Vereine und Verbände

Historischer Verein Winterthur (HVW)

Römerstrasse 8

Der Historische Verein Winterthur (HVW) wurde 1874 gegründet. Das Engagement des Vereins beinhaltet die Organisation von Vorträgen und Ausflügen. Seine Kernmission ist jedoch seit Anbeginn der Museumsbetrieb. Er unterhält die Mörsburg, das Museum Lindengut und das Museum Schaffen.


Gründungsdatum
1874


Adresse
Historischer Verein Winterthur
Römerstrasse 8
8400 Winterthur

Dr. Albert Hafner (1826-1888) war der erste Präsident des Historischen Vereins
Foto: winbib, Pétua, Léon (Signatur 171479)

Vereinsgründung und frühe Jahre

Der HVW wurde um 1874, damals noch als Historisch Antiquarischen Verein Winterthur, gegründet. Er entstand aus einer Kommission des Winterthurer Kunstvereins, die sich verselbständigte. Seine Gründungsmission war es, eine Sammlung von Antiquitäten und historischen Kunst- und Kunsthandwerksgegenständen aus dem Raum Winterthur anzulegen. Mit diesen wollte man ein Altertümer-Kabinett eröffnen. Als Tochter-Verein blieb der HVW dem Kunstverein in seiner frühen Geschichte eng verbunden.

Den ersten Schritt in Richtung eines Museums tat der HVW bereits um 1878. Er veranstaltete eine Ausstellung in einem Saal im Technikum. Darin präsentierte er lokale, europäische und aussereuropäische kunsthandwerkliche Gegenstände aus verschiedenen Zeitperioden. Das Ziel der Ausstellung war es, einen Vergleich zwischen den verschiedenen kunsthandwerklichen Stilen zu ermöglichen und damit neue handwerkliche Ansätze und Stil-Synthesen zu inspirieren.

Die Mörsburg

Am Ende des 19. Jh. bot sich dem HVW eine Möglichkeit, seinen Wunsch nach einem Museum zu verwirklichen. Der HVW hatte die Stadt Winterthur dazu gewinnen können, die Mörsburg zu renovieren und sie dem Verein für die Ausstellung seiner Sammlung zur Verfügung zu stellen. Um 1900 wurden die Renovationen abgeschlossen. Bis heute stellt der HVW einen Teil seiner Sammlung in der Mörsburg aus und übernimmt den Museumsbetrieb mithilfe einer Freiwilligengruppe.

Museum Lindengut

Nach dem Bezug der Mörsburg entwickelte der HVW neue Ambitionen. Sein neues Ziel war es, ein Winterthurer Heimastmuseum einzurichten. Um 1932 warb er mit einer Ausstellung über die Stadtgeschichte für dieses Vorhaben. Eine zweite Werbeausstellung fand im Jahr 1950 anlässlich des 75. Jubiläums des Vereins statt.

Das Anliegen des Vereins fand schliesslich Gehör bei der Stadtregierung. Sie bot dem Verein die Villa Lindengut als Standort für sein Heimatmuseum an. Der HVW sollte als Gegenleistung für die Renovation des Gebäudes aufkommen. Dank Spenden verschiedener Winterthurer Industrieller konnte der Verein diese Kosten stemmen und das Heimatmuseum konnte im Jahr 1956 feierlich eröffnen.

In seinem neuen Museum stellte der HVW verschiedene Objekte mit starkem Bezug zur Stadtgeschichte von der Antike bis zur Moderne aus. Daneben gab es im Verlauf der Jahre auch Ausstellungen über die Winterthurer Wohnkultur und über historischen Spielsachen. Neben diesen Dauerausstellungen präsentierte das Museumsteam auch regelmässig Wechselausstellungen. Diese deckten verschiedenen Aspekte der Stadtgeschichte ab. Ein Teil der damaligen Dauerausstellung ist auch heute noch im Lindengut zu sehen. Wechselausstellungen gibt es jedoch an diesem Standort keine mehr.

In den späten 80er-Jahren lancierte Winterthur ein neues Kulturförderungsprogramm. Verschiedene Museen und Kulturinstitutionen konnten sich nun neuer Subventionen erfreuen. Gleichzeitig wurden die subventionierten Institutionen - zu denen auch der HVW gehört - durch die regelmässig neu auszuhandelnden Leistungsverträge stärker an die Stadt gebunden.

Als Teil der Leistungsverträge kam von der Stadt zunehmend der Impuls, dass sie sich ein zeitgemässes Historisches Museum wünsche. Auf Seiten des HVW führte dies zu einer längeren Abklärung verschiedener Möglichkeiten. Im Endeffekt entschloss man sich dafür, dass ein neues Museumsprojekt nötig sei, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. So kamen die Wechselausstellungen im Lindengut um 2010 zu einem Ende. Dafür wurde ein neues Projekt lanciert, das sich schliesslich zum Museum Schaffen entwickeln sollte.

Museum Schaffen

Das neue Museumsprojekt des HVW durchlief in Zusammenarbeit mit der Stadt Winterthur von 2011 bis 2017 eine längere Vorbereitungsphase. Der Verein entschloss sich schliesslich für ein Museum der Arbeitsgeschichte, passend für die ehemalige Industriestadt Winterthur. Das neue Museum sollte den Namen Museum Schaffen tragen und den Spagat machen zwischen Themenmuseum und Museum der Stadtgeschichte. 2017 wurde die erste Wechselausstellung präsentiert, damals noch an einem provisorischen Standort im Sulzerareal. Nach vier Jahren als Pop-up Museum  konnte das Museum Schaffen im März 2021 an einem permanenten Standort neu eröffnet werden. Der HVW hatte eine alte Industriehalle am Lagerplatz 9 als neues Lokal gewinnen können.

Die Mörsburg und das Lindengut wurden vorwiegend durch Freiwilligenarbeit der HVW-Mitglieder betrieben. Das Museum Schaffen wird hingegen vollumfänglich von einem professionellen Team geführt. Heute ist dieses Museum der Hauptfokus des HVW und präsentiert regelmässig neue Wechselausstellungen. In seinen Ausstellungen steht der Mensch als schaffendes Wesen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Mittelpunkt.


Benutzte und weiterführende Literatur

Imhoof, Walter: 100 Jahre Historisch-antiquarischer Verein Winterthur 1874-1974, Winterthur 1974.
Mäder-Esteves, Andreas: Historische Vereine: Kulturelle Institutionen im Niedergang? Eine Fallstudie anhand des Historischen Vereins Winterthur, Zürich, 2022
Stadtbibliothek Winterthur (Hg.): Vom Bronzebeil zur WCSchüssel, 50 Jahre Museum Lindengut Winterthur, Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur Band 338, Winterthur 2007.

Bibliografie

    Historischer Verein Winterthur

    • Einträge ab 2011

      "Geschichte stiftet Identität." In: Winterthurer Zeitung, Nr. 9 (2024). S. 5. m. Abb.
      Speiser, Regina: 150 Jahre Historischer Verein Winterthur. In: Winterthurer Jahrbuch 2024. S. 168-169. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 1998/163. - 125 Jahre: Stadtblatt 1999/24 Interview Rolf Weiss, 1Abb., 28 1Abb. - Landbote 1999/157.
      Krise: Landbote 2003/147.
      Neues Konzept: Landbote 2004/128Subventionen. Weniger: Landbote 2004/219.
      Internet-Auftritt: Landbote 2005/111


Autor/In:
Andreas Maeder
Letzte
Bearbeitung:
23.07.2025