Vereine und Verbände

SAC Sektion Winterthur

Seit 1879 engagiert sich die Sektion Winterthur des Schweizer Alpen-Clubs (S.A.C.) für den Bergsport, den Hüttenbau und die alpine Volksbildung. Die Sektion verfügt über eine Jugendorganisation und Seniorengruppe und führt regelmässig Familienbergwandertouren durch.. Der Sektion Winterthur gehören vier Clubhütten in den Kantonen Glarus und Graubünden. Regelmässige Vereinsanlässe komplettieren das Angebot.


Gründungsdatum
25. Juni 1879


Die Bedeutung des Schweizerischen Alpenclubs

Der 1863 in Olten gegründete Schweizerische Alpenclub (S.A.C.) prägt seit über 150 Jahren den Bergsport und die alpine Kultur der Schweiz. Als eine der ältesten und einflussreichsten Alpenvereinsorganisationen trug der S.A.C. massgeblich zur Erschliessung der Schweizer Alpen bei. Anfangs vor allem ein Treffpunkt für die bürgerliche Elite, förderte der Club den Austausch zwischen den Sprachregionen und machte den Bergsport einem breiten Publikum zugänglich. Zudem spielte er eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Bergrettungswesens und der touristischen Infrastruktur. Aus einem exklusiven Kreis wurde mit der Zeit eine landesweit vernetzte Organisation, die bis heute zur kulturellen Identität der Schweiz als Bergnation beiträgt.

Gründung der Sektion Winterthur

Im Frühling 1879 begaben sich einige einflussreiche Winterthurer auf einen gemeinsamen Sonntagsspaziergang. Dabei entstand die Idee, in Winterthur eine eigene Sektion des Schweizerischen Alpenclubs zu gründen. Der Club bestand damals bereits seit sechzehn Jahren und zog insbesondere eine junge bürgerliche Elite an. So kam es am 14. Juni 1879 zu einer ersten Versammlung im Casino Winterthur. Anwesend waren: Adolf Bühler, C.A. Caflisch-Rieter, Gustav Grob-Hanhard, Ewald Lengstorf, Theodor Reinhart-Volkart und Gottfried Sigg-Sulzer. Am 25. Juni 1879 wurde Winterthur als 25. Sektion in den S.A.C. aufgenommen.

In den Anfangsjahren benannten sich die Sektionen meist nach einem markanten Berg in der Region. Obwohl Winterthur mit Iberg, Eschenberg, Wolfensberg und Lindberg durchaus über passende Hügel verfügte, erschienen diese den Gründungsmitgliedern nicht imposant genug. So wählten sie den Namen «Sektion Winterthur S.A.C.». Gleichzeitig wurde der Kartograph Jakob Melchior Ziegler als Ehrenmitglied aufgenommen.

Zwischen Bergluft und Zigarrenrauch

Die Sektion traf sich im Sommer wöchentlich, im Winter monatlich zu Sitzungen, bei denen geplante Exkursionen besprochen sowie Tourenberichte und Vorträge präsentiert wurden. Stammlokale waren u. a. das Restaurant Rheinfels und das Casino. Unter den rund 90 Mitgliedern fanden sich auch leidenschaftliche Zigarrenraucher. Der Rauch wurde so dicht, dass ein Verbot ausgesprochen wurde – sehr zum Missfallen der Raucher. Diese führten an: "Wie schwer hätte es manchen geschmerzt, vom rauchenden Ätna zu hören und doch nicht selber rauchen zu dürfen." Eine Kompromisslösung wurde mit einem Ventilationsapparat gefunden.

Ein wichtiger Teil der Vereinstätigkeit war der Kontakt zu anderen Sektionen, insbesondere Uto, Bachtel, Tödi und St. Gallen.

Geologische Sammlung, Bibliothek und Alpenreliefs

Um 1880 baute die Sektion Winterthur eine geologische Sammlung auf. Als Grundstock diente eine Schenkung von Heinrich Sulzer-Steiner, der die Sammlung des S.A.C.-Mitgründers Prof. Simmler erworben hatte. Julie Ziegler zum Steinberg ergänzte sie um die mineralogische Sammlung von Jakob Ziegler-Pellis. Die Mitglieder wurden dazu angehalten, Gipfelsteine mitzubringen. Die Sammlung wurde im Technikum untergebracht. Die Vereinsbibliothek befand sich zunächst im Gewerbemuseum, später im Schulhaus St. Georgen. Die geologische Sammlung ging später ans Naturmuseum, die Bibliothek an die Stadtbibliothek über. Weiter verfügte die Sektion über eine Reliefsammlung des Monte Rosa, Matterhorns und vom Berner Oberland. 

Lokales Engagement: Hoh-Wülflingen und Eschenbergturm

1881 erwarben Mitglieder der Sektion die Anhöhe bei Hoh-Wülflingen. Ziel war es, sie von Gebüsch zu befreien und als Aussichtspunkt zu gestalten. Die Stadt übernahm die Waldarbeiten, die Mitglieder stellten einen Steintisch auf dem Gipfel auf – der jedoch 1890 zerstört und ins Tobel geworfen wurde. Wiederholte Vandalenakte führten 1906 zur Übergabe des Geländes an den Verkehrs- und Verschönerungsverein.

Der Eschenberg war ein beliebter Naherholungsort. Nach zwei morschen Holztürmen plante die Vereinigung Flora einen Stahlturm. Die Baukosten überstiegen jedoch ihre Mittel. Gemeinsam mit der Sektion Winterthur schrieb man einen Architekturwettbewerb aus und finanzierte das Projekt. 

Der Tod wandert mit

Die Begeisterung für die Berge forderte auch Opfer. 1891 verunglückte der neu gewählte Präsident Jakob Weber am Morteratschgletscher tödlich. Die steigenden Unfallzahlen führten zur Entwicklung des Schweizerischen Bergrettungswesens, das bis heute stark ehrenamtlich durch Alpenclubs getragen wird. Auch Winterthur stellte eine eigene Rettungskolonne. Paul Reinhart übernahm das Präsidium und förderte mit Familienabenden die Öffnung der Sektion auch für Frauen.

Clubhütten

Die Sektion Winterthur errichtete vier Hütten: Muttseehütte, Cavardirashütte, Puntegliashütte und Kistenpasshütte. Den Anfang machte die 1887 erbaute Muttseehütte im Kanton Glarus, eigens für das Jahresfest des S.A.C. Eine einfache Holzhütte, die rasch ausgebaut wurde. 1908 folgte die Puntegliashütte bei Trun, finanziert durch ein Legat von Paul Reinhart-Sulzer. 1929 entstand anlässlich des 50-jährigen Jubiläums die Cavardirashütte. Ab 1978 wurde die Kistenpasshütte zunächst gemietet, später für einen symbolischen Franken übernommen.

Ferienheim Schwanderberg und Nachwuchsförderung

Auf Initiative von Eduard Sulzer-Ziegler wurde 1903 ein Ferienheim auf dem Schwanderberg eröffnet, wo Jugendliche von erfahrenen Bergführern betreut wurden. Eine eigene Jugendgruppe wurde allerdings erst 1926 gegründet, die Seniorengruppe bereits 1925.

Popularisierung des Bergsports und der Eintritt der Frauen

Die Mobilmachung im Ersten Weltkrieg offenbarte Defizite in der körperlichen Fitness der Bevölkerung. Gleichzeitig lernten viele Soldaten durch den Einsatz in Gebirgstruppen den Bergsport kennen. Nach 1918 stieg die Zahl der Beitrittsgesuche, was zu einer stärkeren gesellschaftlichen Durchmischung innerhalb des S.A.C. führte.

Auch Frauen nahmen bereits seit den Anfängen an Touren teil, doch die S.A.C.-Statuten sahen zunächst keine ordentliche Mitgliedschaft vor. Sie konnten nur als Ehren- oder Passivmitglieder geführt werden. Ihre Beteiligung blieb daher oft eine Randnotiz. 1918 entstand in Montreux der Schweizerische Frauen-Alpenclub (SFAC), 1923 auch eine Sektion in Winterthur (Gründungslokal: alkoholfreie Wirtschaft Herkules). 1980 wurde die Gleichstellung auf nationaler Ebene durch eine Statutenänderung verankert. Die Winterthurer Sektionen fusionierten schliesslich. 1991 führte die Sektion Winterthur zudem das Kinderbergsteigen ein. Heute führt er regelmässig Touren für Familien durch. 

Stetige Anpassung an neue Herausforderungen

Die jüngeren Jahre sind vor allem geprägt durch die stetige Wartung und Erweiterung der eigenen Clubhütten, Investitionen in die eigene Ausbildung und die Umsetzung des digitalen Wandels. Lebendige Vereinsarbeit braucht zeitgemässe Strukturen. Deshalb überarbeitet die Sektion Winterthur derzeit ihre Statuten aus dem Jahr 2004. Ziel ist es, die geltenden Bestimmungen an aktuelle gesellschaftliche, technische und rechtliche Entwicklungen anzupassen. Dazu gehören unter anderem die Vorgaben des Zentralverbands des SAC und von Swiss Olympic, etwa zur Ethik-Charta oder zur Gleichstellung. Auch digitale Kommunikation, neue Formen der Mitgliedschaft sowie transparente Entscheidungsprozesse sollen berücksichtigt werden.


Benutzte und Weiterführende Literatur

Ingold, Maja et. al.: 125 Jahre SAC Sektion Winterthur. Eine Zeitreise, Winterthur 2004.
SAC Sektion Winterthur (HG): 100 Jahre Sektion Winterthur des SChweizerischen Alpenclub. 1879–1979, Winterthur, 1978
Otto Herold/August Bohli: 50 Jahre S.A.C. Sektion Winterthur. 1879–1929, Winterthur 1929.

Bibliografie

    Alpenclub, Schweizerischer (SAC), Sektion Winterthur

    • Einträge 1991–2010

      Zukunft Hütte Kistenpass: Landbote 1991/210 m.Abb.
      125 Jahre: Landbote 2004/143 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2004/167 Puntegliashütte, u.a., 1Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
19.07.2025