoparkstrasse 5, schräg vis-à-vis des bekannten Bistros Portier am Lagerplatz. Die erste Winterthurer Zeitung: Winterthurer Wochenblatt Bis 1798 hatten die Zürcher den Winterthurern den Betrieb einer eigenen Druckerei mit fragwürdigen Argumenten untersagt, vor allem um das eigene Handwerk vor Konkurrenz zu schützen. In Winterthur verlegte Bücher wurden deshalb bis ins Revolutionsjahr jeweils in Schaffhausen oder auch in Deutschland gedruckt.

Erst mit der helvetischen Gewerbefreiheit konnte Johannes Ziegler (1768-1830) mit dem Buchdruck in Winterthur beginnen. In seinem Verlag erschien 1798 die erste Winterthurer Zeitung in Form eines wöchentlichen Anzeigenblattes. Das «Wochenblatt» hatte Bestand bis in die 1850er Jahre, dann verschmolz es mit dem «Landboten» zu einer Tageszeitung.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
31.01.2022