Michael Künzle

Michael «Mike» Künzle wurde am 5. März 1965 in Kilchberg geboren und ist in Kloten aufgewachsen. Er besuchte das Gymnasium an der Kantonsschule in Bülach und wählte das altsprachlich-humanistische Profil mit Latein als Schwerpunkt. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und erlangte 1992 sein Lizenziat. Nach seinem Studium arbeitete Michael Künzle drei Jahre lang als Assistent an der Forschungsstelle für Rechtsgeschichte der Universität Zürich. Seine weiteren beruflichen Stationen führten ihn über das Bezirksgericht Winterthur, wo er als Auditor und juristischer Sekretär wirkte, nach Dielsdorf. Dort arbeitete er drei Jahre lang als Bezirksanwalt. 2005 wurde er Staatsanwalt in Winterthur, eine Stelle, die er zugunsten der Politik im selben Jahr wieder aufgab.

1996 trat Michael Künzle in die CVP Winterthur ein. 1999 wurde er in den Grossen Gemeinderat gewählt und zwei Jahre später Fraktionschef. Als der damalige CVP-Stadtrat Hans Hollenstein in den Regierungsrat gewählt wurde, fanden Ersatzwahlen statt. Künzle verteidigte als Fraktionschef den Sitz der CVP erfolgreich. Er übernahm das Departement für Sicherheit und Umwelt. In der Folge wurde der als volksnah bekannte Stadtrat jeweils mit sehr guten Wahlresultaten in seinem Amt bestätigt. In seine Zeit als Polizeivorsteher fielen die Aufhebung der offenen Drogenszene beim Merkurplatz, die Schaffung der Velopolizei und der Fachstelle für häusliche Gewalt sowie der Bau des neuen Verkehrsgartens.

Als der amtierende Stadtpräsident Ernst Wohlwend (SP) 2010 seinen Rücktritt erklärte, kandidierte Künzle um den freiwerdenden Posten und setzte sich klar gegen Yvonne Beutler (SP) durch. So gelangte das Winterthurer Stadtpräsidium und damit auch das Departement Kulturelles und Dienste wieder in bürgerliche Hand. Damit bildet Winterthur im Vergleich zu den anderen Städten eine Ausnahme.

Der im lokalen Vereinsleben stark verankerte Künzle avancierte als Stadtpräsident schnell zum «Stadtvater». Während seine Partei bei den Gesamterneuerungswahlen im Jahr 2014 Federn lassen musste, war sein Präsidium unbestritten. Erst 2018 wurde er von seinen beiden Herausforderinnen Christa Meier (SP) und Anetta Steiner (GLP) in den zweiten Wahlgang gezwungen. Die SP wechselte Christa Meier mit der stimmenmässig besser gestellten Yvonne Beutler aus und verlor die Wahl.

Als Stadtpräsident gewann er die Abstimmung zur Umwandlung des Stadttheaters in eine Aktiengesellschaft und rief die Fachstelle Smart City ins Leben. Kritisiert wurde er für die langsame Umsetzung des neuen Museumskonzeptes. Ab 2020 war seine Amtszeit durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Da ihm der Kontakt zur Bevölkerung fehlte, nutzte Michael Künzle ab 2020 neu auch Social Media für die Kommunikation. Nach dem ersten Pandemiejahr richtete sich der Stadtpräsident per Videobotschaft an die Winterthurer Bevölkerung und blickte auf das Jahr zurück. Im Vorfeld der Gesamterneuerungswahlen 2022 stellte sich Künzle erneut als Stadtpräsident zur Wahl und konnte sich gegen Kaspar Bopp (SP) mit 15'948 zu 10'980 klar durchsetzen. Ebenfalls erzielte er mit 21799 Stimmen das beste Resultat bei den Stadtratswahlen.

Graf, Michael: Der Stadtpräsident ist jetzt auf Facebook, in: Landbote, 09.04.2020.
Antonelli Elisabetta: Der volksnahe Routinier, in: Landbote, 06.12.2021
Geisseler Zeno: Wahlen in Winterthur - Stadtpräsident Künzle wie Merkel, in: Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2022