Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Burgruine Alt-Wülflingen

Romantisch im Wald versteckt, auf einer Anhöhe über dem Totentäli liegt die Burgruine Alt-Wülflingen. Vom 18m hohen Turm ergibt sich ein schöner Blick auf die Töss und den Brühlberg, der die beiden "Stadtzipfel" Wülflingen und Töss trennt. Der schlechte Zustand des Turmes verlangte nach einer Sanierung. Aus Sicherheitsgründen musste der Turmzugang ab 2013 bis im Herbst 2018 gesperrt werden. Nun ist der Zugang wieder sicher und frei.


Adresse
um 1800: Alt-Wülflingen, Darstellung in der Gerichtsstube von Schloss Wülflingen Foto: winbib (Signatur 112836)
Alt-Wülflingen war im 10. Jhdt. Sitz der 897 erwähnten Grafen von Wülflingen. Um das Jahr 1000 ist Graf Lütold von Mömpelgard-Wülflingen Herr über den ausgedehnten Besitz um Wülflingen. Die Burg gelangte über Willebirg von Wülflingen an Kuno von Achalm, der im 11. Jhdt. dort wohnte. Inmitten der Wirren des Investiturstreits im Jahre 1056, wurde der Graf von Achalm von Kaiser Heinrich III. beauftragt den abtrünnigen Bischof von Regensburg, Gebhard III, auf seiner Burg in Wülflingen gefangen zu halten, was dieser auch tat. Nach einiger Zeit wurde Gebhard III erst auf eine andere Burg verlegt und dann wieder freigelassen. Wer während des 12.Jhdt. Herr der Festung war, ist nicht bekannt. Im 13. Jhdt. gelangt das Haus Habsburg in den Besitz von Burg und Herrschaft, zur der auch die hohe Gerichtsbarkeit gehörte.

Im 13. Jhdt. sind die Grafen von Habsburg-Kyburg als Besitzer fassbar. Diese bauten den heute noch erhaltenen Turm. Die Habsburger gaben die Herrschaft an verschiedene Adlige zu Lehen. Um 1300 waren die Herren von Hettlingen und danach jene von Seen auf der Burg. Nach dem Tod Hartmanns von Seen in der Schlacht bei Sempach (1386) ging die Burg an den Schwiegersohn, Ulrich von Landenberg-Greifensee, über. Danach waren mehrere Besitzer zu verzeichnen, unter anderem auch die Herren von Rümlang. Doch wegen Verschuldung und Betruges wird Hans Konrad von Rümlang von Zürich gefangen genommen und 1529 enthauptet. Burg und Herrschaft gehen an die Familie Steiner von Zug.

Anschliessend kaufte die Familie Escher die Burg, verlegte ihren Wohnsitz aber bald ins 1644 neu erbaute Schloss im Dorf Wülflingen. Die alte Burg wird nach verschiedenen Besitzerwechseln 1678 verlassen und zerfällt. Die Herrschaft Wülflingen wird 1760 durch Zürich aufgelöst. 1834 wird auch der zur Burg gehörende Gutshof abgebrochen. Später gelangte die Burg in die Hände der Stadt Winterthur. Die alte Burg diente noch bis ins 18. Jhdt. als Gefängnis. Die Nebenbauten zerfielen und das Material diente im 19. Jhdt. zu Neubauten in der Umgebung. 1895 erhielt der Turm eine schräge Ziegelabdeckung, die Mauerkrone wurde 1936 durch die Stadt erneuert. 1983 wurde die Burgruine saniert, da durch herabfallende Steine eine Unfallgefahr entstanden ist.

Gleichzeitig wurde der Turm zugänglich gemacht. Da nachgewiesen ist, dass am Turm früher ein Laubengang bestanden hat, wurde diese Idee wieder aufgenommen. Es wurde eine Holztreppe gebaut, die in diesen neuen Laubengang mündet. Von dort führ im Turminnern eine Wendeltreppe auf die Aussichtplattform. Von dieser kann eine schöne Aussicht auf das Schlosstal und den Lantig einerseits sowie zum Vogelsang und ins östliche Stadtgebiet genossen werden. Die Ruine Alt-Wülflingen muss saniert werden. Anfangs 21. Jhdt. galt es mit umfangreichen Steinmetzarbeiten den Turm der Ruine Alt-Wülflingen vor dem Zerfall zu retten.
Dieses Mauerwerk ist rund 1000 Jahre alt und der Regen hat dieses Steingefüge beeinträchtigt. Bei der letzten Sanierung in den 1980er-Jahren wurde darauf verzichtet mit einem Dach dieses Denkmalschutz-Objekt vor Wasser zu schützen. Die Ruine Alt-Wülflingen liegt auf rund 540 Meter über Meer und ist 18 Meter hoch. Sie kann vom Totentäli aus letztlich mit einem steilen Aufstieg nur zu Fuss erreicht werden. Bereits seit Ende 2013 war das Ausflugsziel für Familien und Schulreisen für die Öffentlichkeit aus Sicherheitsgründen gesperrt. «Die äussere und innere Schicht des Mauerwerkes haben sich voneinander gelöst, so dass die äussere zu fallen drohte.

Die Mauern werden aktuell durch Spannsets und Stahlträger zusammengehalten. Stein für Stein wird das Mauerwerk wo nötig ersetzt und stabilisiert. Durch das jahrzehntelange Fehlen des Daches lief Regenwasser zwischen die Mauern und schwemmte den zusammenhaltenden Mörtel raus. Dadurch entstand auf der einen Seite des Turmes eine bauchähnliche Wölbung von ca. 30 cm. Diese Steine werden abgebaut und mit gleichen Sandsteinen wieder ersetzt. Um die beiden Mauern schliesslich zu verbinden, wurden Edelstahlrohre durch die Steine gebohrt und die Hohlräume mit Mörtel ausgefüllt. Auf der Baustelle sind zwischen drei und fünf Arbeiter am Werk.

Seit Mitte September 2018 sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Die Burgruine zeige sich wieder in annähernd authentischem Zustand, teilten die Departemente Bau und Technische Betriebe im September 2018 mit. Die Ruine Alt Wülflingen mit dem Wehrturm ist wieder frei zugänglich. Das beliebte Ausflugsziel befand sich zuvor in so schlechtem Zustand, dass sie einzustürzen drohte. 2016 wurde deshalb zuerst ein Schutzdach aus Holz erstellt. Danach folgte die Sicherung des Mauerwerks durch eine sogenannte Vernadelung. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen und der Erhalt für die nächsten Jahrzehnte gesichert. Die gesamten Sanierungskosten belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Franken. Der Kanton Zürich hat sich mit einer knappen Million Franken aus dem Denkmalpflegefonds an den Restaurierungskosten beteiligt.

Bibliografie

    Alt-Wülflingen

    • Einträge ab 2011

      Schäpper, Tamara: Die Ruine Alt-Wülflingen wahrt ihre Geheimnisse. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 38 (2017). S. 7.

      Einträge 1991–2010

      Monika Roth-Buess. Erlebnis Tösstal, Höhlen, geologische Sehenwürdigkeiten, Burgen und Ruinen. Von M. R.-B. und Franziska Wittenwiller. Elgg, 1998, S. 54, 1Abb.
      Funde aus Raubgrabung: Archäologie im Kanton Zürich : 2003-2005. Red. : JosefGisler; Markus Stromer - Zürich ; Egg, 2006. (Berichte derKantonsarchäologie Zürich ; 18) S. 52


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023