Niklaus-Samuel «Nik» Gugger wurde am 1. Mai 1970 im Basler Missionsspital in Thalassery, einem kleinen Städtchen im südindischen Bundesstaat Kerala geboren. Seine leibliche Mutter gehörte zu einer bahamischen Fischerfamilie und war verwitwet. Witwen sind in Indien von starker Stigmatisierung und sozialer Isolation betroffen, da sie unter anderem als Unglücksbringerinnen angesehen werden. Unter diesen schwierigen Voraussetzungen gab die Mutter ihren Sohn zur Adoption frei.
Damals arbeiteten Elisabeth und Fritz Gugger in der Nähe für das Hilfswerk der Evangelischen Kirche (HEKS) in einer Schule für Werkzeugmacher. Zufällig waren sie gerade im Spital für eine Untersuchung zugegen und bekamen das Schicksal des Neugeborenen mit. Das Ehepaar, das sich stets ein Kind gewünscht hatte, entschloss sich sofort zur Adoption. Nur wenige Jahre später brachte Elisabeth Gugger noch zwei Mädchen zur Welt. Schon als kleiner Junge wusste Nik Gugger, dass er nicht bei seinen leiblichen Eltern aufwuchs.
1973 kehrte die Familie nach Thun zurück, wo Nik Gugger auch in die Schule ging. Schon früh begeisterte sich der Junge für Motorräder und wollte Mechaniker werden. Seine Lehre absolvierte er bei der Maschinenbau-Firma Studer AG in Steffisburg. Aufgrund eines Motorrad- und Skiunfalls musste er seine Ausbildung insgesamt für acht Monate unterbrechen. Obwohl sein Lehrmeister ihm vom Gang zur Lehrabschlussprüfung abriet, versuchte er sein Glück – und scheiterte am praktischen Teil. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wollte es der junge Mann jetzt aber erst richtig wissen und wiederholte das vierte Lehrjahr bei der Frutiger Hydraulik-und Elektronik Firma von Hansruedi Wandfluh. Danach liess er sich in einer Motorradwerkstatt anstellen, wo er aber noch in der Probezeit kündigte.