Siedlungen

Wohnkolonie Schooren

Schoorenstrasse 3-33 in Oberwinterthur

Bis in die 1930er Jahre war das Gebiet im Schooren in Oberwinterthur hauptsächlich Weideland. In den 1930er Jahren kaufte der Verwaltungsrat der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur, im Gebiet Schooren Land und baute um der allgemeinen Wohnungsnot entgegenzuwirken die Wohnkolonie Schooren. In einer zweiten, dritten und vierten Etappe wurde die Kolonie an der Pfaffenwiesenstrasse erweitert.


Baujahr
1941


In der Mitte des Bildes sind die Häuser mit Schopfanbau der Wohnkolonie Schooren an der Pfaffenwiesenstrasse und etwas weiter hinten die Häuser an der Schoorenstrasse zu sehen, 1951.
Foto: winbib, Verlag: Rudolf Suter ( -1988), Oberrieden (Signatur: Oberwinterthur (Quartier) 57_38)

Die GebW reagiert auf die Wohnungsnot

Bis in die 1930er Jahre war das Gebiet im Schooren in Oberwinterthur hauptsächlich Weideland für Schafe und Kühe und gehörte mehrheitlich den Bauern in Zinzikon. Als in den 1930er Jahren der Wohnraum immer knapper wurde und der soziale Wohnungsbau durch den Bund während des Zweiten Weltkrieges intensive Förderung erhielt, beschloss der Verwaltungsrat der "Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur" (GebW) im Gebiet Schooren in Oberwinterthur, wo er günstig 25'000 Quadratmeter Land kaufen konnte, eine Wohnkolonie zu bauen.

Bau erste Etappe «Wohnkolonie Schooren» am Schoorenweg

In einer ersten Etappe erstellte die GebW 16 Einfamilienhäuser an der Schoorenstrasse 3-33. Geplant und die Bauleitung inne hatte der Winterthurer Architekt Hans Ninck. Er entschied sich für den Bau von Doppeleinfamilienhäusern. Die im First getrennten Häuser mit Schopf waren zu zweien zusammengebaut. Der Bau eines Doppelhauses sparte gegenüber dem Bau von Einfamilienhäusern Baukosten und liess eine bessere Ausnutzung von Strasse, Werkleitungen und Kanalisation zu. Für den Bau teilte er das Land in 15 Meter breite Streifen ein und legte die Häuser zu Strasse hin versetzt an. So entstand eine lockere und heimelige Bebauung, die verhinderte, dass die Bewohner:innen in die Häuser der anderen Bewohner:innen sehen konnten. Am 1. Juli 1941 konnten die ersten 16 Häuser bezogen werden. Sie waren 45 m² gross und bestanden aus einer Küche mit einem elektrischen Kochherd und einem mit Holzfeuerung, einer Waschküche und vier oder sechs Zimmern sowie einem Keller. Geheizt wurde mit einem Kachelofen in der Stube mit Feuerung in der Küche. Der Schopf diente dazu, Garten- und Futtermittel zu lagern, oder Kleinvieh zu halten. Jedes Haus verfügte zudem über ein abgeschlossenes Gebiet rund um seine Doppelhaushälfte. Dazu gehörte 1'400 m² Pflanzland zur Selbstversorgung, um dort Gemüse, Obst und Beeren anzubauen.

Finanzierung und Weiterverkauf

Der soziale Wohnungsbau erfuhr während des Zweiten Weltkrieges eine intensive Förderung durch Bund, Kanton und Stadt. Die Wohnkolonie Schooren entstand im Rahmen dieses Förderungsprogramms und wurde durch Subventionen von Bund, Kanton und Stadt Winterthur sowie der Firma Gebrüder Sulzer AG unterstützt. Damit die GebW mit den Häusern nicht zu lange finanziell belastet war, konnten die Mieter:innen nach einer zweijährigen Bewährungsfrist das Haus zum Selbstkostenpreis kaufen. Die Mieter:innen mussten in dieser Zeit zeigen, dass sie ihrem Haus Sorge tragen und es gut bewirtschaften. Ein Haus kostete total 21'700 Franken.

Bau der zweiten, dritten und vierten Etappe Wohnkolonie Schooren an der Pfaffenwiesenstrasse

Bereits 1941 lagen Pläne für eine Erweiterung der Wohnkolonie Schooren auf der Pfaffenwiese vor. Im Januar 1943 nahm die GebW in einer zweiten Etappe den Bau von 16 Doppelhäusern an der Pfaffenwiesenstrasse in Angriff. In einer dritten Etappe entstanden 1948 nochmals zwei Doppelhäuser mit sechs Zimmern und 12 Vierzimmerdoppelhäuser an der Pfaffenwiesenstrasse. Im selben Jahr baute Hans Ninck für die GebW an der Pfaffenwiesenstrasse 57-121 in einer vierten Etappe zudem 30 Reiheneinfamilienhäuser.


Benutzte und weiterführende Literatur

Grieshaber, Erwin: Wie ich den Verein erlebte – eine Erfolgsgeschichte. In: Oberi Zytig, Nr. 197 (2013)
Vogel, Kaspar: 125 Jahre Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur. Winterthur, 1997.
Wanzek, Jörg: Ein Quartier ins Visier genommen. In: Oberi Zytig, Nr. 61 (1986)
75 Jahre Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Winterthur, 1971.
Medici-Mall, Katharina: Hermann Julius Siegrist (1894-1978). In: archithese 6-83. Winterthur 1924-45. 1983.
Ländliche Bauten von Arch. H. Ninck, Winterthur. In: Schweizerische Bauzeitung. Bd. 121, Nr. 3. 1943.
Ketterer, Karl: Stadtrandsiedlungen in Winterthur. In: Wohnen, Band 17, Heft 1, 1942.
 

Bibliografie

    Pfaffenwiesenstrasse, Oberwinterthur

    • Einträge ab 2011

      Grieshaber, Erwin: Wie ich den Verein erlebte - eine Erfolgsgeschichte. In: Oberi Zytig, Nr. 197, Jg. 40 (2013), S. 10. m. Abb.
      Grieshaber, Erwin: "Sit achzg Jahr git's s' Quartiär PfaffäwiesäSchoorä." In: Oberi Zytig, Nr. 250 (2023). S. 5. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Treffen ehemaliger Bewohner, Erinnerungen: Landbote 2008/118 1Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
05.12.2025