Schulbauten und Kindergärten

Schulhaus Rebwiesen

Rebwiesenstrasse 15

Das Schule Rebwiesen nahm im August 1980 den Betrieb auf. Etwa 160 Kinder besuchen die Primarschule. Das Gebäude wurde in Systembauweise mit vorfabrizierten Betonelementen errichtet.


Baujahr
1980

Erweitert
1990er/2015


Adresse
Schulhaus Rebwiesen
Rebwiesenstrasse 15
8406 Winterthur

Das Schulhaus Rebwiesen wurde auf einer vergleichsweise kleinen Parzelle im Schlosstalquartier in Töss gebaut. Der Name nimmt Bezug auf den Weinanbau, der bis ins 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Gemeinde Töss gehörte. Die Fotografie zeigt die aufgestellten Profile im Oktober 1978.
Foto: winbib (Signatur 081544)

Ein neues Schulhaus für Töss

Im Gegensatz zu anderen Stadtkreisen wuchs die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Töss nicht rasant an. Dennoch machte sich die Stadt Gedanken über die künftige Schulraumplanung. Nachdem 1963 das Oberstufenschulhaus Rosenau in Betrieb genommen werden konnte, waren die Kapazitäten für einige Jahre ausreichend und auch alle Werkschülerinnen und -schüler konnten nun wieder in Töss unterrichtet werden. Während für die Oberstufen nun genügend Schulraum zur Verfügung stand, war der Raum in den Primarschulen begrenzt. Bei steigendem Bedarf wollte die Stadt ursprünglich das Schulhaus Gutenberg weiter ausbauen. Gegen Ende der 1960er-Jahre veränderten sich diese Pläne: Anstatt alle Schülerinnen und Schüler im Areal rund um die reformierte Kirche zu konzentrieren, sollte ein neues Schulgebäude auf der anderen Seite der Zürcherstrasse entstehen und so für eine bessere Verteilung der Kinder und Jugendlichen sorgen. Damals war ebenfalls bereits vorgesehen, dass dereinst ein Schulhaus für das Quartier Dättnau gebaut werden soll.

«Einfach, kompakt, wirtschaftlich und attraktiv»

Um Kosten zu sparen, setzte die Stadt auf die sogenannte Systembauweise mit normierten und vorfabrizierten Betonelementen. Diese wurden von der Firma Peikert Contract AG in Zug hergestellt. Dieses System war bereits beim Schulhaus Oberseen angewandt worden und hatte die Stadt überzeugt. Ebenso wollten die Behörden 1972 den Beweis erbringen, dass Schulhäuser auch schnell gebaut werden können und keine «6-8 Jahre verstreichen müssen» von der Planung bis zum Bezug. Deshalb verzichtete sie auf einen Architekturwettbewerb und erteilte einen Direktauftrag an das Zürcher Architekturbüro Guhl, Lechner und Philipp.

Die ursprünglichen Ambitionen erfuhren dann aber in Bezug auf die Schnelligkeit der Umsetzung bald einige Dämpfer. Anfangs der 1970er-Jahre geriet nämlich die Wohnbautätigkeit in Winterthur ins Stocken und auch die Zahl der Geburten nahm im Vergleich zu den Vorjahren ab. Diese Faktoren und Entwicklungen sorgten dafür, dass die Stadt ihr Schulraumprogramm korrigierte. Aus Angst vor Überkapazitäten wurde die Zahl der geplanten Schulzimmer erst von zwölf auf neun und dann auf sieben Klassenzimmer und ein Reservezimmer reduziert. Auch die ursprünglich vorgesehene Doppelturnhalle musste einer einzelnen Halle weichen. Durch die Raumeinsparungen gerieten allerdings die Proportionen des Schulhauses völlig durcheinander und so musste 1977 das ganze Projekt überarbeitet und teilweise neu konzipiert werden.

Bei einem so kleinen Schulhaus wies die Systembauweise zudem keinen nennenswerten finanziellen Vorteil mehr gegenüber der konventionellen Bauweise auf. Deshalb prüfte die Stadt die Frage, ob stattdessen nicht auf die konventionelle Bauweise umgesattelt werden sollte. Schliesslich hielt sie an der Systembauweise fest, mitunter auch wegen der veranschlagten Bauzeit von nur einem Jahr. Am 28. Mai 1978 bewilligte das Stimmvolk den Baukredit von 5.686 Millionen Franken.

Der südlich der Schlosstalstrasse gelegene und von der Rebwiesen- und der Emil-Klöti-Strasse flankierte Baugrund war vergleichsweise eng bemessen und bot aufgrund verschiedener weiteren Gegebenheiten einige planerische Herausforderungen. Die Architekten lösten die Aufgabe durch zwei kompakte Baukuben, die sich in einen viergeschossigen Klassen- und einen zweigeschossigen Turnhallentrakt aufteilen. Die beiden quadratischen Kuben verfügen über architektonisch markante runde Anbauten, welche die Treppenhäuser enthalten. Die Aussenanlagen kamen auf zwei Ebenen zu liegen. So verfügte das Schulhaus ursprünglich neben dem Pausenhof über eine grosse Spielwiese sowie einen Hartplatz und eine 80-m-Laufbahn.

Ein «fröhliches Schulhaus»

Der Spatenstich für das neue Schulhaus erfolgte am 23.10.1978. Bei seiner Rede erklärte der zuständige Schulvorsteher Franz Schiegg (SP) den Namen des Schulhauses. Dieser verweist auf die ursprünglich zentrale wirtschaftliche Bedeutung des Weinanbaus für die Gemeinde Töss. Nachdem Schiegg ausführlich dargelegt hatte, dass es in Töss früher sehr viele Wirtschaften gab, die Tössemer Behörden niemals ohne ihren «Schoppen» getagt hätten und sogar den Täuflingen gerne etwas Wein eingeträufelt worden sei, schloss er mit den Worten: «Und es geht ja auch heute nicht um den Anbau von Reben (und auch nicht, wie man vielleicht aus dem bisher Gesagten etwa ableiten könnte, um eine Trinkerheilanstalt), sondern um den Baubeginn eines fröhlichen – hoffentlich keines feuchtfröhlichen – Schulhauses.» Das «feuchtfröhlich» bezog er dabei nicht auf die künftige Jugend, die das Schulhaus dereinst frequentieren würde, sondern auf den Anwesenden Architekten Walter Philipp, den er damit augenzwinkernd ermahnte, keine Bauschäden zu verursachen.

Eigentlich hätte das Schulhaus bereits per Weihnachten 1979 fertiggestellt sein sollen, doch es kam zu einigen Verzögerungen. Schuld war allerdings nicht übermässiger Weingenuss, sondern sie waren Folgen von Produktions- und Lieferschwierigkeiten bei den Fenstern. Ein bautechnisches Spektakel bildete die Anlieferung und Montage der über 320 Fertigelemente. Am 15. Juni 1979 war der Rohbau fertiggestellt und am 21. April 1980 konnten die ersten sechs Schulklassen das neue Schulhaus beziehen. Die offiziellen Einweihungsfeierlichkeiten fanden am 13. September 1980 statt.

Schon bald machte das Schulhaus Rebwiesen Schlagzeilen, weil sich Lehrerinnen und Lehrer über die schlechte Schallisolation in den Klassenzimmern beschwerten. Ursache für die Geräuschemissionen waren die aus Spargründen nicht abgedichteten Fugen zwischen den Fertigelementen. Dieser Mangel wurde dann einige Zeit später behoben. Mitte der 1990er-Jahre wurde der Klassentrakt erweitert und im Jahr 2015 folgte die Errichtung eines Schulpavillons. Ca. 160 Kinder werden seither im Schulhaus Rebwiesen unterrichtet. 

«Kunst mit dem Bau»

Die Architekten wollten für ihr Schulhaus in Sachen «Kunst am Bau» anders vorgehen als ihre Vorgänger. Während es überwiegend üblich war, die Kunstprojekte erst nach Vollendung der Baute auszuschreiben, wurden die Winterthurer Künstler Rainer Alfred Auer, Arthur Tim Landheer sowie Heinz Müller Tosa beim Schulhaus Rebwiesen schon während der Planungsphase einbezogen und übernahmen eine beratende Funktion. So entstand die Kunst mit dem Bau. Alfred Auer wählte für sein Werk die Kassettendecke in der Eingangshalle. Dort gestaltete er einen achtteiligen Farbakkord, der sich von der Decke ausgehend durch die verschiedenen Stockwerke zieht. Arthur Tim Landheer steuerte dem Bau graphische Elemente an den Türen und den offenen Rohrführungen bei.

Der Aussenbereich wurde von Heinz Müller-Tosa gestaltet. Sein Werk «Sonnenschatten» symbolisiert den Tagesablauf und besteht aus einem markanten gelben Segeldach, das sich über den Eingangshof spannt und mit den orangenen Farbflächen an den Wänden korrespondiert. Durch die natürlichen Schattenwürfe der Schulgebäude verändert sich die Komposition im Verlauf des Tages.    


Benutzte Quellen und weiterführende Literatur:

Stadtarchiv Winterthur: Baudossiers, Schulhaus Rebwiesen (Signatur: A40/142.1–16)
Neuweiler, Erna: Erster Spatenstich für Schulhaus Rebwiesen, in: Der Landbote, 24.10.1978
Neuweiler, Erna: Projekte für 56.6 Mio. sind im Bau, in: Der Landbote, 05.12.1979
Neuweiler, Erna: Nebengeräusche im «Rebwiesen», in: Der Landbote, 10.01.1981

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
06.09.2023