Wohnhäuser

Villa Obere Halde

Eichwaldstrasse 21

Die Villa liegt auf einer Terrasse am Waldrand des Lindberges, an der Eichwaldstrasse 21-23 zwischen den Villen Römerholz und Goldenberg. Sie wurde 1907/08 von den Architekten Bridler und Völki für die Familie Robert Sulzer-Forrer (1873-1953) und Emma Sulzer-Forrer (1882-1963) und ihre drei Söhne erbaut.


Baujahr
1907


Adresse
Eichwaldstrasse 21
8400 Winterthur
Die Villa „Obere Halde“, auf einer aussichtsreichen Gelände-Terrasse gelegen, wurde 1907/08 durch das Architektengespann Bridler und Völki im romantischen Heimatstil eines typischen traditionellen Zürichseehauses erbaut. Das Haus wird durch einen geometrischen Garten mit Brunnen, einer Laube, einem Pavillon, einem Ökonomiegebäude und einer Reithalle umgeben. Das geräumige Haus, der grosse Garten, die Reithalle und ein eigenes Kunstatelier war die Welt der Emmely Sulzer-Forrer gewesen. Die Gattin des Sulzer-Firmenleiters lebte hier nicht zurückgezogen, aber doch etwas abseits der Öffentlichkeit. Ihr Organisationstalent und ihren Schönheitssinn bewies sie mit vielfältigen Einladungen zu Besuchen und Festen. Diese galten vorwiegend den in- und ausländischen Geschäftsfreunden ihres Gatten.

Die Villa wurde erstellt und bewohnt durch Dr. h.c. Robert Heinrich Sulzer (1873-1953) Ing. ETH und seiner Frau Emma Elisabeth Forrer (1882-1962). Sie hatten drei Kinder: Frank Robert (*1905), Jakob Heinrich (*1908) und Peter Thomas (*1918). Sulzer trat am 1. November 1901 in die Firma ein und war von 1906 bis 1914 Teilhaber. Nach der Heirat zog das Paar 1904 ins Haus an der Mittleren Haldenstrasse, und später in die neu erbaute Villa „Obere Halde“ am Lindberg. Legendär ist seine Ansprache an der Betriebsversammlung in der Grossdieselhalle am 3. Juli 1937. Mit seinem Votum konnte er die hoch explosive Arbeiterzusammenkunft entspannen und in der Folge wurde der angedrohte Streik nicht durchgeführt. Ein Schiedsgericht unter dem damaligen Stadtpräsidenten Dr. Hans Widmer legte die neuen erhöhten Stundenlöhne fest. Die Abmachung wurde von beiden Seiten akzeptiert. Ab 22.6.1914 bis Mai 1941 war Robert Heinrich Sulzer Vorsitzender der Delegation Sulzer Unternehmungen AG und anschliessend bis 1942 Delegierter des Verwaltungsrates der Gebr. Sulzer AG. 1943 trat er aus dem Verwaltungsrat zurück. Schwer belastet hat Robert Sulzer der Suizid seines mittleren Sohnes Jakob Heinrich am 4. Mai 1943 in Zürich im 35. Altersjahr. 1907-1952 war Sulzer Verwaltungsrat der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser, ab 1912 als Präsident. Seine hohe Gestalt wurde sein Wahrzeichen, wenn er durch die Werkstätten ging.

Er war Kavallerieoberst und Brigadekommandant, Mitglied im Technischen Verein und Alpenclub. In einer geräumigen Werkstatt hatte sich Robert Sulzer eine Naturwerkstatt eingerichtet, in der er botanische und zoologische Studien betrieb. Als Hobbyfilmer war seine Kamera auch auf allen seinen Auslandreisen mit dabei. Emma Elisa Sulzer-Forrer war Plastikerin. Sie bildete sich 1912 bis 1915 beim Bildhauer Hermann Baldin (1877-1953) in Zürich dazu aus. Sie war auch Mitglied der Künstlergruppe Winterthur. Emma Sulzer-Forrer pflegte intensive Beziehungen zu Blumen und Tieren und hielt sogar zeitweise Pfauen und Schafe. Ihre Leidenschaft aber war die Kunst. Sie malte und modellierte. Portraitköpfe und Aktfiguren in Terrakotta und Bronze beweisen das Talent und grosses Geschick. Sie war auch Vorstandmitglied des Winterthurer Galerievereins und in der Gesellschaft der schweizerischen Malerinnen und Bildhauerinnen. Auch war sie Mitglied der Künstlergruppe Winterthur und beteiligte sich damit auch an den Dezemberausstellungen. Die Gebäulichkeiten sind heute im Besitz des Kantons Zürich. Er hat dort Hardoskop untergebracht. Hardoskop bietet Menschen mit psychischer Beeinträchtigung ein differenziertes Wohngruppensystem mit Beschäftigungsangeboten. Die Institution betreut, stützt und begleitet diese Menschen in den Lebensbereichen Wohnen, Arbeit und Freizeit. Hardoskop schafft ein Umfeld, das Geborgenheit bietet und zur höchstmöglichen Integration und Selbstbestimmung befähigt.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
15.02.2023