Kunst und Kultur

Oskar Kromer

Musiker, 1904–1949

Als Bratschist 1926 aus Böhmen von Werner Reinhart nach Winterthur geholt, hat sich Oskar Kromer bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1949 als Orchestermitglied, Kammermusiker, Solist und ab 1940/41 als Dirigent einen bedeutenden Namen geschaffen und damit beigetragen, den Ruf Winterthurs als Stadt der klassischen Musik zu festigen.


Geburtsort
Steinschönau in Böhmen

Geboren
17.07.1904

Gestorben
11.08.1949


Oskar Kromer 1904-1949, Kapellmeister. Aufnahme um 1948.
Foto: zVg. Thomas Kromer

Der aus Böhmen gebürtige Oskar Kromer kam mit 14 Jahren an die Musikakademie nach Prag, wo er auf seinen Hauptinstrumenten Geige und Bratsche eine strenge Schulung erfuhr. Anschliessend wirkte er als Konzertmeister des Orchesters Pupp in Karlsbad, wo ihn Werner Reinhart entdeckte und 1926 als Bratschisten nach Winterthur verpflichtete. Bereits 1928 erfolgte die Wahl zum Solisten der Instrumentengruppe und Mitglied des Streichquartetts. Mit dem holländische Geiger Joachim Röntgen und dem Cellisten Antonio Tusa bildete er auch das «Winterthurer Trio», welches vor dem Zweiten Weltkrieg Auftritte in der Schweiz und auch in Europa bestritt, unter anderem zusammen mit der rumänischen Pianistin Clara Haskil, dann als «Quatuor Haskil». 1939 formierte sich das Winterthurer Streichquartett neu mit dem Primgeiger Peter Rybar, Clemens Dahinden am zweiten Pult, Kromer und Tusa. Auf Jahre hinaus vermochte es in Winterthur und auf ausgedehnten Tourneen sein Ansehen zu steigern. Vor allem während der Sommermonate - in dieser Zeit waren die Orchestermusiker damals ohne Vertrag - bereisten die vier Musiker die ganze Schweiz und das nahe Ausland. Auch bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern spielten sie am ersten Pult des Festspielorchesters. Als Solist verhalf er über Jahre mit der Darbietung der klassischen Bratschenliteratur und vor allem mit der Aufführung zeitgenössischer Komponisten (Max Reger, Paul Hindemith, Heinrich Kaminski, Darius Milhaud, Paul Müller) der Bratsche den ihr gebührenden Platz in den Konzertsälen der Schweiz.

Seit dem Konzertjahr 1940/41 hatte Oskar Kromer bewiesen, dass er den Dirigentenstab ebenso temperamentvoll zu führen verstand wie den Bratschenbogen. Dann wurde er 1945 Nachfolger von Ernst Wolters als Hausdirigent und leitete schon bald die Hälfte der Freikonzerte: „Vergessen wollen wir auch nie seine Hingabe an die zahllosen Freikonzerte, für die ihm nichts zu viel war und mit denen er sich beim Publikum unauslöschliche Erinnerungen geschaffen hat. Wenn dies sein Dank war, dass er 1934 Schweizer Bürger wurde, einer der unseren, der er schon lange war – in kaum sinnigerer Weise hätte er ihn abzutragen vermocht. Zahlreiche Musikfreunde, die den Weg in den Konzertsaal nicht fanden, danken Oskar Kromer für viele Radio-Konzerte, zu deren Leitung er immer öfters gerufen wurde.“ (Emil Birrer, „Neues Winterthurer Tagblatt“)

Darüber hinaus dirigierte er zahlreiche Hausabende und Abonnementskonzerte, wobei die Aufführung der dritten Bruckner-Symphonie im November 1948 ein Höhepunkt seines künstlerischen Wirkens bedeutete. „Es gibt eine ganze grosse musikbegeisterte Generation in unserer Stadt, die sich einen Winterthurer Musikbetrieb ohne Oskar Kromer kaum denken kann.“ (Emil Birrer, „Neues Winterthurer Tagblatt“) Noch in seinem Todesjahr machte er zusammen mit dem Quartett, dann als Dirigent und Solist mit dem Winterthurer Stadtorchester (als Winterthur Symphony Orchestra) Aufnahmen für die amerikanische Plattenfirma „Concert Hall“, welche erstmals auf Vinyl gepresst wurden. Viel zu kurz war die Zeitspanne seines Wirkens; erst 45-jährig erlag er einer schweren Krankheit.

«Nun schweig, Musik! Nun ist die Szene mein…» spricht der Trauernde im schwarzen Gewand. Doch müssen wir nicht gerade jetzt Musik aufrufen, jene Musik, deren Mittler uns Oskar Kromer immer wieder mit letztem Einsatz war? Sie möge erklingen zu unserem Trost, zum Gedenken an den Gatten, den Vater dreier Buben, den Freund und Bekannten – zum Andenken an den Musiker Oskar Kromer.“ (Emil Birrer, Neues Winterthurer Tagblatt)

Bibliografie


Autor/In:
Thomas Kromer
Letzte
Bearbeitung:
13.11.2023