Sport- und Freizeitanlagen

Sportanlage Deutweg

Hörnlistrasse 33

Die Sportanlage Deutweg wurde 1936 von den Turnern der Winterthurer Turnvereine überwiegend im Ehrenamt für die Austragung des Eidgenössischen Turnfestes errichtet. Seither wurde die Anlage sukzessive erweitert. Mit über 200 Veranstaltungen zählt sie heute zu den am meisten genutzten Sportanlagen der Stadt.


Baujahr
08.11.1936


Adresse
Sportanlage Deutweg
Hörnlistrasse 33
8400 Winterthur

Die Sportanlage Deutweg wurde 1936 für das Eidgenössische Turnfest errichtet. Für den Grossanlass wurden eigens Holztribünen und grosse Festzelte aufgebaut.
Foto: winbib, Adolf Kellermüller (Signatur FotKellm_002-008r)

Stolze Gastgeberin des Eidgenössischen Turnfestes

Um 1936 gab es durchaus Skepsis: Ob die Industriestadt Winterthur tatsächlich als Gastgeberin eines der grössten Turnfeste der Schweiz tauge, wurde vielerorts bezweifelt. Die Winterthurer Turnvereine belehrten alle eines Besseren. Ihre Mitglieder errichteten mehrheitlich in Fronarbeit einen über 200'000 Quadratmeter grossen Festplatz für rund 22'000 Turnerinnen und Turner. Dafür musste das Gelände eingeebnet und 22 Bäume gefällt werden. Entstanden ist eine weitläufige Sportanlage mit drei Haupttribünen, einem Fahnen- und Kommandoturm, mehreren Festhütten, Umziebaracken und einer ganzen Zeltstadt. Mit dem Erlös des Festes konnte 1937 eine weitere grosse Tribüne gebaut werden.

Von der ursprünglichen Anlage sind mittlerweile höchstens noch die Dimensionen übriggeblieben, denn das Areal wurde in der Folge sukzessive erweitert und ausgebaut. So entstand über die Jahrzehnte ein multifunktionales Sportzentrum. Das vielleicht älteste erhaltene Zeitzeugnis auf dem Areal stammt ursprünlgich nicht aus Winterthur: Es handelt sich um die Olympia-Eiche, die der Tössemer Turner Giorgio Miez 1936 der Stadt geschenkt hatte und 1949 auf dem Areal eingepflanzt wurde. 

Investition in den Sport

Trotz Weltwirtschaftskrise und knapper Finanzen investierte die Stadt Winterthur in den 1930er-Jahren rund eine Million Franken in den Ausbau ihrer Sportinfrastruktur. Im Zentrum standen der Bau neuer Turnhallen sowie die kontinuierliche Erweiterung der beiden Sportplätze Deutweg und Schützenwiese. Die umfangreichen Bauprojekte zeigen, wie sehr sich der Sport zum Massenphänomen entwickelte.

Auch Militär- und Gesundheitsbehörden unterstützten die Sportförderung – mit dem Ziel, die Wehrfähigkeit und Volksgesundheit zu stärken. Grosse Veranstaltungen und neue Trendsportarten wie Radrennen oder Fussball förderten zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl und boten der krisengeplagten Bevölkerung eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wurde auch in den unzähligen Turn- und Sportvereinen der Schweiz zelebriert. 

Modernisierung mit Hürden

1945 nahm auf der Sportanlage Deutweg die erste Lautsprecheranlage ihren Betrieb auf. In den Jahren 1956 bis 1970 folgten die Installation einer Beleuchtung für den Hauptplatz und der Ausbau der Rundbahn auf sechs Spuren. Die Anlage verfügte zu dieser Zeit auch über eine eigene Schwinghütte. 1968 liess die Stadt die erste Frauendusche einbauen, dazu kamen zwei Kleinfeldhandballplätze und 1970 eine neue Sprunganlage mit Kunststoffbelag.

Trotz laufender Erweiterungen war ein grosser Teil der Infrastruktur in den 1970er-Jahren veraltet – besonders die sanitären Anlagen und die Laufbahn entsprachen nicht mehr dem zeitgemässen Standard. 1972 reichte die Turn- und Sportplatzkommission ein Projekt für den umfassenden Umbau der Leichtathletikanlagen ein. Vorgesehen waren ein neues Tribünengebäude, zusätzliche Garderoben, ein Kiosk, eine Krafttrainingshalle und weitere Parkplätze. Die Rundbahn sollte auf acht Bahnen erweitert, mit Kunststoffbelag versehen und mit einer elektronischen Zeitmessung ausgestattet werden.

Die Stimmberechtigten der Stadt Winterthur hiessen das 2,9-Millionen-Franken-Projekt am 3. Dezember 1972 gut – mit 20'370 Ja- gegenüber 15'600 Nein-Stimmen.

Die Abstimmung fiel in eine wirtschaftlich angespannte Zeit. Die Schweiz verzeichnete nach dem Zweiten Weltkrieg ein starkes Bevölkerungswachstum, was zu akuter Wohnungsnot führte. Gleichzeitig floss viel Geld in Infrastrurbauten wie Autobahnen, Schulhäuser und Sportanlagen – die Bauwirtschaft lief heiss. Der Bund reagierte mit Eingriffen: Mehrfach verhängte der Bundesrat Baustopps für sogenannte «Luxusbauten», darunter fielen auch Sportanlagen.

So konnte zwar die erste Bauetappe bis 1973 wie geplant umgesetzt werden. Der Abbruch der alten Holzbaracken und der Neubau des Tribünengebäudes verzögerten sich jedoch – erst 1975 konnte es fertiggestellt werden.

Ein neues Kapitel: Vom Sportplatz zum Sportzentrum

In den 1990er-Jahren stellte sich erneut die Frage nach der Weiterentwicklung der Sportanlage Deutweg. Ziel war es, ein Gesamtkonzept für die Nutzung und langfristige Entwicklung des gesamten Areals zu entwerfen. Neu ins Spiel kam dabei auch der Bau einer Eissporthalle.

Politisch war es bereits der vierte Anlauf für eine Eishalle – die bisherigen Vorstösse sahen allesamt einen Ersatz der veralteten Kunsteisbahn Zelgli vor, scheiterten aber jeweils an der Urne. Mit dem Deutweg war nun ein geeigneter Standort gefunden. Das Stimmvolk bewilligte einen Kredit von 20 Millionen Franken für den Bau der Eishalle und die gleichzeitige Sanierung der Leichtathletikanlage.

Im Zuge der Bauarbeiten mussten die bestehenden Beachvolleyballfelder aufgehoben werden. Ersatz wurde 2002 beim Reitplatz in Töss geschaffen. Ein Jahr später waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen – und damit der Grundstein für das künftige «Sportzentrum Deutweg» gelegt. Rund 50 Millionen Franken investierten Private in die Weiterentwicklung des Areals zu einem Leistungszentrum für Sport. Initiant war der ehemalige Top-Banker Ulrich Kopp.

2018 eröffnete die private Betreiberin WIN4 AG den Sport- und Gesundheits-Businesspark. Herzstück ist die AXA-Arena, die seither als Heimspielstätte des HC Rychenberg dient.

Ein Ort für kleine und grosse Anlässe

Mit durchschnittlich 200 Veranstaltungen pro Jahr gehört die Sportanlage Deutweg zu den meistgenutzten Sportstätten der Stadt. In der Zeit, als Winterthur noch Garnisonsstadt war, diente das Areal auch für militärische Rekrutierungen. Bis heute ist es Austragungsort zahlreicher Wettkämpfe – darunter alljährlich «Die schnällste Wintertuurer».

Neben dem Vereins- und Schulsport nutzen unterschiedlichste Sportdisziplinen das Gelände für Training und Wettkampf. Nebst Leichtathletik werden auf dem Deutweg auch American Football, Rugby und Cricket gespielt.


Benutzte Archivalien und weiterführende Literatur

Archivalien
Stadtarchiv Winterthur, Baudossier Sportanlage Deutweg (Signatur A40/255.2)

Literatur
Keller, Jonas: Sportpark in Winterthur: Der Ausbau des Deutwegs kommt ins Parlament, in: Der Landbote, 05.03.2024.
Hudec, Tanja: Aus Wincity wird «WIN4», in: zueriost.ch, 27.07.2017.
hit: Die meistgenutzte Tribüne der Stadt kommt wieder etwas schicker daher, in: Der Landbote, 16.06.2017.
Lattmann, Thomas: Winterthur als Sporthochburg, in: Der Landbote, 27.09.2006.
mgm.: Bereit für schnelle Beine und starke Arme, in: Tages-Anzeiger, 05.09.2003.
H.Re: Ausbau der Sportanlage Deutweg, in Neue Zürcher Zeitung, 29.09.1972.

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
02.06.2025