Schulbauten und Kindergärten

Kindergarten Schützenwiese

Schützenstrasse 15

Das Kindergartengebäude Schützenwiese wurde im Jahr 1739 als Schützenhaus beim Nägelitor an der Stadthausstrasse gebaut. 1837 wurde es abgebrochen, an der Schützenstrasse 15 wieder aufgebaut und bis 1869 als Schützenhaus genutzt. Danach war es ein Wohnhaus bis es 1937 zum Kindergarten umfunktioniert wurde. Das Haus brannte 2022 vollständig ab.


Baujahr
1739 (1837 )

Abgebrannt
2022


Adresse
Kindergarten Schützenwiese
Schützenstrasse 15
8400 Winterthur ZH

Nägelitürli mit Schützenhaus von 1739 und Schützenstand, 1867
Foto: winbib, Jakob Ziegler-Sulzberger (Signatur 024790_O)

Die Schützenhäuser am Nägeli- und Schmidtor

1551 stellte der Rat der «Gesellschaft der Bogenschützen» vor dem Schmidtor ein kleines Schützenhäuschen zu Verfügung. Nachdem die ersten Gewehre in der Stadt aufkamen, schlossen sich ihre Besitzer zur «Gesellschaft der Feuerschützen» zusammen. Schultheiss und Rat stellten daraufhin auch den «Feuerschützen» neben dem Nägelitor und vor dem Kornhaus (heute: Stadthausstrasse 39) einen Schiessstand zu Verfügung. Die Schützen schossen fortan entlang des Fischweihers, der sich längs des  Stadtgrabens vom Kornhaus bis zum Obertor erstreckte, in Richtung Obertor. 1592 erhielten die «Feuerschützen» am nördlichen Grabenrand (heute: Bushaltestelle Stadthaus, beim Schulhaus Altstadt) ein einfaches Schützenhaus. 1739 wurde das schlichte Schützenhaus durch einen repräsentativen Bau ersetzt. Das neue Haus war dreigeschossig und mit einem Satteldach ausgestattet. Die Fenster waren mit gemalten Ranken umrahmt.

Das Schützenhaus zieht um

Die Lage des Schützenhauses mit Schiessstand in unmittelbarer Nähe zu den Stadttoren erwies sich mit der Zeit als immer ungünstiger. Bereits 1602 kam es zu einem tödlichen Unfall. Als 1804 der Graben vom Schmidtor bis zum Nägelitor in eine Promenade umgewandelt worden war, nahm die Gefahr nochmals zu. Nachdem eine Frau fast von einer Kugel getroffen worden war, verfügte der Rat 1830 für den Schiessstand vor dem Nägelitor ein Schiessverbot. Er schlug den Schützen vor nun beim Brühlberg zu trainieren, was die Schützengesellschaft jedoch ablehnte. Man versuchte durch Landkäufe im Lind und im Wildbach Raum für eine neue Schiessanlage zu erwerben. 1836 schlug die Gemeindeversammlung vor Schützenhaus, Schiess- und Scheibenstand auf die Spital- oder Teufelsmühlewiese zu verlegen. Zuerst rekurrierten die Schützen gegen den Vorschlag, willigten dann aber doch ein. Weil ein Neubau des Schützenhauses zu kostspielig gewesen wäre, wurde das Schützenhaus beim Nägelitor 1837 unter der Leitung des Zimmermeisters Weber und des Maurermeisters Sulzer abgebaut und als zweigeschossiger klassizistischer Satteldachbau auf der Spitalmühlewiese (heute: Schützenstrasse 15) wiederaufgebaut. Der Stadtrat erklärte das Schützenhaus und den Schiessstandplatz am 9. Mai 1838 zu ihrem Eigentum. Den Feuer-, Bogen und Armbrustschützen sprach sie die freie Nutzung des Schützenhauses und der Schiessanlage für Übungen und Versammlungen zu. In der übrigen Zeit wollte der Stadtrat über die Nutzung des Schützenhauses verfügen. 1842 hielt er fest, dass das Haus auch für militärische Übungen und bei Krieg oder während Epidemien von der Stadt genutzt werden kann. 

Schützenhaus, Wohnhaus und Kindergarten

1869 beschloss die Stadt die Schiessanalage auf die Äckerwiesen zu verlegen, wo neben einem Büro- auch ein Wirtschaftshaus geplant war. Die Stadt bezahlte 20'000 Franken an den Bau . Nachdem die Schützen die Neubauten auf den Äckerwiesen 1870 bezogen hatten, mussten sie ihre Ansprüche auf das alte Schützenhaus abtreten. Dieses wurde nach 1870 als Wohnhaus genutzt bis es 1937 zum Kindergarten umfunktioniert wurde. Die Wohnung im Obergeschoss, die seit 1838 bestand, blieb bestehen und wurde zur Hausabwartswohnung. 2015 wurde der Kindergarten Neuwiesen in Kindergarten Schützenwiese umbenannt. Bis 2022 besuchten im ehemaligen Schützenhaus 60 Kinder in drei Klassen den Kindergarten.

Grossbrand im Dezember 2022

Das Gebäude, das im kommunalen Inventar der schützenswerten Bauten aufgeführt ist, brannte am Dienstag, 20.12.2022 vollständig ab. Über 100 Feuerwehleute waren im Einsatz um das Feuer, das gegen 5 Uhr morgens ausbrach, zu löschen.


Benutzte und weiterführende Literatur

Kägi, Hans: Von Schützenhaus zu Schützenhaus. In: Winterthurer Jahrbuch, 1958.
Brand beschäftigt die Feuerwehr die ganze Nacht. In: Landbote, 20.12.2022. 
Brand gelöscht, Kindergarten in Schutt und Asche. In: Landbote, 21.12.2022.

Bibliografie

    Kindergarten Neuwiesen bzw. Schützenstrasse

    • Einträge ab 2011

      Portmann, Sandro: Grossbrand im Kindergarten. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 51 (2022). S. 9. m. Abb.
      Moeschlin, Kathrin: Vom Schützenhaus zum Kindergarten. In: Winterthurer Jahrbuch, 2023. S. 102-105. m.Abb.
      Westermann, Reto: Städtebau. Provisorium für drei Kindergartenklassen. In: Winterthurer Jahrbuch 2023. S. 151, m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Sanierung: Landbote 2005/46


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
14.07.2023