Wissenschaft

Otto Haab

Augenarzt, Klinikdirektor, 1850–1931

Otto Haab war ein bedeutender Augenarzt. Einen grossen Teil seines Lebens lang wirkte er in Zürich, wo er den Bau der Kantonalen Augenklinik an der Rämistrasse 73 (Heute Kunsthistorisches Institut) initiierte und als Klinikdirektor arbeitete. Weltberühmt wurde er durch die Erfindung des «Haabschen Riesenmagneten» und für seine Atlanten zur Augenheilkunde.


Sterbeort
Zürich

Geburtsort
Wülflingen

Geboren
19.04.1850

Gestorben
17.10.1931


Mit der Erfindung eines Riesenmagneten zur Entfernung von Eisensplittern wurde Otto Haab weltberühmt. Bevor sein Prototyp fertig war, nahm er den Eingriff mithilfe eines Magneten des Geographischen Instituts der ETH vor. Portraitaufnahme von 1914.
Foto: Archiv der Universität Zürich

Kindheit

Otto Haab wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen in Wülflingen auf. Er war der Sohn von Johann Kaspar Haab, seines Zeichens kaufmännischer Direktor der Papierfabrik in Wülflingen und von Amalie Haab, geborene Hegetschweiler. 1855 siedelte die Familie nach Zürich über. Als Otto Haab sieben Jahre alt war, wurde er heftig von einem Esel getreten, worauf sich sein rechtes Hüftgelenk chronisch entzündete. Seither litt er immer unter Hüftschmerzen und konnte nicht mehr richtig laufen. Haab war daraufhin Zeit seines Lebens auf einen Gehstock angewiesen. Eine sichtbare körperliche Einschränkung zu haben, war für einen Jungen im 19. Jahrhundert kein einfaches Los. Schnell wurde man als Schwächling abgestempelt. Haab liess sich allerdings nicht unterkriegen und lernte nicht nur Schlittschuhlaufen, sondern auch Bergsteigen. Nur das Tanzen wollte ihm nicht gelingen. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit schien ihm wichtig gewesen zu sein und auch in der Schule gehörte er zu den Besten seiner Klasse 

Studienjahre und Assistenzzeit

1869 immatrikulierte Otto Haab sich im Alter von 19 Jahren an der Universität Zürich. Dabei belegte er verschiedene Vorlesungen zur Chemie, Physik, Zoologie, Botanik, Innere Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe und schliesslich auch zur Augenheilkunde bei dem bekannten Professor Friedrich Horner.

Dessen Ausführungen zur Ophthalmologie begeisterten Haab dermassen, dass er sich bei Friedrich Horner um eine Assistenzstelle bewarb, die allerdings für die folgenden Jahre bereits besetzt war. Nach seinem bestandenen Doktorexamen im Jahr 1875 unternahm Haab eine ausgedehnte Studienreise, um seine Kenntnisse in Medizin und Augenheilkunde zu vertiefen. Sie führte ihn über Mailand, Venedig und Triest weiter nach Wien, Berlin, Utrecht, Snellen, Donders und schliesslich London und Paris. Im August 1876 kehrte er nach Zürich zurück und arbeitete zuerst als Volontär, dann als Assistent bei Horner. Diese Stelle war allerdings auf ein Jahr befristet. Haab spielte deshalb mit dem Gedanken, nach Ägypten auszuwandern, und begann diesbezügliche Vorbereitungen zu treffen. Horner erfuhr von diesen Plänen, weshalb er ihm den Vorschlag unterbreitete, stattdessen in Zürich zu habilitieren. Dieses Angebot wollte Haab nicht ausschlagen.

Professor und Klinikdirektor der kantonalen Augenklinik in Zürich

Als Friedrich Horner 1886 gesundheitsbedingt als Leiter der Augenklinik zurücktreten musste, wurde Otto Haab von der Medizinischen Fakultät und dem Erziehungsrat einstimmig als Nachfolger vorgeschlagen und an die Universität berufen. Ein bekannter Winterthurer Student von Otto Haab war Arthur Hahnloser. Otto Haab war massgeblich an der Durchsetzung und Planung eines Neubaus für die kantonale Augenklinik an der Rämistrasse 73 in Zürich beteiligt. Dabei wirkte er als faktischer Bauherr und Fachberater für den zuständigen Kantonsbaumeister. Nach Haabs Vorstellungen wurde 1896 die Kantonale Augenlkinik realisiert, in der er selbst bis 1919 als Klinikdirektor arbeitete. 

Klinik, Riesenmagnet und Standardwerke

Weltweit berühmt wurden die Zürcher Augenklinik und Otto Haab für die Entwicklung des sogenannten «Haabschen Riesenmagneten». Die Existenz dieses Magneten verweist auch auf ein zeittypisches Phänomen, das eine gute augenärztliche Versorgung nötig machte. Im Zuge der Industrialisierung kam es bei Fabrikarbeitern nämlich aufgrund mangelnder Schutzvorkehrungen immer wieder zu schweren Arbeitsunfällen, bei denen Eisensplitter in die Augen eindrangen. Diese wurden mittels Magnetoperation entfernt.

Otto Haab verfasste unter Anderem drei Handbücher (Atlanten) für die Augenheilkunde, die bis heute zu den bekanntesten Standardwerken gehören und immer noch erhältlich sind. Es sind dies: Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen Diagnostik. München 1895. Atlas der äusseren Erkrankungen des Auges nebst Grundriss ihrer Pathologie und Therapie. München 1899. Atlas und Grundriss der Lehre von den Augenoperationen. München 1904. Otto Haab starb 1931 in Zürich.

Nachlass

Der persönliche Nachlass von Otto Haab befindet sich im Archiv  für Medizingeschichte der Universität Zürich. Dokumente, die im Rahmen seiner Tätigkeit als Klinikdirektor entstanden sind, befinden sich im Staatsarchiv Zürich.


Pettannice, Nadia: 125 Jahre Haus des Sehens - Zum Institutsgebäude für Kunstgeschichte und Klassische Archäologie, in: 150 Jahre Kunstgeschichte an der UZH, hrsg. v. Carola Jäggi und Katja Schröck, Zürich 2022. 
Gloor, Balder: Geschichte der Universitäts-Augenklinik Zürich, in: 150 Jahre Universitäts-Augenklinik Zürich. Rückblick, Augenblick, Ausblick, hrsg. v. Klara Landau und Christoph Amstutz, Bottighofen 2012, S. 64–99.
Amsler, Marc: Chronik der Zürcher Augenklinik, in: Zürcher Spitalgeschichte, hrsg. v. Regierungsrat des Kantons Zürich, Zürich 1951, S. 353–364.

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
09.12.2022