Wirtschaft und Gastronomie

Charles Brown

Maschinenbauer, Gründer SLM, 1827–1905

Der englische Maschinenkonstrukteur Charles Brown ist der Gründer der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM. Er kam 1851 in die Schweiz, um für die Firma Gebrüder Sulzer zu arbeiten. Er verliess das Unternehmen, um sich dem Bau von Lokomotiven widmen zu können, und gründete 1871 seine eigene Fabrik unmittelbar neben dem Gelände von Sulzer.


Geburtsort
Uxbridge (heute London)

Geboren
30.06.1827

Gestorben
06.10.1905


Charles Brown um 1865
Foto: winbib (Signatur 170267)

Kindheit und Jugend

Charles Brown wurde 1827 in Uxbridge in der Nähe von London geboren. Aufgewachsen ist er im damals von der Fabrikindustrie geprägten Woolwich. 1845–1851 arbeitete er für die Firma Maudslay, Sons and Field, wo er sich mit dem Dampfmaschinenbau beschäftigte. Es handelte sich damals um eine der fortschrittlichsten Maschinenfabriken weltweit. Dort lernte er Gottlieb Hirzel kennen, den Schwager von Johann Jakob Sulzer-Hirzel. Letzterer suchte für seine geplante Maschinenfabrik einen geeigneten Konstrukteur und wollte seinen Schwager zurück nach Winterthur locken. Dieser lehnte jedoch ab, empfahl ihm aber Charles Brown.

Charles Brown bei den Gebrüdern Sulzer

Der damals 24-jährige Charles Brown nahm das Angebot dankend an, siedelte 1851 in die Schweiz über und arbeitete dort für Sulzer-Hirzel. Zu dieser Zeit hatte die Firma Sulzer etwa 100 Mitarbeiter und verfügte zwar über eine grosse Kesselschmiede und eine Giesserei, aber keine Maschinenfabrik. Brown war massgeblich am Aufbau der späteren Maschinenfabrik beteiligt und entwickelte gemeinsam mit Heinrich Sulzer-Steiner eine neue Ventildampfmaschine, mit der die Firma Sulzer berühmt wurde. In der Folge versuchte Brown die Fabrikleitung davon zu überzeugen, nun auch Dampflokomotiven herzustellen, womit er allerdings kein Gehör fand.

1862 heiratete Charles Brown die aus einer bekannten Winterthurer Familie stammende Eugénie Pfau und erhielt so Zugang zur gehobenen Gesellschaft der Stadt. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. 1871 verliess Brown nach zwanzigjähriger Tätigkeit Sulzer, damit er sich ganz dem Lokomotivbau widmen konnte. Schon bald strebte er die Gründung eines eigenen Unternehmens an.

Gründung der SLM

Der Zeitpunkt für ein solches Vorhaben war günstig, denn nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges erlebte Westeuropa einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, der den Ausbau des europäischen Bahnnetzes beflügelte. Der Bedarf an Dampflokomotiven war hoch, und Charles Brown hatte keine Mühe, Investoren für sein Projekt zu finden. So beteiligten sich die Bank in Winterthur, die beiden Basler Bankhäuser Bischoff zu St. Alban und von Speyr & Companie sowie die Mitteldeutsche Kreditbank in Meinigen an der Fabrik.

Als Standort für seine neue Anlage wählte Charles Brown Winterthur, was seinem ehemaligen Arbeitgeber nicht gefiel. Sulzer empfand die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik SLM zunehmend als direkte Konkurrenz, denn beide Firmen stellten zum Teil ähnliche Produkte her. Charles Brown übernahm die operative Leitung der neuen Fabrik und war gleichsam Fabrikplaner, Werkzeugmaschineneinkäufer, Konstrukteur und Verkäufer von Lokomotiven und Dampfmaschinen.

Weitere Karriere

1884 verliess Charles Brown die SLM und übernahm die technische Leitung in der Maschinenfabrik Oerlikon. Dort entwickelte er mit seinem Sohn Charles Eugene Lancelot Brown den ersten leistungsstarken Drehstromgenerator. Nur zwei Jahre später führte ihn sein Weg nach Italien, wo er in der Nähe von Neapel eine staatliche Marinewerkstätte leitete. Doch schon bald gab er diese Position auf und liess sich 1891 in Basel nieder. Dort verstarb er 1905 im Alter von 79 Jahren.


Nachlass:

Der Nachlass von Charles Brown liegt im Technorama Winterthur.

Benutzte und weiterführende Literatur

Vogel, Kaspar: 125 Jahre Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik, Luzern 1996.

Bibliografie

    Brown, Charles, 1827-1905, Maschinenbauer, Gründer SLM

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Chales Brown & Salomon Volkart. In: Dokumentation Urs Widmer, Personen A-Z. 3 S.

      Einträge 1991–2010

      In: Die Gründerväter von Brown-Boveri & Cie: Badener Neujahrsblätter 1991 von Norbert Lang, 1Abb.
      Schw. Industrie 1995/Sommer von Werner Catrina, m.Abb.
      Medaillen für den Konstrukteur: Landbote 2002/194 von Urs Widmer, 1Abb.
      Lokomotivbau in der Schweiz 1/4: Ysebahn.ch 2003/1 von Thomas Grell, 1Abb. [Winterthurer Dok. 2003/1]


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
20.07.2022