Wirtschaft und Gastronomie

Anna Katharina Sulzer-Neuffert

Geschäftsfrau, Mitbegründerin des Sulzer-Konzerns, 1778–1858

Katharina Sulzer-Neuffert war die Mutter der beiden Firmengründer des späteren Weltunternehmens Gebrüder Sulzer AG. Sie war eine treibende Kraft in der Familie und pflegte einen regen Briefwechsel mit ihren Söhnen. Als erster Frau wurde nach ihr in Winterthur eine Strasse benannt.


Geburtsort
Leutkirch im Allgäu

Geboren
05.02.1778

Gestorben
27.01.1858


Anna Katharina Sulzer-Neuffert erlebte den Aufstieg von der Dienstbotin zur Bürgersfrau. Daguerreotypie um 1850
Foto: winbib (Signatur 172746)

Kindheit und Jugend

Anna Katharina Neuffert wuchs als Tochter eines Apothekers in Leutkirch im württembergischen Allgäu auf. Nachdem ihr Vater in der Revolutionszeit sein Vermögen verloren hatte, kam sie 1795 zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth als Dienstbotin nach Winterthur.

Von der Dienstbotin zur Vertrauten zum Familienmitglied

Katharina Neuffert wurde von Johann Sebastian und Maria Ursula Clais-Sulzer als Dienstmädchen in der Villa Lindengut angestellt. Sie soll wegen ihres Charakters, ihres Fleisses und ihrer Treue sehr geschätzt worden sein und übernahm anstelle der kränklichen Hausherrin die Aufsicht über den Haushalt. In der Villa Lindengut traf sie Johann Jakob Sulzer, den Patensohn von Maria Ursula Clais-Sulzer. Die beiden verlobten sich 1799, mussten die Heirat wegen der schwierigen Verhältnisse in der Zeit der französischen Besatzung aber bis am 9. Februar 1806 aufschieben. Am 23. November 1806 wurde Johann Jakob geboren. Drei Jahre später folgte am 1. Oktober 1809 Salomon.

Das Ehepaar Sulzer-Neuffert übernahm von Johann Jakobs Vater die mechanische Werkstatt und Giesserei im Haus «Zum Feigenbaum» (Steinberggasse 16), wo Katharina Sulzer im Betrieb mitarbeitete. Nach ersten schwierigen Jahren konnten sie das Geschäft so weit ausbauen, dass sie 1830 eine neue Giesshütte vor dem Holdertor eröffnen konnten.

Katharina Sulzer pflegte während der Lehrjahre ihrer Söhne einen regen Briefwechsel mit ihnen, in dem sich zeigt, wie dezidiert ihre Ansichten und Ratschläge sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich waren. Wie meist in dieser Zeit erfährt man sonst wenig von ihrem Wirken. Sie wird vor allem über ihren Mann und ihre Söhne fassbar.

Zusammen mit seinen Söhnen tauschte Johann Jakob Sulzer das Areal vor dem Holdertor gegen ein unbebautes Grundstück im Tössfeld, wo die Firma Gebrüder Sulzer mit ihrer Produktion begann. Das Ehepaar Sulzer-Neuffert lebte mit seinen Söhnen und deren Familien in einem Neubau an der Zürcherstrasse neben der neuen Produktionsstätte. Katharina Sulzer half im Betrieb und brachte den Arbeitern wie am alten Ort jeweils das Essen, bis sie mit 60 Jahren die Gicht bekam. Mit diesem Leiden lebte sie weitere 20 Jahre, bis sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag verstarb.

Zu dieser Zeit war der ehemalige Familienbetrieb auf über zweihundert Arbeiter angewachsen und auf dem Weg zum Weltunternehmen.

Erste Winterthurerin, nach der ein Platz benannt ist

Anna Katharina Sulzer-Neuffert war am 17. Januar 1998 die erste Winterthurerin, die mit einem eigenen Platz gewürdigt wurde. Der «Katharina Sulzer-Platz» befand sich damals mitten in der Industriebrache, aus der im Verlauf der 2000er-Jahre ein neuer Stadtteil entstand. Bereits 1991 hatten vier SP-Gemeinderätinnen im Zuge des Frauenstreiks die Umbenennung des «Holderplatzes» nach einer Frauenstimmrechterlin gefordert. Grundsätzlich sollten Frauen vermehrt im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden. Die Stadt begrüsste den Vorschlag, wartete aber bis zum Neubauprojekt im Sulzer-Areal mit dem Vorhaben ab. Vorgeschlagen wurde Katharina Sulzer-Neuffert von Historikerinnen des Vereins Frauenstadtrundgang Winterthur, die während der Recherchen zu ihrem ersten Rundgang auf sie gestossen waren und ihre Geschichte erforscht hatten.


Benutzte und weiterführende Literatur

Christian von Zimmermann: Frauenbiographik: Lebensbeschreibungen und Portraits. Gunter Narr Verlag, 2005.
Antonelli, Elisabetta: Ein Platz für Katharina Sulzer, in: Winterthurer Jahrbuch 2004, S. 144–145.
Bärtschi-Baumann, Sylvia u. a.. Frauenblicke : vier Stadtrundgänge durch Winterthur. Hg. Verein Frauenstadtrundgang Winterthur. Stiftung Edition Winterthur, 2006.
Widmer, Urs. Vier Winterthurer Frauenpersönlichkeiten, in: Winterthurer Jahrbuch 1994, S. 35-43.
Alexander Isler: Die Frau als Gattin und Mutter. Katharina Sulzer-Neuffert, in: Gertrud Villiger-Keller (Hrsg.): Die Schweizer Frau. Ein Familienbuch. Neuenburg 1911, S. 1–65.

Bibliografie

    Sulzer-Neuffert, Katharina, 1778-1858, "Stammutter"der Gebrüder Sulzer

    • Einträge 1991–2010

      TV-Film "Catharina die Grosse": Sulzer Horizonte 1991/5 m.Abb.
      Winterthurer Jahrbuch 1994 von Urs Widmer, 1Abb.

    Katharina Sulzer-Neuffert-Platz

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 1998/13 1Abb.
      Gestaltungsplan: Zürcher Heimatschutz 2002/23. - Ein Platz für Katharina Sulzer: Winterthurer Jahrbuch 2004 von Elisabetta Antonelli, m.Abb.
      Mit leisen Tönen: Hochparterre 2004/12 von René Hornung, m.Abb.
      Bestes Schweizer Projekt Landschaftsarchitektur 2004: Stadtblatt 2004/51 Zeichen der industriellen Roheit, von Marion Eberhard, 1Abb.
      Freiraum-Gestaltungs-Preis: Landbote 2005/22 1Abb.
      Einweihung, mit "Kranbahn": NZZ 2005/114 S. 55 1Abb. - In: Hönig, Roderick:Unterwegs in Zürich und Winterthur : Landschaftsarchitektur und Stadträume 2000-2009, 2009, m.Abb.


Autor/In:
Margrit Meyer
Letzte
Bearbeitung:
08.09.2023