Politik

Emil Frei

Lehrer, Stadtrat (SP), Nationalrat, 1897–1987

Emil Frei war von 1930 bis 1962 Stadtrat in Winterthur und sass von 1939 bis 1963 im Nationalrat. Er prägte das Winterthurer Schulwesen und begründete in den 1950er-Jahren die Elternfortbildung in der Schweiz.


Geburtsort
Horgen

Geboren
01.07.1897

Gestorben
06.12.1987


Emil Frei, Stadtrat 1930-1962
Foto: winbib (Signatur 171182)

Jugend und beruflicher Werdegang

Emil Frei wurde am 1. Juli 1887 in Horgen geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule erwarb er das Primarlehrerpatent im Seminar Küsnacht. Eine feste Anstellung als Lehrer fand er jedoch nicht, sondern musste sich bis 1922 mit verschiedenen Vikariaten begnügen. 1922–1923 arbeitete er als Verweser in Kloten und nur ein Jahr später unterrichtete er in Wülflingen als Primarlehrer.

Politische Laufbahn

Seit 1918 war Emil Frei ein engagiertes Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und schaffte 1928 die Wahl in den Grossen Gemeinderat. Ab 1929 war er Präsident der SP in Winterthur und wurde 1930 in den Stadtrat gewählt. Dort leitete er das Schulamt. Seine Amtszeit war geprägt von der Weltwirtschaftskrise und einer stetigen Raumnot an den städtischen Schulen. Frei setzte sich während seiner Amtszeit besonders für die Reform der Oberstufe sowie die Einführung von Förderklassen und Sonderschulen ein.

1932–1940 sass Emil Frei im Zürcher Kantonsrat und 1939–1963 auch im Nationalrat. Seine inhaltlichen Schwerpunkte lagen in der Sozial- und Kulturpolitik. Auf eidgenössischer Ebene wirkte er als Mitglied der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission. Gemeinsam mit seinen Parteikollegen Hans Oprecht und Valentin Gitermann gehörte Frei zu den führenden Köpfen der Zürcher Sozialdemokratie. 1962 trat Frei altersbedingt zurück. Seine Nachfolge übernahm sein Parteikollege Franz Schiegg (SP).

Begründer der Elternfortbildung

Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Frei politisch gegen die Erwerbstätigkeit von Müttern und publizierte 1951 das Buch «Missbrauchte Mütterkraft oder Die Erwerbsarbeit der Mütter und ihre Folgen». Einerseits führte er darin die steigende Jugendkriminalität  auf die Berufstätigkeit der Mütter zurück, die andererseits gezwungen seien zu Arbeiten, da die Löhne der Väter nicht mehr ausreichten, um die Familie als Alleinverdiener durchzubringen.  National bekannt wurde er 1952 als Begründer der Elternfortbildung, die er in Winterthur in der seit 1943 besthenden Elternschule einführte – ein Modell, dass später in vielen anderen Kantonen übernommen wurde.  Der engagierte Lehrer verfasste zudem mehrere pädagogische Schriften.

Benutzte und weiterführende Literatur

Schaufelberger, Hans: Die Stadt Winterthur im 20. Jahrhundert. Eine Chronik mit begleitenden Texten. Neue helvetische Gesellschaft, Winterthur 1991, S. 256–257.
Frei, Emil: Die Elternschule. Dargestellt auf Grund von Winterthurer Erfahrungen seit 1943, 2. Aufl., Winterthur 1957.
Frei, Emil: Missbrauchte Mütterkraft oder Die Erwerbsarbeit der Mütter und ihre Folgen, Winterthur 1951.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
20.09.2022