Schulbauten und Kindergärten

Schulhaus Talhof

Talhofweg 24

Das Schulhaus Talhof liegt im Weinbergquartier und wurde 1960 eröffnet. Gebaut wurde es durch Architekt Romeo Favero. In den späteren 1960er-Jahren wurde eine Turnhalle dazu gebaut.


Baujahr
1960


Adresse
Schulhaus Talhof
Talhofweg 24
8408 Winterthur

Infrastruktur kann mit dem Bevölkerungswachstum nicht mithalten

Im Schuljahr 1958/59 zählte Wülflingen ohne Neubrug 39 Stellen für Lehrpersonen in der Primar- und Oberstufe. Im Schuljahr 1939/40 waren es erst 16 Stellen gewesen. Das entspricht einer Zunahme von 144 %. In der gleichen Zeitspanne erhielt Wülflingen mit dem Bau des Kleinschulhauses an der Erlenstrasse (1949) und dem Oberstufenschulhaus Hohfurri (1955) lediglich 19 neue Klassenzimmer, was nicht ausreichte. Tatsächlich mangelte es in Wülflingen im Jahr 1959 gleichzeitig an Kindergärten sowie an Plätzen für alle Schulstufen. Sieben Schulklassen mussten damals behelfsmässig in Provisorien untergebracht werden, darunter im Kirchgemeindehaus Wülflingen, im Zeichensaal des Schulhauses Hohfurri und sogar in zwei Privathäusern.

Ein weiteres Problem war, dass sich alle bisherigen Schulbauten auf der südlichen Seite der inzwischen stark befahrenen Wüflingerstrasse befanden, was Sicherheitsbedenken auslöste. Die Stadt plante deshalb den Bau eines Kleinschulhauses am Talhofweg und eines grossen Primarschulhauses in den Langwiesen.

Ein Kleinschulhaus am Talhofweg

Im Jahr 1957 beauftragte der Stadtrat den Winterthurer Architekten Romeo Favero mit der Planung eines Kleinschulhauses. Für den Neubau stand eine städtische Landparzelle südöstlich des Talhofweges in der Nähe der Bahnlinie zur Verfügung. Diese Parzelle hat eine leichte Steigung, weshalb der Architekt die Anlage aus zwei stumpfwinklig aneinandergefügten und abgestuften Trakten mit sechs Klassenzimmer und eine Kindergartenabteilung plante. Im Untergeschoss entstanden zudem Luftschutzräume für 223 Personen. Die Bauausführung erfolgte mit Backsteinmauerwerk, während die Decke und die übrigen tragenden Teile aus armiertem Beton bestehen.

Das neue Kleinschulhaus konnte im Jahr 1960 feierlich bezogen werden und bot Platz für sechs Klassenzimmer sowie eine Kindergartenabteilung. Die Gesamtkosten für das Kleinschulhaus betrugen 1,2 Millionen Franken.

Kompliziertes Turnhallenpuzzle

Das Schulhaus Talhof hatte ursprünglich keine eigene Turnhalle. Der Sportunterricht fand entweder im Freien oder in der Turnhalle Hohfurri statt. Bei der geplanten Erweiterung des Schulhauses Hohfurri war klar, dass die vorhandenen Hallenkapazitäten künftig nicht mehr ausreichen würden. Deshalb beauftragte die Stadt im Jahr 1967 den Architekten Favero mit dem Bau einer Turnhalle und einer Abwartswohnung.

Diese Bauaufgabe entpuppte sich als regelrechte Knacknuss: Besonders der Standort der neuen Turnhalle bereitete Kopfzerbrechen, da die umliegenden Landreserven bereits ausgeschöpft waren. Von Anfang an war klar, dass die Turnhalle südlich der Wülflingerstrasse errichtet werden muss. Die Verantwortlichen schlugen nach einer Begehung des Geländes vor, die Spielwiese des Schulhauses auf die gegenüberliegende Seite des Talhofweges zu verlegen. Dort befindet sich jedoch der Baumgarten des Schlosses Wülflingen, der aufgrund eines Servituts, das zugunsten der Gottfried Keller-Stiftung errichtet wurde, mit einem Bauverbot belegt ist. Deshalb lehnte der Stadtrat diese Lösung ab. Er schlug stattdessen vor, die Spielwiese noch weiter westlich neben die Bauverbotszone zu verlegen, was jedoch eine zu grosse Distanz zum Schulhaus zur Folge hatte. Andere Platzierungen in der Nähe der bestehenden Schultrakte kamen aus architektonischen und ästhetischen Gründen nicht in Frage. Als letzte Möglichkeit blieb noch die Erstellung am westlichen Rand der Spielwiese.

Autogarage sorgt für Knatsch mit dem Kanton

Der Grosse Gemeinderat wies den Kreditantrag von 600'000 Franken für den Bau der Turnhalle mit einem knappen Mehr zurück. Er forderte den Einbau einer Autogarage mit 21 Abstellplätzen. Diese Kombination zwischen Turnhalle und Autogarage war in Winterthur bisher einmalig. Eine knappe Parlamentsmehrheit erhoffte sich dadurch eine lukrative Einnahmequelle. Es war eine Zeit, in der die gebührenpflichtigen «Laternen-garagen» im Freien für rote Köpfe sorgten. Diese neue Variante stiess jedoch bei der kantonalen Erziehungsdirektion auf Ablehnung.

Der damalige Erziehungsdirektor, Walter König (LdU) argumentierte, dass Schulhausanlagen grundsätzlich in verkehrsarmen Zonen gebaut werden. «Schulfremde Einbauten» für öffentliche Bedürfnisse seien nur gestattet, wenn sie den Interessen der Schule nicht widersprechen. Genau dies sei beim Talhof der Fall, weil durch die Garage kostbarer Spielwiesenplatz verloren gehen würde. Ausserdem würde die Garage für mehr Verkehr und damit auch mehr Lärm und giftige Abgase sorgen. Der Zürcher Regierungsrat schloss sich dieser Argumentation an und lehnte das Projekt als «untragbar» ab. Damit drohte das Vorhaben ganz zu scheitern, denn Winterthur war auf kantonale Subventionen angewiesen.

Während sich das Projekt in die Länge zog, war die Schulhauserweiterung in Hohfurri bereits abgeschlossen und das Problem akut. Der Stadtrat legte deshalb das ursprüngliche Projekt ohne Garage nochmals dem Parlament vor und bat eindringlich um Genehmigung.

Im Gemeinderatssaal gingen darauf die Wogen hoch. Einzelne Parlamentarier warfen dem Stadtrat vor, vor der Erziehungsdirektion gekuscht zu haben. Schliesslich winkte er das Projekt durch und auch das Stimmvolk sprach sich 1967 mit 9490 Ja gegen 4956 Nein-Stimmen für die neue Turnhalle aus.

Nach dem Boom kam die Flaute

Während die Stadt mit dem Bau von Schulhäusern bis in die 1970er-Jahre kaum nachkam, wendete sich das Blatt in den 1980er-Jahren und die Schüler:innenzahlen nahmen in Wülflingen stark ab. Dies führte zu Überkapazitäten, weshalb Lehrpersonen teilweise das Schulhaus wechseln mussten, da nicht genügend Klassen geführt werden konnten. Die soziodemografische Entwicklung in Wülflingen stellte die Schulpflege vor neue Herausforderungen. Der Anteil von fremdsprachigen Kindern im Schulhaus Talhof stieg auf über 40%. Die Schule ist deshalb seit 2018 Teil des kantonalen Programms zur Förderung der Qualität in multikulturellen Schulen (QUIMS).

Auszeichnung für gesundes Znüni und sportfreundliche Schulkultur

Die Primarschule Talhof-Erlen erhielt 2011 den Zürcher Preis für Gesundheitsförderung in der Schule. Den ersten Preis gab es für das Gesamtkonzept der Schule. Im Unterricht werden Themen wie Körperwahrnehmung, Bewegung, Ernährung sowie Risiken des Chattens und Suchtverhalten behandelt. An der Schule wird zudem auf ein gesundes Znüni geachtet. Dafür bietet sie an ausgewählten Tagen einen eigenen Znünikiosk an.

Im Jahr 2016 erhielt die Schule vom Kanton Zürich erstmals das Label «Schule mit sportfreundlicher Schulkultur». Diese Auszeichnung erhalten Schulen, die freiwillige Sportangebote und Projekte zur Sport- und Bewegungsförderung anbieten. Im Schulhaus Talhof haben die Kinder und Lehrpersonen Zugang zu kostenlosen Sportkursen. Zum Sportprogramm gehören zudem Fussballturniere, Eislaufmorgen, Megapausen, Wanderungen und Ausflüge in den Skillpark. Weiter nehmen die Schulklassen regelmässig an verschiedenen Sportveranstaltungen teil.

Holzmodul mit Fotovoltaikanlage

Im Jahr 2023 wurde der Schulraum erneut knapp. Deshalb erweiterte die Stadt das Schulhaus Talhof-Erlen mit einem Holzmodul. Dieses Holzmodul hat im Vergleich zu den alten Bauten aus den 1960er-Jahren ein stabileres Dach, das für eine Fotovoltaikanlage geeignet ist.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
09.07.2024