Kunst und Kultur

Heinz Keller

Holzschneider und Maler, 1928–2019

Heinz Keller war ein Schweizer Künstler und Holzschneider aus Winterthur. Nach einer Ausbildung als Grafiker wandte er sich früh der Kunst zu. Seine Werke erzählen von Menschen am Rand der Gesellschaft und wurden sowohl national als auch international ausgestellt.


Geburtsort
Winterthur-Wülflingen

Geboren
29.11.1928

Gestorben
29.09.2019


Holzschneider Heinz Keller bei der Arbeit seinem Atelier in Seen im Jahr 1974.
Foto: winbib (Signatur FotRenold_1870_32)

Persönlicher Werdegang

Heinz Keller wuchs zusammen mit seiner Schwester Heidi Keller in Wülflingen auf. Ihr Vater arbeitete im Gutsbetrieb der Kantonalen Heil- und Pflegeanstalt. Durch den direkten Kontakt mit den hospitalisierten Menschen entwickelten die beiden Kinder früh ein Verständnis für Menschen, die anders waren. Sie erlebten auch mit, wie diese zum Teil von der Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt wurden.

Für Heinz Keller stand schon früh fest, dass er Maler werden wollte. Um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, absolvierte er zwischen 1945 und 1949 eine Lehre als Grafiker-Lithograf bei der Winterthurer Firma Meyerhofer & Co. Anschliessend besuchte er die Fachklasse für Grafik an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von 1950 bis 1962 arbeitete er als Gebrauchsgrafiker in einer Winterthurer Druckerei. In seiner Freizeit betätigte er sich bereits künstlerisch als Holzschneider und Maler.

1955 heiratete er Sylvia Keller, mit der er zwei Kinder hatte. Im selben Jahr erhielt er ein Reisestipendium des Kunstvereins Winterthur, das ihm einen Aufenthalt auf den italienischen Inseln Lipari und Stromboli ermöglichte. 1957 trat er der Künstlergruppe Winterthur bei, und ein Jahr später widmete ihm die Galerie ABC in Winterthur seine erste Einzelausstellung.

1960 trat Heinz Keller der internationalen Vereinigung der Holzschneider:innen Xylon bei. In dieser Zeit entstanden auch seine ersten grossformatigen Holzschnitte. Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit Heinz Engel und Walter Kerker die Fachzeitschrift Xylon, die Originalholzschnitte publizierte. Dafür nutzten sie eine alte Heidelberger Schnellpresse in Winterthur.

Ein Leben für die Kunst

Die Kunst nahm in seinem Leben einen immer grösseren Stellenwert ein. 1962 gab er seine Tätigkeit als Grafiker auf und arbeitete fortan als selbständiger Künstler. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in dieser Zeit als Aquarellist, Zeichner und Illustrator.

Zwischen 1964 und 1981 unternahm er mehrere Reisen in den Balkan, wo er mit der traditionellen Bauernmalerei in Kontakt kam. Die Menschen, Landschaften und Motive dieser Region prägten sein zukünftiges Schaffen nachhaltig. Heinz Keller erzählte mit seinen Werken Geschichten – meist von Menschen, die in irgendeiner Weise anders sind oder schwierige Erfahrungen gemacht haben, etwa durch Armut, Krankheit oder Flucht.

1968 wurde er mit dem Carl-Heinrich-Ernst-Kunstpreis ausgezeichnet. Es folgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, unter anderem an der internationalen Biennale für farbige Originalgrafik, den Xylon-Triennalen und der Grafik-Biennale in Krakau.

Künstlerisch entfaltete sich Heinz Keller vor allem im Bereich des Holzschnittes. Dort fand er zu seiner eigenen, unverwechselbaren Bildsprache. 1970 erhielt er den Auftrag, die Wandbilder für das Kirchgemeindehaus Winterthur-Seen zu gestalten. Er entwarf auswechselbare Tafeln zu den Themen Weihnachten, Kreuzigung, Auferstehung und Pfingsten und druckte die mehrfarbigen Holzschnitte auf Leinen.

Lokal verankert, international vernetzt

1972 richtete er sich neben seinem Wohnhaus ein geräumiges Atelier ein. 1976 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Sylvia Keller den Sonnenberg Presse-Verlag und publizierte mehrere Werke, darunter Holzschnittbücher. Das Ehepaar bildete über Jahrzehnte eine produktive Schaffensgemeinschaft. Es erschienen auch gemeinsame Publikationen, in denen er die Bilder und seine ältere Schwester Heidi Keller die Texte beisteuerte.

1981 zeigte das Gewerbemuseum Winterthur erstmals das gesamte Holzschnittwerk Heinz Kellers. Er war bei der Ausstellung regelmässig selbst anwesend und führte das Publikum in seine Technik und seine Motivwelt ein.

1986 gestaltete er ein Wandbild für die Schalterhalle der Post Seen, 1993 folgte eine grosse Einzelausstellung im Gewerbemuseum Winterthur. 1995 schuf er die 15-teilige Holzschnittfolge Nacht über Bosnien, die eindringliche Bilder des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien zeigt.

In den 2000er-Jahren fand Heinz Keller in London eine neue Inspirationsquelle, der er ebenfalls eigene Werkzyklen widmete.

 

Einer der bekanntesten Holzschneider der Schweiz

Heinz Keller galt als einer der bedeutendsten Holzschneider der Schweiz. Er blieb bis ins hohe Alter als Maler künstlerisch tätig. 2018 erschien mit der Mappe In dieser Zeit voller Angst und Elend sein letztes vollendetes Werk – eine Serie von Pinselzeichnungen.

Heinz Keller verstarb 2019, nur zwei Wochen nach seiner Ehefrau Sylvia, in seinem Wohnhaus in Winterthur-Seen.


Benutzte und weiterführende Literatur

Wehrli, Daniel: Siene Holzschnitte zeigen Leben und Tod, Lust und Leid, schwarz-weiss und farbenfroh, in: Seemer Bote, Februar 2024.
Kirchheim, Eva: Heinz Keller, Nachruf, in: Winterthurer Jahrbuch, 2021, S. 189.
Maas, Angelika: Der brügerliche Mensch, in: Winterthurer Jahrbuch, 2020, S. 79–82.
Maas, Angelika: Ein Geschichtenerzähler mit Sinn fürs grosse Ganze, in: Der Landbote, 07.10.2019.
Maas, Angelika: Aus dem Helldunkel gelebter Zeit, in: Der Landbote, 10.11.2018.
Heinz Keller: Der Wirklichkeit Gesichter schneiden. Die Holzschnitte von 1951–1993 mit Begleitsätzen von Rainer Stöckli, Winterthur 1993.
Schneider, Alfred: Heinz Keller. Zeichner. Holzschneider. Maler, Bern 1986.

Bibliografie

    Keller, Heinz, 1928-2019, Holzschneider

    • Einträge ab 2011

      Maas, Angelika: Der brüderliche Mensch. In: Winterthurer Jahrbuch 2020. S. 78-82. m.Abb.
      Stickel, Bernhard: Heinz Keller 1928-2019. Teil 2: Seine Spuren in Seen. In: Seemer Bote, Nr. 262 (2020). S. 30-31. m.Abb.
      Kirchheim, Eva: Nachrufe. Heinz Keller. In: Winterthurer Jahrbuch 2021. S. 189. m.Abb.
      Wehrli, Daniel: Seine Holzschnitte zeigen Leben und Tod, Lust und Leid, schwarz-weiss und farbenfroh. In: Seemer Bote, Nr. 280 (2024). S. 20-23. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      65: Landbote 1993/276 von Beat Kuhn, m.Abb. - Andelfinger Zeitung 1993/139 m.Abb. - Zürcher Oberländer 1993/278 m.Abb.
      Ausstellungen: Frauenfeld: Landbote 1993/41 1Abb. - Gewerbemuseum. 1993: Tössthaler 1993/92. - Landbote 1993/192 1Abb., 198 von Georg Rutka m.Abb. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1993/193. - Uster: Landbote 1995/263. - NZZ 1995/271.
      Unterstammheim: Andelfinger Zeitung 1995/141. - Bülach: Landbote 1996/271 von Kathrin Gebert-Kuhn, 1Abb.
      Kunstsalon Wolsberg, Zürich: Landbote 1998/38 m.Abb.
      Preis für Originalgraphik 1996: Zürcher Unterländer 1996/270 1Abb.
      Buchillustration Rückert, Vom Bäumlein...: Landbote 1997/270 von Angelika Maass, 1Abb.
      Holzschnitte von London: Landbote 2001/298.
      Mappe "Underground": Landbote 2006/254 1Abb.
      Ausstellung Galerie am Platz, Eglisau: Landbote 2006/292 von Luzia Cavegn, m.Abb.
      Sonnenberg Presse. 30 Jahre: Seemer Bote 2007/Feb. - Wandbild Post Seen: Seemer Bote 2007/197 1Abb.
      80: Landbote 2008/237 von Angelika Maass, m.Abb.
      London, Schauplatz des Daseins: Landbote 2010/139 von Angelika Maass, m.Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
19.07.2025