KMU und Gewerbe

Holzkorporation Oberwinterthur

Lindbergstrasse

Die HKOW Oberwinterthur wurde am 14. November 1832 gegründet. Sie besitzt zwei zusammenhängende Waldflächen in Oberwinterthur, im Lindberg, und in Ricketwil, im Andelbach. 2005 eröffnete die HKOW ein Waldschulzimmer für Waldschulunterricht.


Baujahr
1832


Adresse
Holzkorporation Oberwinterthur
Lindbergstrasse
8404 Winterthur

Holzkorporation Oberwinterthur, 2004.
Foto: winbib, Andreas Wolfensberger (Signatur FotDig_Lb_003-322)

Die Nutzung des Lindbergwalds im Mittelalter

Wie und von wem der Lindbergwald in Oberwinterthur und der Andelwaldbach in Ricketwil genutzt werden darf, beschäftigte die Menschen bereits im Mittelalter. 1472 wurden die verschiedenen Interessen am Wald erstmals im das Dorfrecht von Oberwinterthur festgehalten. Darin hiess es, dass die Dorfbevölkerung von Oberwinterthur das Recht habe, für ihre Häuser Holz zu beziehen, und dass sie ihr Vieh in der Nacht im Wald weiden lassen dürfen. Im Gegenzug forderten die Junker vom Goldenberg, die als Vögte in Oberwinterthur für Recht und Ordnung sorgten, von den Leuten Abgaben. Die Vögte handelten im Auftrag des Klosters Petershausen von Konstanz, dem neben dem Lindberg- und dem Andelbachwald auch ein Grossteil des Dorfs Oberwinterthur gehörte. Die Aufsicht über den Wald hatte ein von den Vöten eingesetzter Förster, der täglich den Wald kontrollierte und schaute, dass kein Holz unrechtmässig geschlagen oder gesammelt wurde.

Zürich im Kampf mit der Oberwinterthurer Dorfbevölkerung

1580 verkaufte das Kloster Petershausen die beiden Waldflächen in Oberwinterthur an Zürich. In dieser Zeit wuchs die Bevölkerung in Oberwinterthur stark an, was dazu führte, dass auch der Wald intensiver genutzt wurde. Während die wohlhabenden Dorfbewohner den Wald langfristig pflegen und vor allem für sich nutzen wollten, war die ärmere Bevölkerung, die aus Heimarbeiter:innen und Taglöhner:innen bestand und kein eigenes Land besass, auf die Nutzung des Waldes als Weideland und zum Holz sammeln angewiesen. 1668/69 klagte die Zürcher Obrigkeit, dass die Wälder Lindberg und Andelbach verwüstet seien: Die Bewohner:innen von Oberwinterthur hätten im Wald grossen Schaden angerichtet weil sie gerodet hätten. Trotz Androhung hoher Bussen holten die Oberwinterthurer:innen weiterhin Bauholz aus dem Wald. 1698 erliess Zürich eine Holzordnung, die nochmals betonte, dass die beiden Wälder der Herrschaft Zürich unterstehen würden. Sie erlaubte darin aber rund 90 Haushalten den Bezug von Holz gegen einen Zins. Trotz der neuen Verordnung setzten sich die Oberwinterthurer:innen aber immer wieder über die Regeln hinweg und nutzten den Wald eigenmächtig: Sie liessen ihr Vieh darin weiden, fällten Bäume und sammelten Holz und Beeren. Da konnte auch der von Zürich eingesetzte Förster, der zweimal täglich im Wald patrouillierte, wenig ausrichten. 

Zürich kapituliert und übergibt den Wald der HKOW Oberwinterthur

Da die ewigen Auseinandersetzungen mit den Oberwinterthurer:innen dem Zürcher Forstamt viel Arbeit und Kosten bei wenig Einnahmen verursachte, kam Zürich zum Schluss, den Wald an die Dorfbevölkerung abzutreten. Nach rund zwei Jahren Verhandlungen übergab der Kanton Zürich am 24. November 1832 der neugegründeten Holzkorperation Oberwinterthur (HKOW) die 400 Jucharten Wald im Lindberg und am Andelbachwald. Die HKOW sicherte dem Kanton im Gegenzug eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu und übernahm alle Pflichten. Die HKOW nahm sich ihrer Aufgabe gewissenhaft an, stellte einen Förster ein und forstete den holzleeren Wald wieder auf.  Zudem verschärfte die HKOW die Kontrolle des Waldes und verbot denjenigen Bewohner:innen, die kein verbrieftes Recht auf Holz hatten, den Zugang zum Wald. 

Statuten der HKOW

Die neu gegründete HKOW bestimmte eigene Statuten, die am 25. Februar 1833 genehmigt wurden. In diesen hielt die Korporation unter anderem folgendes fest: Es wird eine Forstkommission gewählt für die Bewältigung der administrativen Arbeiten. Die Waldarbeit wird von zwei Förstern geleitet. 1882 gehörte der Wald 46 Teilbesitzern von insgesamt 172 Klafter. 1881 wurde der gesamte Waldbesitz neu vermessen und erstmals in Hektaren angegeben. Beide Wälder umfassten eine Grösse von 153 Hektaren. Trotz grosser Übernutzung während der ersten Kriegsjahre vermehrte sich der Wald von 1934 bis 1950. Von 1932 bis 1956 baute und verbesserte die HKOW für 123'000 Franken die Strassen und Wege. 1972 standen in den beiden Wäldern zirka 75'000 Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 16 cm. Während der Wald im 19. Jahrhundert  vorallem aus Gebüschen und einzelnen Hochstämmern bestand, war er 1972  aus 55% Rottannen, 11% Weisstannen, 25% Föhren und Lärchen, 5% Buchen, 1% Eichen und 3% andere Laubhölzer zusammengesetzt. Die HKOW kaufte stetig Wald dazu, so dass der Bestand 1982 bei 158 Hektaren lag: 96,3 ha im Lindberg und 61,7 ha im Andelbachwald. 2017 besassen 75 Personen Teilrechte am Wald. 

Die HKOW heute mit Waldschulzimmer

Seit 1. Oktober 2005 betreibt die HKOW ein Walschulzimmer im Lindberg mit Waldlehrpfad und Weiher. Es wurde für den Waldschulunterricht für Schulen aber auch für Anlässe aller Art konzipiert. 


Benutzte und weiterführende Literatur

Niederhäuser, Peter. Holzfrevel, Kahlschläge und andere Waldgeschichten. In: Winterthurer Jahrbuch 2008.
175. Korporationsversammlung der HKOW. In: Oberi Zytig, Nr. 168. 2007.
Wolf, E.: 150 Jahre HKOW Oberwinterthur. In: Oberi Zytig, Nr. 45 (1982).
125 Jahre HKOW Oberwinterthur. In: Der Landbote, 29. Juli 1957.

Bibliografie

    Holzkorporation Oberwinterthur

    • Einträge 1991–2010

      175 Jahre: Landbote 2007/113 1Abb. - Oberi Zytig 2007/168 m.Abb. - Holzfrevel, Kahlschläge ...: Winterthurer Jahrbuch 2008 von Peter Niederhäuser, m.Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
05.12.2025