Anlässe, Brauchtum und Feste

1. Augustfeiern

1891 fand die erste Bundesfeier in Winterthur statt. Ein gutes halbes Jahrhundert später feierten die verschiedenen Stadtteile und Quartiere je eigene 1. Augustfeiern mit eigenem Festprogramm. Ende der 1990er Jahren gaben viele Quartiere ihre Feier wegen des grossen Aufwandes wieder auf. 2025 gab es nebst der Hauptfeier in der Altstadt in Hegi eine Kreisbundfeier für Oberwinterthur. Das Organisationskomitee 1. August Iberg veranstaltete für Seen/Iberg auf dem Sässel eine Bundesfeier und das Organisationskomitee 1. August Neuburg stellte in Grüeberen Neuburg ein Fest auf die Beine.


Gründungsdatum
1891


1891 feierte Winterthur zum ersten Mal den 1. August. Restaurant Gotthard am Bahnhofplatz geschmückt für Bundesfeier, 1897.
Foto: (winbib, Signatur 061056_O)

Die erste Bundesfeier in Winterthur am 1. August 1891

Die erste Bundesfeier in Winterthur fand im Jahr 1891 statt. Damals feierte die Eidgenossenschaft im Rahmen der 600-Jahr-Feier zum ersten Mal gesamtschweizerisch den 1. August. Die Hauptfeier fand in Schwyz statt. Für Personen, die aus finanziellen oder zeitlichen Gründen nicht in die Innerschweiz reisen konnten, boten die Städte eigene Feiern an. Für Winterthur war das Fest eine grosse Sache, die gut geplant wurde. Im Gasthaus zum Wilden Mann am Obertor trafen sich die Verantwortlichen und klärten neben Fragen zur Dekoration auch Personalfragen. Über 50 Personen suchte der Schützenverein für den Betrieb der Festhütte. Am 1. August 1891 war es dann soweit. Um 6 Uhr früh begannen die Festivitäten mit 22 Kanonenschüssen und die Kadettenmusik spielte auf. Gegen 9 Uhr machte sich der Festzug in Richtung Schützenwiese bereit, wo um 10 Uhr der Festakt geplant war. Am Festzug nahmen unter anderem Schüler:innen der Primarschule, der Metallarbeitsschule, der Mädchensekundarschule und der Industrieschule teil. Auch einige Vereine wie der Tambourenverein, die Stadtmusik, der Turnverein und der Schützenverein waren auf der Marschroute von der Museumsstrasse über die Marktgasse zur Rudolfstrasse bis hin zum Festplatz anzutreffen. Auf der Schützenwiese wurde die Landeshymne gesungen und Gymnasiast:innen führten den "Rütlischwur" aus Schillers "Wilhelm Tell" auf. Am Abend gab es auf dem Bäumli ein Höhenfeuer und ein Feuerwerk.

1. Augustfeier während dem Zweiten Weltkrieg 1940

Während dem Zweiten Weltkrieg weckte am 1. August 1940 um 6 Uhr morgens der Stadtposaunenchor, der auf der Plattform der Stadtkirche spielte, die Bevölkerung mit einem Choralspiel. Anschliessend fand eine Spendensammlung für die Schweizerische Nationalspende, das Rote Kreuz und für bedürftige Familien von Wehrpersonen statt. Am Nachmittag gab es bei den Altersheimen und Krankenhäusern Liedervorträge des Jodler-Doppelquartetts. Um 13 Uhr trat die Jugend zu Wettspielen auf der Sport- und Turnanlage Deutweg an. Danach fand um 16.30 Uhr die Jugend-Bundesfeier und um 20 Uhr das Bundesfeiergeläute statt. Die Abendfeier wurde auf dem Museumsplatz mit der Stadtmusik, Trachtengruppen, den Kadetten und den Pfadfindenden ausgerichtet. Zur Feier des Tages waren das Stadthaus, der Springbrunnen und die Stadtkirche beleuchtet.

Grosse Auswahl an 1. Augustfeiern in den 1950er Jahren

In den 1950er Jahren fanden in Winterthur an verschiedenen Orten 1. Augustfeiern statt. In der Altstadt organisierte die Bundesfeierkommission Winterthur-Stadt, auf dem Brühlberg die Bundesfeierkommission Töss-Tössfeld-Brühlberg, in Veltheim das Bundesfeierkomitee Veltheim und in Oberwinterthur die Bundesfeierkommission Oberwinterthur das Fest. In Seen kümmerte sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein Seen um die Organisation und in Hegi, Reutlingen und Wülflingen die entsprechenden Ortsvereine. In Stadel und Neuburg organisierten die dort ansässigen Chöre je eine Feier. 1951 vereinbarten die Winterthurer Bundesfeierkommissionen, sich gegenseitig in der Planung und Organisation zu unterstützen: Die Bundesfeierkommission Winterthur-Stadt holte die Polizeibewilligungen für alle Bundesfeiern ein und inserierte in der Lokalzeitung alle Anlässe. Gemeinsam beschlossen wurde zudem, dass die einzelnen Ortskommissionen entsprechend der bundesrätlichen Empfehlung darauf achten, dass alle öffentlichen Gebäude beflaggt werden und mit dem Läuten der Kirchenglocken in den einzelnen Orten der Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft gedacht wird.

Engagement nimmt ab

Grundsätzlich änderte sich im Laufe der Jahre wenig. Bis anfangs der 1990er Jahre hatten die meisten Stadtkreise und auch einzelne Quartiere ihr eigenes Festprogramm. Der Stadtkreis Winterthur-Stadt und Töss feierten im Waldhof auf dem Brühlberg mit Festwirtschaft und Höhenfeuer. In Hegi fand die Feier beim Schloss Hegi statt. In Wülflingen wurde in Neuburg auf dem Dorfplatz und mit einem Feuer auf dem Kramer oder auf dem Taggenberg mit Höhenfeuer der 1. August gefeiert. In Oberwinterthur fand die Feier im Schulhaus Lindberg statt, während im Stadtkreis Seen beim Florenhof an der Chörlibergstrasse in Oberseen eine Festwirtschaft aufgebaut wurde. In Veltheim fand das Fest auf dem Güetli statt und in Iberg organisierte der Männerchor eine 1. Augustfeier auf dem Dorfplatz mit Fackelumzug, Höhenfeuer und Feuerwerk. Ende der 1990er Jahre wurde es für viele der Organisatoren zunehmend schwierig engagierte Vereine zu finden, die bereit waren eine Festwirtschaft zu betreiben. Seen musste seine Feier 1998 absagen und auch der Quartierverein Schooren hatte seine Feier bereits ein paar Jahre zuvor aufgegeben. 

Drei offizielle Bundesfeiern 2009

Im Jahr 2009 fanden in der Stadt Winterthur drei offizielle Bundesfeiern statt, die von der Stadt unterstützt wurden. Die Hauptfeier der Stadt fand auf dem Brühlberg beim Waldhof mit Ansprachen, Höhenfeuer und Feuerwerk statt. In Hegi organisierten die Quartier- und Ortsvereine des Stadtkreises Oberwinterthur im Schlossgarten des Schloss Hegi eine gemeinsame Feier, ebenfalls mit Ansprachen, Höhenfeuer und Feuerwerk. In Wülflingen feierte man das Fest auf dem Taggenberg mit Höhenfeuer und Feuerwerk.

1. Augustfeier 2025

2025 startete die Stadt Winterthur den 1. August mit einem Turmkonzert. Auf dem Nordturm der Stadtkirche spielte um 9.30 Uhr die Brassband Winterthur. Um 10 Uhr folgte ein Stadtrundgang zum Thema "Aus dem Gestern wuchs das Heute – Winterthur im Wandel 1798-2025". Um 12 Uhr fand der Festakt im Stadthaus mit verschiedenen Reden und einem anschliessenden Apéro statt. Neben der Hauptfeier in der Altstadt organisierte der Ortsverein Hegi eine Kreisbundfeier für Oberwinterthur in der Halle 710. Das Organisationskomitee 1. August Iberg veranstaltete eine Bundesfeier für Seen/Iberg auf dem Sässel. Das Organisationskomitee 1. August Neuburg stellte in Grüeberen Neuburg ein Fest auf die Beine.


Benutzte und weiterführende Literatur

Scholz, Michael: «Gölä können wir uns nicht leisten». In: Landbote, 29.7.2009.
Quartiere bald ohne Bundesfeiern? In: Der Landbote, 9.7.1998.
Schillers Schwur und Metzger Liechtis Festwürst. In: Landbote, 29.7.1996.
Vereinbarung Bundesfeierkommissionen, 1951.
Bundesfeier in Winterthur, 1940.
Programm und Zugsordnung Bundesfeier in Winterthur, 1891.

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
18.08.2025