Wirtschaft und Gastronomie

Friedrich Ludwig Imhoof-Hotze

Kaufmann, Textilfabrikant, Kunstmäzen, 1807–1893

Friedrich Ludwig Imhoof-Hotze war ein Winterthurer Tuchhändler und Kunstmäzen. Seine Firma konzentrierte sich auf den Tuchexport nach Konstantinopel, die Levante und später auch Ostindien, Singapur und Java.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
11.08.1807

Gestorben
21.12.1893


Friedrich Imhoof-Hotze 1807-1893, Kaufmann. Ölbild von Johann Caspar Weidenmann um 1840
Foto: winbib, Johann Caspar Weidenmann (Signatur PORT_4.262-2)

Kindheit und Jugend

Friedrich Ludwig Imhoof-Hotze wurde am 11. August 1807 im Haus zur Gans an der Obergasse 17 geboren. Dort führten seine Eltern ein Spezereigeschäft. Die Kindheit fiel in die Zeit kurz nach dem Zerfall der Helvetischen Republik. Ab 1812 besuchte Imhoof eine Privatschule bei Fräulein Sulzberger, die ihm das Lesen und Schreiben beibrachte. Dies offenbar so erfolgreich, dass Friedrich Imhoof darauf das erste Schuljahr überspringen und gleich in die zweite Klasse eintreten konnte. Dort herrschte unter dem Lehrer Stoll ein weit strengeres Regiment. Dieser schreckte nicht davor zurück seine Schüler mit einem Ochsenschwanz zu züchtigen.

 

Friedrich Imhoof versuchte sich dem Schulunterricht unter Angabe falscher Behauptungen zu entziehen. Diese Posse wurde aber bald entlarvt. Auch in der oberen Abteilung der Schule herrschten strenge Regeln. Ein gutes Verhältnis hatte er hingegen zum Pfarrer Johannes Hanhart und dem damaligen Schulrektor Johann Conrad Troll. Sein Lieblingslehrer war jedoch Johann Jakob Sulzer, bei dem er Geometrie und Zeichnen hatte. Im Alter von 15 Jahren wohnte Imhoof zeitweise bei einem Pfarrer in Vevey, damit er dort Französisch lernen konnte. Neben Französisch und Italienisch wurde er dort auch in der Malerei unterrichtet, was ihm sehr gut entsprach.

 

1823 kehrte er nach Winterthur zurück und trat eine Lehre als Kaufmann im familieneigenen Spezereiladen an. Gleichzeitig war sein Vater auch gemeinsam mit Gottlieb Andreas Hirzel unter dem Firmennamen Imhoof, Hirzel & Co. im Bauwollhandel tätig. Dieser Geschäftszweig interessierte den jungen Friedrich Imhoof sehr und so liess sich Hirzel schliesslich dazu überreden ihn als Lehrling aufzunehmen.

Handel zwischen Konstantinopel und Winterthur

1826 verliess Imhoof Winterthur und reiste über Mailand und Venedig nach Triest wo er eine Volontärstelle annahm. Später zog es ihn weiter nach Florenz und Livorno, wo er sechs Jahre für die Firma P. Senn & Cie. arbeitete. Danach bereiste er Italien und Malta. 1829 kehrte er wieder nach Winterthur zurück und trat wieder in das väterliche Geschäft ein. Dort waren aber die Aufträge derart zurückgegangen, dass Imhoof nicht genügend Arbeit hatte und sein Glück deshalb nur wenige Jahre später wieder im Ausland suchte. Diesmal zog es ihn nach 1830 nach Konstantinopel (Istanbul).

 

Dort nahm er eine Stelle bei einem ungarisch-deutschen Geschäftspartner seines Vaters an. Schon bald wurde er vom Handelshaus Hulka damit beauftragt deren Interessen in der Schweiz zu vertreten. 1832 kehrte Imhoof wieder nach Winterthur zurück und stieg abermals in die Firma seines Vaters ein, die nun jedoch Imhoof&Forrer hiess. In dieser Zeit handelte er mit Textilien aus der Ostschweiz, die er eigens für den Markt in Konstantinopel und dem mittleren Osten färben liess. Imhoof war damit ein Exportpionier für die Türkei und die Levante.  1833 heiratete er Sophie Hotze aus Richterswil. Zwischen 1835 und 1848 erreichte der Tuchhandel seine Hochblüte. Imhoof-Hotze besass Geschäftsniederlassungen und Vertretungen in London, Marseille, Mailand, Genua, Livorno, Venedig, Konstantinopel, Smyrna und Beirut. Schon bald aber wurde die Konkurrenz auf den Levante-Handel aufmerksam, so dass Imhoof-Hotze seine Geschäftstätigkeit ab 1853 auf Ostindien, Singapur und Java ausdehnte.

 

Um sein Geschäftsnetzwerk zu unterhalten handelte er nicht nur mit Textilien, sondern beteiligte sich auch selbst an Fabriken im Toggenburg. 1852 kaufte er das Benediktinerkloster Fischingen und richtete dort eine Buntweberei ein.  

Kauf der Villa Bühl

Schon lange hatte Friedrich Imhoof-Hotze den Wunsch gehegt eine Villa ausserhalb des Stadtkerns zu beziehen. 1846 erwarb er von der Witwe des Botanikers Philippe de Clairville die Sommerresidenz zum Bühl. Imhoof-Hotze liess vom Architekten Johann Georg Müller von Will Pläne für einen Neubau der Villa entwerfen, die jedoch nie ausgeführt wurden. Der Neubau erfolgte 1850 schliesslich durch den Zürcher Architekt Johann Jakob Breitlinger.

Frühe Erblindung

Ab 1846 machte sich schon bald ein schweres Augenleiden bei Friedrich Imhoof-Hotze bemerkbar. Obwohl die Ärzte ihm dazu rieten sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen, wollte Imhoof-Hotze mit tüchtigem Beispiel für seinen Sohn Friedrich vorangehen. Dieser war nämlich als Nachfolger seines Geschäfts vorgesehen. Doch Friedrich Imhoof junior hatte andere Interessen. Er wollte sein Leben der Wissenschaft und Numismatik widmen und bat deshalb seinen Vater 1870 um die Erlaubnis, auf eine Laufbahn als Kaufmann verzichten zu dürfen. Imhoof-Hotze gab dem Wunsch seines Sohnes nach. Planmässig liquidierte er zwischen 1870 und 1875 alle seine Geschäfte.

Bedeutender Winterthurer Mäzen

Das frühe Augenleiden von Friedrich Imhoof-Hotze verhinderte ein grosses öffentliches Engagement in der Politik oder die Besetzung von öffentlichen Ämtern. Allerdings war der reiche Tuchhändler ein grosser Förderer der örtlichen Kunst und Musik. So stiftete er der Stadtkirche die Glasgemälde für den Chor und später die gesamte Kirche und beteiligte sich auch an der Finanzierung für die Restaurierung der Orgel und Glocken. Gemeinsam mit seinem Sohn übernahm er die Finanzierung der Freitreppe beim Stadthaus und der Vitodura-Statue auf dem Giebel. Auch die Stadtbibliothek, das Einwohnerspital und die kantonale Augenklinik in Zürich wurden mit grossen Beiträgen unterstützt. Ebenfalls förderte er mehrere Musiker und Maler unter anderen August Weckesser, Rudolf Koller und Adolf Stäbli.

 

Friedrich Ludwig Imhoof-Hotze verstarb am 21. Dezember 1893 in Winterthur. Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof Rosenberg. 


Benutzte und weiterführende Literatur:

Barth, Hans: Friedrich Ludwig Imhoof-Hotze. Ein Lebensbild nach seinen Aufzeichnungen und Briefen bearbeitet. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 1905 (Nr. 240), Winterthur 1904.

Bibliografie

    Imhoof-Hotze, Friedrich, 1807-1894, Kaufmann

    • Einträge 1991–2010

      Handelsunternehmen: In: Stefan Sigerist. Schweizer in Asien. Schaffhausen, 2001. S. 37


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
03.09.2022