Sport- und Freizeitanlagen

Segelflugplatz Hegmatten

Riedbachweg 4

Der Flugplatz Hegmatten ist ein privater Segelflugplatz in Winterthur. Die heute Anlage geht auf das Jahr 1964 zurück.


Baujahr
05.06.1964


Adresse
Flugplatz Hegmatten
Riedbachweg 4
8404 Winterthur

Nach einem mehrjärhigen Unterbruch konnte der Segelflugplatz Hegmatten 1964 seinen Betrieb wieder aufnehmen.
Foto: winbib (Signatur 066119)

Erster Flugbetrieb in Frauenfeld

Am 5. Dezember 1931 wurde die Segelfuggruppe Winterthur (SGW) gegründet. Ihre erste Werkstatt befand sich in der Ziegelhütte bei Seen. Da in Winterthur kein Gelände für den Flugbetrieb zur Verfügung stand, mussten sie auf die Frauenfelder Allmend ausweichen. 1944 trat die Thur über die Ufer und überschwemmte grosse Teile der Allmend. Der gesamte Flugzeugpark stand unter Wasser und musste danach komplett neu aufgebaut werden, was einen herber Rückschlag bedeutete. Der Wirt und Sportflieger Willi Wolf setzte anschliessend für den Bau eines Segelflugplatzes in Winterthur ein.

Ein Flughafen für Winterthur

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Privatfliegerei in der Schweiz eine erste Hochblüte. Schon 1946 beschäftigte sich der Gemeinderat mit der Frage, einen eigenen Sport- und Touristikflugplatz in Winterthur zu erstellen. Er stellte der Segelfluggruppe bald eine Anlage in der Hegmatte bei Hegi in Aussicht. Der Standort war ideal, weil es in der Nähe damals kaum elektrische Leitungen gab, die den Flugbetrieb behindert hätten. Winterthur wollte sich als wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Ostschweiz positionieren. Zudem erhoffte die Stadt, dass der Flugplatz auch der Industrie zugutekommen könnte. So konnten neben Geschäftsflügen auch Eilfrachtstücke bis 250 Kilo über den Luftweg versandt werden, und Krankentransportflüge waren nun ebenfalls möglich.

Das Projekt war umstritten und konnte erst gestartet werden, als die Segelfluggruppe sich verpflichtete, die Kosten für den Bau selbst zu übernehmen. Die Stadt sollte lediglich das Bauland abtreten. Da ein Teil der Piste auf Wiesendanger Boden lag, musste die Segelfluggruppe zusätzlich Land von den hiesigen Bauern pachten. Dabei akzeptierte sie hohe Zinsen, die das Budget des Flugplatzes fortan erheblich belasten sollten. Die Segelfluggruppe bemühte sich zudem, die Bevölkerung von Winterthur von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Deshalb veranstaltete sie im August 1948 eine grosse Flugschau über der Eulachstadt und stellte ihre Modelle auf dem Bahnhofsplatz aus.

Die Mitglieder der Segelfluggruppe setzten ihr Vorhaben um. In vielen Stunden Freiwilligenarbeit richteten sie auf der Hegmatten erstmals ein Flugfeld ein, das den Vorschriften des Eidgenössischen Luftamtes entsprach. Im August 1949 nahm der vierte Flugplatz für Sportflugzeuge in der Ostschweiz in Winterthur den Betrieb auf.

Der erste Flughafen

Der erste Flughafen hatte einen Hangar mit Platz für rund 10 Sportflugzeuge, ein Restaurant und eine Militärbaracke, die als Flugbüro diente. Über einen freistehenden Vorbau konnte der Flugbetrieb überwacht werden. Das Rollfeld war 600 Meter lang. Neben dem regulären Segelflugbetrieb fanden dort auch Flugschulen statt. Auch die Modellfluggruppe Winterthur hatte auf dem Flugplatz ihr neues Zuhause.

Trotz des neuen Flugplatzes, wurde die Anlage in der Frauenfelder Allmend weiterhin für Segelflüge genutzt.

Kollision und Meisterschaft

Am 13. Juli 1951 kollidierten zwei Sportflugzeuge der Segelfluggruppe etwa 20 Meter über dem Boden und stürzten ab. Alle vier Personen überlebten den Unfall, jedoch teilweise schwer verletzt. Es war der erste schwere Flugzeugunfall über der Hegmatten. Glücklichere Tage erlebte der Flugplatz 1952, als er erstmals Gastgeber der Meisterschaften der Zürcher Sportflieger:innen war.

Kaum gegründet bereits liquidiert – die Flugplatzgenossenschaft

Um den Betrieb und den Ausbau des Sportflugplatzes zu fördern sowie den Zivilflugsport in der Ostschweiz zu unterstützen, gründeten die Verantwortlichen am 30. April 1953 die Genossenschaft Flugplatz Winterthur. Diese konnte jedoch die für den Betrieb des Flugplatzes notwendigen Finanzen nicht aufbringen. Zudem erfüllte der Flughafen bald nicht mehr die Anforderungen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL), und es wären grössere Investitionen nötig geworden. Da die Stadt 1955 auch eine Defizitgarantie ablehnte, lösten die Verantwortlichen die Genossenschaft auf und der Flugplatz wurde stillgelegt.

Was für die Segelfluggruppe ein grosser Verlust war, berfreute einige Anwohnende, die sich besonders am Lärm der Motorflugzeuge und Helikopter gestört fühlten. Der leerstehende Flughafenhangar wurde zwischenzeitlich von der Sulzer AG gemietet, die darin eine Sammlung alter Maschinen für das bereits geplante Technische Museum (Technorama) unterbrachte.

Reaktivierung des alten Flughafengeländes

Im Jahr 1961 spitzte sich die Situation für die Segelfluggruppe zu, als das Militär die gesamte Frauenfelder Allmend als Übungsplatz für Haubitzen beanspruchte. Die Flugzeuge mussten daher langfristig das Feld räumen. Damit zog man der Segelfluggruppe wortwörtlich den Boden unter den Füssen weg, und ihre Existenz war in Frage gestellt. Der Stadtrat stellte der Gruppe in Aussicht, das alte Flughafengelände auf der Hegmatten zu reaktivieren. Als diese Information in Oberwinterthur die Runde machte, regte sich Widerstand unter den Anwohnenden wegen des Lärmschutzes.

Es kam zum Kompromiss: Die Stadt Winterthur als Landbesitzerin und Bauherrin erstellte einen neuen Segelflugplatz. Motorisierte Flugzeuge waren nun verboten. Der Flughafen nahm am 5. Juli 1964 offiziell den Betrieb auf. Von Juli bis November 1964 führten die Segelflieger bereits 1070 Starts durch. Der Flughafenpark umfasste damals ein Grunau Baby, zwei Rhönlerchen, eine Olympia Meise, eine Spalinger S18, ein Schleicher Ka 6. Hinzu kamen eine Seilwinde sowie zwei Transportwagen und ein Seilauszugauto. Der Verein zählte damals 42 Mitglieder und 22 Flugschüler:innen. Der Flugplatz war nur für Segelflieger:innen freigegeben.

Kontroverse um Schleppflugzeug

Bei den Einschränkungen für motorisierte Flugzeuge gab es eine wichtige Ausnahme: das Schleppflugzeug. Dieses diente bei ungünstigen Windverhältnissen als Starthilfe für die Segelflugzeuge. Weil die Landebahn eher kurz war, brauchte es einen Schlepper mit einem leistungsfähigen Motor und dieser war Laut. Lärmklagen blieben seit der Wiedereröffnung des Flughafens ein ständiger Begleiter der Segelfluggruppe. Als 1973 klar wurde, dass es für die Leichtfliegerei am Flughafen Kloten keine Zukunft mehr gab, wandten sich die Motorflieger:innen mit einer entsprechenden Anfrage an die Stadt Winterthur. Der Stadtrat machte jedoch sofort klar, dass der Flughafen Hegmatten aufgrund seiner Nähe zu den Wohngebieten für motorisierte Sportflugzeuge auch weiterhin nicht zur Verfügung steht.

Am 20. März 1977 kam es zu einem Brandanschlag auf das «Hüttli». Es handelte sich um das alte Klubhaus der Segelfluggruppe, das in der Folge total zerstört wurde. Dabei gingen auch viele Akten und technische Pläne der Segelflieger verloren. Da die Zukunft des Sportplatzes damals unsicher war, ersetzte man das Klubhaus erst 1980 durch einen Neubau.

In den 1980er-Jahren entwickelte sich das gesamte Gebiet rund um den Flughafen zu einer komplexen Planungszone. Der FC Oberwinterthur benötigte eine neue Sportanlage, das Gebiet war immer dichter besiedelt und es waren neue Massnahmen für den Hochwasserschutz erforderlich. In diesem Zusammenhang arbeitete die Stadt an einem Projekt, um die Flugpiste zu verlegen. Dadurch konnte sie verlängert werden, was mehr Starts mit der Seilwinde ermöglichte und den Bedarf an Schleppflugzeugen reduzierte. Nach den Umbauarbeiten nahm der Flugplatz mit der neuen Pistenführung 1986 seinen Betrieb wieder auf. 

Neuer Hangar

In den 2000er-Jahren erreichte die Flughafeninfrastruktur, die teilweise aus den 1950er-Jahren stammte, allmählich das Ende ihrer Lebensdauer. Die Stadt kündigte den Bau eines neuen Hangars an, doch die Ausführung verzögerte sich bis ins Jahr 2012, da das Flughafengebiet in die komplexen Planungen eines Rückhalteraums zur Verbesserung des Hochwasserschutzes einbezogen war. 2016 war es endlich soweit: Die Stadt baute für 1,7 Millionen Franken eine neue Fliegerhalle. Etwa alle 100 Jahre könnte es vorkommen, dass der Segelflugplatz als Hochwasserüberlauf dient. Der Hangar ist deshalb bewusst an einer erhöhten Position erbaut, damit die Flugzeuge im Ernstfall keinen Schaden nehmen. Während der Bauarbeiten musste der Flugbetrieb für ein Jahr eingestellt werden.

Der Luftraum wird enger

Im Jahr 2019 begann das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) mit der Neuorganisation des Luftraums in der Ostschweiz. Dabei standen die Bedürfnisse der Linienflüge im Vordergrund. Zu deren Gunsten sollte auch die Flugraumsicherheit neu geregelt werden. Die Segelfluggruppe Winterthur sah sich durch die Massnahmen in ihrer Existenz bedroht, denn der wachsende Flughafen Zürich sorgt dafür, dass die Lufträume für die Segelflieger immer kleiner werden. Gleichzeitig heben mit der Drohnenfliegerei auch neue Fahrzeuge in die Luft ab, mit denen Absprachen getroffen werden müssen. 


Benutzte und weiterführende Quellen und Literatur

Archivalien:
Stadtarchiv Winterthur: Verkehr. Flugverkehr. (Signatur II B 38/C/2)
Stadtarchiv Winterthur: Flughafen Hegmatten (Signatur A 82/98)
Stadtarchiv Winterthur: Flughafen Hegmatten (Signatur A 53 /634)
Stadtarchiv Winterthur: Flughafen Hegmatten (Signatur A 53/629)

Literatur
Appelt, Dagmar: Flugplatz Winterthur vor Sicherheitscheck: Segelflieger bangen um ihren Flugraum, in: Der Landbote, 03.08.2023.
Keller, Jonas: Segelfliegen in Winterthur: Ihr Stück Himmel wird immer kleiner, in: Der Landbote, 03.08.2023.
Eggli, Marisa: Eine Million für den Segelflieger-Schutz, in: Der Landbote, 26.05.2012
Mg. Fussballfelder und Segelflugpiste Hegmatten bereit, in: Der Landbote, 26.08.1987.
Sgw.: Die Segelfluggruppe ist stolz auf mich. Ein Klubhaus erzählt, in: Der Landbote, 11.06.1980.
j.a.s.: Flugplatz unerwünscht, in: Die Tat, 09.06.1962
o.A. Der Flugplatz Winterthur in Liquidation, Neue Zürcher Zeitung, 25.04.1955
o.A.: Gründung Flugplatzgenossenschaft, in: Neue Zürcher Zeitung, 02.05.1953.
o.A.: Aviatik, in: Neue Zürcher Nachrichten, 18.09.1952.
o.A.: Flugzeugzusammenstoss über dem Flugplatz Winterthur, in: Neue Zürcher Zeitung, 15.07.1951
o.A.: Winterthurs Anschluss ans Flugnetz, 26.08.1949.
Lx. Eröffnung des Flugplatzes Winterthur, in: Neue Zürcher Zeitung, 21.08.1949.
o.A.: Winterthur und Umgebung, in: Zürcher Oberländer, 25.08.1948
o.A.: Segelfliegen, in: Neue Zürcher Zeitung, 06.12.1944

Bibliografie

    Flugplatz Hegmatten

    • Einträge ab 2011

      Duss, Dominic: Die Überflieger von nebenan. In: De Wisidanger, Nr. 3 (2021). S. 4-9. m.Abb.
      Huser, Markus: Hegmatten: Naherholung, Naturschutz und Landwirtschaft. In: Sprchrohr, Nr. 4 (2021). S. 18-19. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Einweihung im August 1949: Oberi Zytig 2004/154 von Werner Leimbacher, m.Abb.
      Flugtage: Landbote 2006/204 m.Abb.
      Lärmschutz: Landbote 2010/23.
      Flugmotoren: Landbote 2010/200 1Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
26.04.2025