Politik

Stadtrat

Seit dem Spätmittelalter wird Winterthur von einem Rat aus Bürgern – später Stadtbewohnern – und einem Stadtpräsidenten regiert. Die heutige Form mit sieben Mitgliedern hat der Stadtrat mit der Gemeindeordnung von 1873 erhalten; seine Funktion und seine Kompetenzen haben sich seither allerdings mehrfach verändert. Bis 2006 war der Stadtrat von Winterthur bürgerlich dominiert. Seither hat er – mit Ausnahme der Legislatur 2014–2018 – eine linke Mehrheit.


Adresse
Stadt Winterthur
Pionierstrasse 7
8400 Winterthur
Das offizielle Stadtratsfoto 2022. Von links: Marcel Wendelspiess (Rechtskonsulent), Stefan Fritschi, Nicolas Galladé, Katrin Cometta, Michael Künzle, Christa Meier, Kaspar Bopp, Jürg Altwegg, Ansgar Simon (Stadtschreiber) Foto: Stadt Winterthur

Die Stadtregierung bis zum Ende des Ancien Régime

Winterthur wird seit dem Spätmittelalter von einem Rat regiert, der sich aus Stadtbürgern, Mitgliedern der «ratsfähigen» Familien, zusammensetzte. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Behörde dokumentiert, die sich aus dem Schultheissen (Stadtpräsidenten), dem Kleinen Rat und dem Grossen Rat zusammensetzte. Der Schultheiss wurde jährlich aus dem Kleinen Rat gewählt und stand diesem vor. Der Kleine Rat war die eigentliche Stadtregierung. Sie bestand aus zwölf Mitgliedern mit unbeschränkter Amtsdauer, neue Mitglieder ergänzte der Rat selbst aus dem Grossen Rat. Der Grosse Rat bestand aus 40 Mitgliedern, ebenfalls mit unbeschränkter Amtsdauer. Er hatte Mitsprache bei grundsätzlichen Fragen. Die Bürgerversammlung, alle Stadtbürger, bestimmten die Mitglieder des Grossen Rats und bestätigten jährlich den Schultheissen. Diese Struktur behielt die Stadtbehörde grundsätzlich bis zum Ende des Ancien Régime 1798 bei.

Der Stadtrat im 19. Jahrhundert

Nach wechselhaften Jahren von Revolution, Helvetik und Restauration erhielt die Stadt Winterthur 1831 eine neue Stadtverfassung mit klarer Gewaltentrennung. Die Bürgergemeinde als Legislative wählte den Stadtpräsidenten und den elfköpfigen Stadtrat, der zur Verwaltungsbehörde wurde. 1839 wurde die Zahl der Stadträte auf neun reduziert, 1873 auf sieben, inklusive Stadtpräsident. Die Stadtratsmitglieder wurden neu an der Urne gewählt. Die Gemeindeversammlung stimmte über Finanzen und Sachgeschäfte ab.
Diese Form hat der Stadtrat in groben Zügen bis heute beibehalten, auch wenn sich die Legislative mit der Schaffung eines Parlaments 1895 nochmals grundlegend verändert hat.

Der Stadtrat seit 1922

Die ersten Stadtratswahlen der durch die Vorgemeinden erweiterten Stadt Winterthur fanden am 4. September 1921 statt. Das war der letzte Akt der Stadtvereinigung, und damit war die neue Stadtgemeinde funktionsfähig. Die ersten sieben Stadträte hiessen: Dr. Hans Sträuli, Dem. (Stadtpräsident), Emil Bernhard SP, Jakob Büchi Dem., Emil Freitag BGB, Alfred Messer SP, Carl Vogel FDP, und Robert Wirz SP.
48 Männer und Frauen haben seit 1922 ein Stadtratsmandat ausgeübt, Michael Künzle ist der siebte Stadtpräsident. Seit 1994 (Aurelia Favre) gehört auch immer mindestens eine Frau der Stadtregierung an. Die Amtsdauern variieren zwischen zwei Jahren (Karl Ketterer) und 30 Jahren (Hans Bachmann). Bis 2006 war der Stadtrat bürgerlich dominiert. Seither regiert – mit Ausnahme der Legislatur 2014–2018 – eine linke Mehrheit. Seit 2006 sind die Grünen in der städtischen Exekutive vertreten, 2020 schafften die Grünliberalen nach mehreren erfolglosen Versuchen den Schritt in den Stadtrat.
Bis im Juli 2015 tagte der Stadtrat wöchentlich im Stadtratssaal des Semper-Stadthauses. Seither liegt sein Sitzungszimmer im sechsten Stock des Superblocks. Mit der letzten Revision der Gemeindeordnung haben sich die Kompetenzen des Stadtrats per 1. Januar 2022 leicht verändert.

Benutzte und weiterführende Literatur

Eugster, Erwin (Hg.): Winterthurer Stadtgeschichte, 2 Bde., Winterthur 2014. 
Ganz, Werner: Geschichte der Stadt Winterthur 1798–1922, Winterthur 1979.
Betschart Andres, Geiser Regula (Hg.): Winterthur – Was bisher geschah. Chronologie 1850–2014 (Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 349), Winterthur 2015.

Bibliografie

    Stadtrat

    • Einträge ab 2011

      Reduktion der Mitglieder, Artikel «Spareffekt der Berner Gemeinderatsverkleinerung kleiner als erwartet», Zeitungsartikel, Stadtblatt «Kleiner ist nicht immer feiner», Einzelinitiative Stadtrat verkleinern, Haushaltssanierung 2007; Bericht: «5 statt 7 Stadtratsmitglieder», 2002-2007, in: Doku Landbote 11/20.

      Einträge 1991–2010

      Job-sharing. Initiative für 14 Stadträte: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1993/115. - Landbote 1993/85. - NZZ 1993/86 S.55.
      Teilzeitinitiative "Frauen und Männer in den Stadtrat": Landbote 1995/210, 266. - NZZ 1995/211 S.52. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/210.
      Initiative "Fünf statt Sieben"; Studie: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 2006/87. - Landbote 2005/109, 219, 235, 2006/29, 279 1Abb.. - Stadtblatt 2005/39. - NZZ 2006/279 S. 57.
      Bürgernähe: Landbote 2006/163

    Stadtratswahlen und Gemeinderatswahlen

    • Einträge ab 2011

      Biberstein, Sandra; Sekanic, Aleks: Welche 60 von 116'935 Einwohner*innen? In: Coucou, Nr. 102 (2021). S. 14-20. m.Abb.
      Politische Stimmen aus Winterthur. In: Coucou, Nr. 102 (2021). S. 25-33. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 2010/24 Beilage Wahlen, m.Abb., 55 m.Abb.

    Stadtratswahlen 2010

    • Einträge 1991–2010

      NZZ 2009/138 S. 48, 232 S. 19, 2010/46 S. 14 Porträts Kandidaten, m.Abb.

    Stadtratswahlen 2006

    • Einträge 1991–2010

      Kandidatur Stadtpräsident Emil Manser: NZZ 2005/240 S. 55, 241 S. 59 Interview, 1Abb., 2006/7, 27 S.57. - Landbote 2005/293 1Abb., 2006/7 1Abb. 8 m.Abb., 23, 26 Lobby, 2006/36 m.Abb., 37 mAbb.. - Stadtanzeiger 2006/5. - Tages-Anzeiger 2006/36. - NZZ 2006/37 S. 43. - Stadtblatt 2006/7 Interview Rudolf Friedrich

    Stadtratswahlen 2005

    • Einträge 1991–2010

      NZZ 2005/50 S. 57, 87 S. 51 m.Abb., 129 S. 33. - Landbote 2005/91, 92, 122, 129 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2005/97, 104, 117 m.Abb., 129 m.Abb.
      2. Wahlgang: Landbote 2005/130, 132, 140, 148 1Abb., 159 m.Abb.. - NZZ 2005/132 S. 57, 159 S. 25 1Abb.. - Tages-Anzeiger 2005/144, b159 1Abb.

    Stadtratswahlen und Gemeinderatswahlen 2002

    • Einträge 1991–2010

      Stadtpräsident. Kandidaten FDP: Tages-Anzeiger 1999/24 m.Abb. [Winterthurer Dok. 1999/8].
      Landbote 2000/56.
      Kandidaten: Landbote 2001/86, 112. - Tages-Anzeiger 2001/112. - NZZ 2001/86 S. 49, 113 S. 47.
      Wahlkampf: Landbote 2001/146.
      Kandidaten: Landbote 2001/217 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2001/206 m.Abb. [Winterthurer Dok.2001/22]. - Gespräch Stahel-Wohlwend: NZZ 2002/9 S. 45 1Abb.
      Vorstellung Kandidaten: Landbote 2002/30 m.Abb.
      Podiumsgespräch: NZZ 2002/25 S. 42. - Landbote 2002/25.
      Fragen an Parteien: Landbote 2002/39.
      Wahlwerbung: Landbote 2002/48.
      Verschwundene Stimmrechtsausweise: Landbote 2002/49, 57.
      In: Landbote 2002/51. - NZZ 2002/52. - Tages-Anzeiger 2002/52.
      Stadtpräsidium: Tages-Anzeiger 2020/53. - NZZ 2002/53 S.50 m.Abb.
      Weinländer Zeitung 2002/27. - Stadtblatt 2002/9.
      2. Wahlgang Stadtpräsidium: NZZ 2002/71 S.47.
      Landbote 2002/75, 77 Wahlkampf.
      Die Gewählten: Landbote 2002/8. 6. Bilder.

    Stadtratswahlen 2001

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 2001/10. --Wahlergebnis, eine Stimme Differenz: Landbote 2001/77, 78. - NZZ 2001/73 S.48, 77 S. 35 1Abb. - Tages-Anzeiger 2001/78. - Weinländer Zeitung 2001/39.
      SP verlangt 3. Stimmenzählung: Landbote 2001/79.
      Nachzählung ? Landbote 2001/81, 82. - Tages-Anzeiger 2001/82.
      Wahlbeschwerde; Ablehnung: Weinländer Zeitung 2001/70.
      Kritik am Bezirksrat: Stadtblatt 2001/24.
      Stadtratswahlen 1977: Landbote 2001/89 von Heinz Bächinger.
      Wahlbeschwerde SP: Landbote 2001/98, 117, 118, 123 Stahl gegen Nachzählung, 124. - NZZ 2001/98 S. 49, 112 S. 43.
      Bezirksrat. Gegen Nachzählung: Landbote 2001/129. - NZZ 2001/129 S. 45. - Weinländer Zeitung 2001/64, 70. - Tages-Anzeiger 2001/129. - Stadtblatt 2001/28.
      Bezirksgerichtsentscheid: NZZ 2001/140 S. 47. - Landbote 2001/140.
      SP zieht Wahlbeschwerde weiter: Landbote 2001/154. - Tages-Anzeiger 2001/154. - NZZ 2001/154 S. 44.
      Regierungsratsentscheid; Nachzählung: Landbote 2001/220, 223. - Tages-Anzeiger 2001/220. - NZZ 2001/224 S. 53.
      Wahlergebnis für Pedergnana: Landbote 2001/227 m.Abb., 228. - NZZ 2001/227 S. 37 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2001/220+224 [Winterthurer Dok.2001/38], 227 1Abb., 232 Nachzählung. - Weinländer Zeitung 2001/112.
      Regierungsrat lehnt Bschwerde ab: Landbote 2001/272.
      Eine denkwürdige Wahl: Winterthurer Jahrbuch 2004 von Benjamin Tommer, m.Abb.

    Stadtratswahlen und Gemeinderatswahlen 1998

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 1996/213 m.Abb. - Zürcher Oberländer 1997/298. - NZZ 1998/3 S.45 Gemeinderats-Kandidaten, 24 S.57.
      Parteiprogramme: Landbote 1998/33.
      Resultate: Landbote 1998/44. - NZZ 1998/44. - Tages-Anzeiger 1998/44. - Weinländer Zeitung 1998/23


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023