Politik

Fritz Studer

Jurist, Politiker, Stadtrat (SP), 1873–1945

Fritz Studer war ein wichtiger Wegbereiter der Sozialdemokratischen Partei im Kanton Zürich. Von 1907–1920 war er zudem Winterthurer Stadtrat. Der studierte Jurist war zeitweise am Bezirksgericht tätig und wurde 1932 zum Bundesrichter gewählt.


Sterbeort
Winterthur

Geburtsort
St. Petersburg

Geboren
26.06.1873

Gestorben
12.08.1945


um 1920: Gruppenbild mit v.l.n.r.: Carl Vogel (Stadtrat 1916-1933), Hans Sträuli (Stadtrat 1911-1930), Robert Wirz (Stadtrat 1920-1930), Fritz Studer, Caspar Wachter, Oskar Huber, Alfred Messer (Stadtrat 1920-1942), Jean Leuthold Foto: winbib (Signatur FotSch_021-132)

Beruflicher und politischer Werdegang

Fritz (Friedrich) Studer wurde am 26. Juni 1873 in St. Petersburg geboren und ist ab seinem dritten Lebensjahr in gutbürgerlichen Verhältnissen in Winterthur aufgewachsen. Er war der Sohn des Kaufmanns und Fabrikanten Friedrich Hartmann. Dieser war in den 1860er-Jahren nach Russland umgesiedelt und betrieb dort seit 1872 eine eigene Sägerei. Seine vier Söhne hingegen liess er in Winterthur einschulen und so bewegte sich die Familie stets zwischen Ost- und West. Nachdem Fritz Studer in Winterthur die Grundschule absolviert hatte, studierte er von 1892 bis 1896 Jurisprudenz an den Universitäten Bern, Lausanne, Berlin, Paris und Heidelberg, wo er auch promovierte.

 

Beruflich und auch Politik erklomm Fritz Studer rasch die Karriereleiter: Nach einem Jahr als Auditor war er von 1898 bis 1903 Vizepräsident des Winterthurer Bezirksgerichts. Danach arbeitete er von 1903 bis 1920 als Anwalt und von 1910 bis 1920 als Kassationsrichter.

 

Fritz Studer trat 1898 dem kantonalen Grütliverein bei. Von 1898–1907 politisierte der Grütilianer im Grossen Stadtrat.  Studer zählte zu den Befürwortern und Förderern der Trennung zwischen der Arbeiterpartei und den Demokraten. Damit wurde er zu einem wichtigen Wegbereiter der 1902 ins Leben gerufenen Sozialdemokratischen Partei des Kantons Zürich und wurde deren erster Präsident. Er zählte zu den Mitverfassern des ersten SP-Parteiprogrammes von 1904 und den Parteistatuten von 1911. Von 1912 bis 1916 war er Präsident der SP Schweiz.

Ein «roter» Polizeivorsteher während dem Generalstreik

Von 1907–1920 wirkte Fritz Studer nebenberuflich im Stadtrat und stand zuerst dem Forst- und Güteramt und ab 1916 dem Polizei- und Gesundheitsamt vor. In dieser Funktion war er mit der Bewältigung der Spanischen Grippe und dem Generalstreik konfrontiert. Er war gemeinsam mit Stadtpräsident Hans Sträuli als vermittelnde Politiker massgeblich daran beteiligt, dass es in Winterthur verhältnismässig ruhig blieb. Wichtige Massnahmen war der Verzicht auf Truppenstationierungen in der Stadt und auch das unermüdliche Bestreben die Konfliktparteien immer wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.

 

Fritz Studer politisierte aber nicht nur auf städtischer Ebene. Beinahe in derselben Zeitspanne, nämlich von 1902–1905 sass er zuerst im Kantonsrat und wurde dann 1908 als jüngstes Mitglied in den Naitonalrat gewählt, wo er bis 1920 verblieb. In Bundesbern gehörte er den Kommissionen für die Revision des Fabrikgesetzes, für das Strafgesetzbuch sowie Militärstrafrecht und der Kommission für den Beitritt zum Völkerbund an.    

1920 wechselte er zum eidgenössischen Versicherungsgericht in Luzern, wo er bis zu seiner Wahl zum Bundesrichter im Jahr 1932 verblieb.

 

Persönliches Engagement

Fritz Studer setzte sich als Mitglied der Sozialistischen Internationalen und der Interparlamentarischen Union für die internationale Verständigung und den Völkerfrieden ein. Daneben war er in verschiedenen kulturellen Vereinen aktiv, wie beispielsweise dem Musikkollegium.

Nachlass

Der persönliche Nachlass von Fritz Studer wurde 1980 an das Sozialarchiv in Zürich übergeben. Neben Korrespondenzen enthält er Lebenserinnerungen, Reden, Unterlagen zu seinen Tätigkeiten als Richter und Politiker sowie verschiedene Kommissionsakten.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Niederhäuser, Peter: Moskau hin und zurück – Winterthurer Ost-West-Geschichten, in: Winterhturer Jahrbuch 2010, Winterthur 2009, S. 155–155.
Schneider, Willi: Die Geschichte der Winterhturer Arbeiterbewegung, Winterthur 1960.

Bibliografie

    Studer, Fritz, 1873-1945, Dr. iur., Nationalrat, Stadtrat, Bundesrichter, Präsident der Schw. Sozialdemokratischen Partei

    • Einträge 1991–2010

      In: Moskau hin und zurück, Winterthurer Ost-West-Geschichten: Winterthurer Jahrbuch 2010 von Peter Niederhäuser, m.Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
20.09.2022