Architektur

Otto Bridler

Architekt, 1864–1938

Der Architekt Otto Bridler gründete mit Ernst Georg Jung das Architektenbüro «Jung und Bridler». Die Architekten spielten vor allem für den Villenbau in Winterthur eine prägende Rolle, waren aber auch für die Realisierung von Firmensitzen und diversen öffentlichen Bauten zuständig. Ab 1914 verschrieb sich Bridler beinahe ganz dem Dienst in der Armee und verliess die Firma.


Geboren
09.05.1864

Gestorben
14.05.1938


Ab 1914 widmete sich Otto Bridler gänzlich seiner Militärkarriere. Portraitaufnahme von 1929.
Foto: winbib (Signatur 170262)

Persönlicher Werdegang

Otto Bridler wurde in Altnau im Kanton Thurgau geboren und wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. In seiner Verwandtschaft gab es mehrere Theologen und Ärzte, doch Bridler hatte andere Pläne: Er besuchte die Kantonsschule in Frauenfeld und arbeitete danach für ein Jahr als Maurer und Zimmermann in einem Baugeschäft in Basel. Danach studierte er an den Technischen Hochschulen in Stuttgart, Berlin und München Architektur. Nach seinem Studium arbeitete er im Architekturbüro von Gabriel von Seidl in München. 1886 kehrte Bridler in die Schweiz zurück und besuchte die Rekrutenschule. 1891 heiratete er Hedwig Sträuli, mit der er zwei Kinder hatte. Nur zwei Jahre später wurde er Teilhaber des Winterthurer Architektenbüros von Ernst Jung, dem 1907 auch Lebrecht Völki beitrat.

Bridlers Wirken in Winterthur

Die Firma Jung und Bridler sowie Völki und Bridler spielten vor allem für den Villenbau in Winterthur eine prägende Rolle. Charakteristisch für die Architekten ist die Umsetzung der Villen im Stil der englischen Neugotik. Ebenso planten sie mehrere Siedlungen wie jene an der Jonas-Furrer-Strasse, die BGU Wohnkolonie am Vogelsang, die SLM-Siedlung an der Jägerstrasse und einzelne Häuser im Brauerquartier. Darüber hinaus setzten die Architekten eine Reihe von öffentlichen Gebäuden um, nämlich die Erweiterung des Hauptbahnhofes, die Schulhäuser St. Georgen, Heiligberg und Brühlbergstrasse sowie das Krematorium im Friedhof Rosenberg. Weiter realisierten sie verschiedene Verwaltungs- und Firmensitze, wie die Druckerei des Winterthurer Tagblattes an der Technikumstrasse 81, das Volkarthaus an der Turnstrasse 1 sowie den Erweiterungsbau der Achtnich-Fabrik an der Gertrudstrasse 13. 1898 baute Bridler auch sein eigenes Wohnhaus, die Villa Bridler an der Seidenstrasse 2 im Geiselweidquartier.

Militärkarriere

Otto Bridler verschrieb sich ab 1914 beinahe ganz dem Militärdienst, so dass er seine Tätigkeiten als Architekt bald aufgab und die Geschicke der gemeinsamen Firma  in die Hände von Lebrecht Völki legte. Dieser führte sie ab 1920 nur noch unter seinem eigenen Namen weiter. In den ersten Kriegsjahren kommandierte Bridler die Gebirgsbrigade 18. Zwischen 1917 und 1924 hatte er den Rang eines Oberstdivisionärs inne und befehligte die 6. Division, die im Bündnerland stationiert war. 1924–1931 übernahm er das Kommando über das 2. Armeekops. Nach seinem Austritt aus der Armee beschäftigte er sich intensiv mit der Schweizer Geschichte und lehrte bis 1937 Militärgeographie.

Im Alter von 74 Jahren erkrankte Bridler schwer an einer Lungenentzündung und verstarb nach einigen Wochen im Krankenbett.

Nachlass

In der Sammlung Winterthur befinden sich einige Korrespondenzen von Otto Bridler.


Benutzte und weiterführende Literatur

Kaiser, Franziska: Bridler, Otto in: Rucki/Huber (Hg.): Architektenlexikon der Schweiz. 19./20. Jahrhundert, Basel/Boston/Berlin 1998, S. 92 –93.
Nekrolog: Otto Bridler, 1864 –1938 mit Ansprachen von Pfarrer Max Frick und Bundesrat Rudolf Minger.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
29.07.2022