Bildung und Soziales

Ida Sträuli-Knüsli

Präsidentin des Frauenbundes, 1847–1918

Ida Sträuli-Knüsli (1847–1918) lernte in der Kanzlei ihres Vaters die gesetzlichen Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen kennen. Von da an setzte sie sich für Frauenrechte und Frauenanliegen ein. Sie war Mitbegründerin und 26 Jahre lang auch Präsidentin des Frauenbundes Winterthur, der noch heute unter dem Namen «familiaris winterthur» besteht.


Geboren
12.03.1847

Gestorben
12.03.1918


Ida Jakobea Sträuli-Knüsli prägte den Frauenbund Winterthur über 26 Jahre lang als Präsidentin. Aufnahme um 1900. 
Foto: winbib (Signatur 172571)

Persönlicher Werdegang

Ida Jakobea Sträuli-Knüsli wurde am 17. Februar 1847 geboren und war die älteste Tochter des Winterthurer Stadtrates und Landschreibers Hans Knüsli-Unholz. Sie wuchs gemeinsam mit ihren zwei Schwestern und drei Brüdern in Winterthur auf. Schon in der Schule fiel Ida Knüsli durch ihren aufgeweckten Geist auf. Als junges Mädchen begleitete sie ihren Vater regelmässig auf das Winterthurer Notariat und half in der Kanzlei mit. Auf diese Weise wurde sie immer wieder mit rechtlichen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen konfrontiert, die einen tiefen Eindruck bei ihr hinterliessen.

1869 heiratete sie den Kaufmann und Handelsrichter Werner Sträuli. Er war der Sohn des Seifenfabrikanten Johannes Sträuli und Gründer der Gelatinefabrik in Winterthur. Beide hielten das bürgerliche Ideal der Wohltätigkeit hoch, engagierten sich in unterschiedlichen Bereichen für soziale Anliegen und unterstützten sich gegenseitig. Als die Ärztin und Präsidentin des Schweizerischen Frauenverbandes, Caroline Farner, 1888 die Schaffung eines Frauenbundes in Winterthur (heute familiaris) initiierte, gehörte Ida Sträuli-Knüsli zu den Gründungsmitgliedern. Das Ziel des Frauenbundes war «die Beförderung und Unterstützung humanitärer Zwecke für soziale und ökonomische Hebung der Frauenwelt». 1889 eröffnete der Frauenbund in Absprache mit dem Freiwilligen Armenverein ein Mädchenheim mit integriertem Stellenvermittlungsbüro. Ein Jahr später übernahm Ida Sträuli-Knüsli das Präsidium. Sie führte und prägte den Frauenbund bis zu ihrem Tod im Jahr 1918. 

Zuerst bot der Frauenbund kostenlose Glättekurse für mittellose Frauen an. 1891 Initiierte Ida Sträuli-Knüsli die Gründung einer Haushaltungs- und Dienstbotenschule (später Berufs- und Fortbildungsschule). Noch im selben Jahr kam eine Kochschule hinzu. Ida Sträuli-Knüsli erwies sich als hervorragende Netzwerkerin. Immer wieder gelang es ihr, die Unterstützung von Vereinen und privaten Spenderinnen und Spender zu gewinnen, wie Beispielsweise der Hülfsgesellschaft Winterthur. Gleichzeitig spendeten auch sie selbst und die Familie Sträuli regelmässig grosse Geldsummen. Als Ida Stäuli 1895 gemeinsam mit der Ärztin Martha Sommer die Eröffnung einer Kinderkrippe initiierte, schenkte Werner Knüsli dem Frauenbund ein kleines Häuschen hinter dem Technikum.

Eine neue Vereinszentrale

Eine der wichtigsten Verdienste von Ida Sträuli-Knüsli war die Errichtung der «Kochschule» an der Ecke Troll-/Bahnstrasse (Trollstrasse 34a) für den Frauenbund im Jahr 1900. Ursprünglich war der Frauenbund im Haus «zum Winkel» (Technikumstrasse 12-14) untergebracht. Diese Räumlichkeiten waren aber bald zu klein und so setzte sich Ida Sträuli-Knüsli bei der Stadt für den Bau einer neuen Vereinszentrale ein. Tatsächlich überliess die Stadt dem Frauenbund eine grosszügige Landparzelle. Rasch bürgerte sich im Volksmund die Bezeichnung «Kochschule» ein, obwohl dort unter anderem auch die Haushaltungsschule einquartiert war.

Engagement und Schicksalsschläge

Ida Sträuli-Knüsli engagierte sich für die Einführung des Frauenstimmrechts und vertrat die Überzeugung, dass das Schweizer Rechtswesen durch die Mitwirkung von Frauen gerechter würde. Bald machte sich bei ihrem Ehemann eine Krankheit bemerkbar; 1913 verstarb Werner Sträuli im Alter von erst 60 Jahren nach langer Krankheit. Für Ida Sträuli-Knüsli bedeutete der frühe Verlust ihres Ehemannes eine tiefe Zäsur in ihrem Leben. Nur wenige Jahre später erkrankte sie an einem Herzleiden, dem sie 1918 erlag.


Benutzte und weiterführende Literatur

Niederhäuser, Peter: Zwischen Frauenwelt und Kinderkrippen : 125 Jahre Frauenbund Winterthur ; Familiaris Winterthur, Winterthur 2013.
Knöpfli, Adrian: Von der Herrschaft der Demokraten zu Rot-Grün, in: Winterthurer Stadtgeschichte Bd. 2., Winterthur 2014,  S. 104.
Nachruf: Ida Sträuli-Knüsli, in: Frauenbestrebungen, 01.02.1918.
Nekrolog: Ida Sträuli-Knüsli, 1918.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
07.09.2023