Wissenschaft

Alfred Büchi

Ingenieur, Politiker (LdU), 1879–1959

Alfred Büchi gilt heute als der Begründer der Abgasturboaufladungs-Technik. Er erfand den Turbolader und meldete seine Erfindung zum Patent an. Büchi bemerkte, dass herkömmliche Verbrennungsmotoren einen schlechten Wirkungsgrad besitzen, weil zwei Drittel der Energie ungenutzt als Wärme mit dem Abgasstrom verloren gehen.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
11.07.1879

Gestorben
27.10.1959


Alfred Büchi um 1900. Vom ersten Patent bis zur industriellen Durchsetzung seins Abgasturboladers für Schwermotoren dauerte es über 20-Jahre. Bei den Personenwagen setzte sich der Turbolader erst ab den 1950er-Jahren durch. 
Foto: ETH Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Johannes Meiner (e-pics.ch: Portr_14271-003-A-PL)

Persönlicher Werdegang

Alferd Büchi wurde am 11. Juli 1879 als Sohn des damaligen Sulzer-Betriebschefs Johann Büchi in Winterthur geboren. Er wuchs in Winterthur und Ludwigshafen auf. In der deutschen Stadt befand sich damals eine Sulzer-Fabrikanlage. Nachdem er in Winterthur das Gymnasium besucht hatte, musste er erst nach Willen seines Vaters eine dreijährige Lehre zum Mechaniker bei den Gebrüder Sulzer absolvieren, ehe er sich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) zum Ingenieur ausbilden lassen durfte. Er schloss sein Studium im Jahr 1903 ab.

Danach arbeitete er als Ingenieur in Belgien und England. In dieser Zeit setzte er sich intensiv mit einem technischen Problem in der Thermodynamik auseinander. Er wollte die ungenutzte Brenngasenergie von Dieselmotoren nutzen und so einerseits die Leistung und gleichzeitig auch die Wirtschaftlichkeit der Motoren verbessern. Dafür entwickelte er den Abgasturbolader, den er bereits 1905 in Deutschland unter der Bezeichnung «Kohlenwasserstoff-Kraftanlage» patentieren liess.

Erfindung und Durchsetzung des Abgasturboladers

1914 konnte er seinen Abgasturbolader in der Versuchsanlage der Gebrüder Sulzer testen und weiterentwickeln. 1924 rüstete die deutsche Marine erstmals zwei Schiffsmotoren mit Büchis Abgasturbolader aus. 1926 gründete Alfred Büchi gemeinsam mit der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur, und der Brown, Boveri&Cie. AG das sogenannte Büchi-Syndikat, womit er die industrielle Umsetzung seiner Erfindung realisieren konnte. Anfangs der 1930er-Jahre führen die ersten Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn mit den Turbo-Dieselmotoren. 1935 machte er sich als Ingenieur selbständig und beschäftigte sich mit der Weiterentwicklung seiner Erfindung. 1938 produzierte die Firma Saurer den ersten Lastwagen mit dem aufgeladenen Dieselmotor. Schon bald setzte sich das «Turbolader-Prinzip» bei den Schwermotoren weltweit durch. In der Autoindustrie dauerte der Prozess wesentlich länger. Erst in den 1950er-Jahren kamen die ersten Personenwagen mit Turboaufladung auf den Markt.

Als Anerkennung für seine Verdienste im Bereich der Motorentechnik erhielt Alfred Büchi 1937 von der American Society of Mechanical Engineers die Admiral Melville-Medaille und 1938 von der ETH das Ehrendoktorat.1952 verlieh ihm das Franklin Institut in Philadelphia die Henderson-Medaille.

Militärische und politische Laufbahn

Im Militär diente Alfred Büchi als Oberst Kommandant der Artilleriebrigade 6 und wurde später Artillerie-Chef des 3. Armeekorbs. Er war über mehrere Jahre Präsident der Flugzeugsbeschaffungskommission und Festungsbaukontrolle. 1939 schaffte Alfred Büchi die Wahl in den Nationalrat. Dort vertrat er den Landesring der Unabhängigen (LdU). Abseits einiger hitziger Leserbriefe hinterliess er jedoch politisch keine grossen Spuren.

Am 27. Oktober 1959 verstarb Alfred Büchi 81-jährig. In Winterthur fand darauf eine grosse Trauerfeier statt.

Späte Ehre in Winterthur

Während Alfred Büchi zu Lebzeiten im In- und Ausland schon zu Ehren kam, dauerte es in seiner Geburtsstadt Winterthur wesentlich länger. 2012 widmete die Stadt ihm im Neuwiesenquartier den «Alfred-Büchi-Weg». Er befindet sich in der Nähe seines ehemaligen Wohnortes an der Salstrasse 20. Keine Gnade gab es hingegen für eben jenes Wohnhaus, dieses wurde 2020 abgerissen. 


Benutzte und weiterführende Literatur:

o.A.: Trauerfeier für Dr. Ing. h.c. Alfred Büchi, in: Winterthurer Arbeiterzeitung, 31. Oktober 1959.
E.D.: Dr. In. H.c. A.J. Büchi achzigjährig, in: Neue Zürcher Zeitung, 11. Juli 1959.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
12.09.2023